Vorarlberg

Radgipfel erstmals in Vorarlberg

08.09.2023 • 20:10 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Um Kinder zu schützen, müssen Autos beim Überholen mehr Abstand halten.<span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Um Kinder zu schützen, müssen Autos beim Überholen mehr Abstand halten.Klaus Hartinger

Von Montag bis Dienstag findet in Hohenems der Österreichische Radgipfel statt. Warum Vorarlberg eine Vorreiterrolle hat und was es zu verbessern gibt.

Der vierzehnte Österreichische Radgipfel findet dieses mal in Vorarlberg statt. Vom 11. bis 12. September werden bei der Fahrrad-Fachkonferenz etwa Gäste wie die Bundesministerin für Mobilität und Umwelt Lenore Gewessler oder der Verkehrsminister von Baden-Württemnberg Winfried Hermann Vorträge zum Thema Fahrrad halten. Dass für den diesjährigen Radgipfel die Stadt Hohenems ausgewählt wurde, begründet Mobilitätslandesrat Daniel Zadra damit, dass Hohenems viel im Bereich Radverkehr umsetze. Auch sei dies eine Möglichkeit, dass nationale und internationale Gästen eine andere Stadt als sonst oft die Hauptstadt kennenlernen können. Auch für die Öffentlichkeit sind einzelne Veranstaltungen zugänglich: Morgen wird in Hohenems das Radfest mit abschließender Radparade gefeiert. Ebenso der Vortrag von Andreas Jäger am Dienstag zum Thema, wie die Klimakrise mit dem Fahrrad bewältigt werden kann, ist für alle zugänglich.

Bei Vmobil wird vermehrt auf die Kombination von Fahrrad und Bahn gesetzt. <span class="copyright">Paulitsch</span>
Bei Vmobil wird vermehrt auf die Kombination von Fahrrad und Bahn gesetzt. Paulitsch

Vorbild Vorarlberg

Darüber, dass der Österreichisch Radgipfel das erste mal in Vorarlberg abgehalten wird, zeigen sich sowohl die Leiterin des Smart Mobility Bereichs von Vmobil Verena Seethaler-Steidl und Zadra stolz. Der Grüne Landesrat bezeichnet es als „besondere Ehre“. Seethaler-Steidl meint: „Es ist ein Lob, was in Vorarlberg gemacht wird.“ Dabei betonen beide die „Vorreiterrolle“, welche Vorarlberg beim Thema Fahrrad einnimmt. Das Land liegt nämlich unter anderem mit 16 Prozent der in Vorarlberg zurückgelegten Wege mit dem Fahrrad an der Spitze im Bundesländervergleich, erzählen beide. Ein Teil der Vorarlberger Vorzeigeprojekte in Sachen Fahrradverkehr, wie etwa die Fahrradboxen an den Bahnhöfen, dass Bahnhöfe schnell für die Vorarlberger erreichbar sind, Bike and Ride, die Leihräder in Lustenau oder die Fahrradabteile in den Zügen will Seethaler-Steidl teilweise den gastierenden Experten kommende Woche zeigen und freut sich auf ein Feedback.

In Vorarlberg werden 16 Prozente der Wege mit Rad zurückgelegt.<span class="copyright"> Hartinger</span>
In Vorarlberg werden 16 Prozente der Wege mit Rad zurückgelegt. Hartinger

Zadra hebt als positive Beispiele im Land die Investitionen in die Radinfrastruktur und die Höhe der Förderungszahlen von E-Bikes im Vergleich mit anderen Bundesländern hervor. Etwa sind laut dem Grünen Landesrat im Jahr 2022 in Vorarlberg mit 4336 E-Bikes am meisten Elektroräder gefördert worden. Als Vergleich: in der viel einwohnerstärkeren Stadt Wien wurden 118 E-Bikes gefördert.

Projektleiterin Smart Mobility bei Vmobil Verena Seethaler-Steidl. <span class="copyright">VVV/Stefan Kothner</span>
Projektleiterin Smart Mobility bei Vmobil Verena Seethaler-Steidl. VVV/Stefan Kothner

Doch auf diesen Erfolgen möchte man sich wohl nicht einfach ausruhen. „Damit wir das gelbe Trikot verteidigen und es nicht verlieren, müssen wir gemeinsam strampeln“, erklärt der Mobilitätslandesrat, dass man am Ball bleiben muss. Damit lehnt er sich mit dem Bild an das „gelbe Trikot“ an, welches bei Etappenrennen wie der Tour de France den führenden Teilnehmer kennzeichnet.

Was es zu tun gibt

So gibt es noch einige Baustellen. Etwa sieht Zadra Aufholbedarf beim Thema Sicherheit der bei bestimmten Gefahrenstellen. Seethaler-Steidl spricht ebenso nicht optimale Sicherheitsbedingungen bei Straßen, die eigentlich Hauptverkehrsrouten sind, an. Derartige Gefahrenstellen gehören laut Zadra entschärft. Etwa wird derzeit die Stelle bei der Autobahnauffahrt Lauterach finalisiert und voraussichtlich in wenigen Wochen eröffnet. Anschließend sind Maßnahmen bei der L 190 geplant. Für die Sicherheit von Radfahrern wurde mit der Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) im Oktober 2022 außerdem die Vorschrift eingeführt, dass Autofahrer beim Überholen von Fahrradfahrer 1,5 Meter beziehungsweise zwei Meter Abstand halten müssen. Zahlen von Abstandsmessungen zeigen jedoch, dass dies nicht eingehalten wird und viele nicht von dieser neuen Regelung wissen. Zadra möchte mit einer Bewusstseinskampagne dem künftig entgegenwirken. „Wer schon einmal mit einem Kind Fahrrad gefahren ist, weiß, wie wichtig das ist“, bekräftigt er. Auch spricht er sich für eine verpflichtende Ausstattung von Lkws mit Abbiegeassistenten als Vorbeugung von Unfällen aus.

In Lustenau gibt es Leihräder. <span class="copyright">Paultisch</span>
In Lustenau gibt es Leihräder. Paultisch

Für die Berufstätigen, die lieber zum Auto zurückgreifen, weil der Radweg ein großer Umweg darstellt, sieht Vorarlbergs Radverkehrsstrategie „Kettenreaktion“ Radschnellverbindungen vor, etwa die umgesetzte Bregenzer Pipeline und die aktuelle Baustelle für die Radverbindung Vorderland und Am Kumma zwischen Götzis und dem Bahnhof Klaus. Für den Baubeginn der zweiten Etappe beim Abschnitt Sattelberg werde noch im Behördenverfahren auf grünes Licht erwartet.
Ebenso auf das Go der Behörden wird bei der in der Novelle der StVO vorgesehene Rechtsabbiegen bei Rot gewartet. Im Bezirk Bregenz und Lustenau wurden bereits verkehrstechnische Gutachten gemacht und „mehrere Kreuzungen als geeignet identifiziert“, so Zadra. So soll eine kürzer Radfahrt mit weniger Absteigen bei Kreuzungen ermöglicht werden.

Das Thema Radweg wird laut Zadra immer mehr priorisiert. Die Bereitschaft und der Bedarf der Gemeinden sei im Vergleich zur Vergangenheit vermehrt da, doch Zadra betont, dass er noch ein größeres Budget bräuchte, um dies erfüllen zu können.