Vorarlberg

Wie ein Organisationstalent Bücher und Menschen in Bewegung bringt

17.09.2025 • 12:12 Uhr
Vera Fechtig
Vera Fechtig schreibt für ihr Leben gern und organisiert die erste Vorarlberger Buchmesse. Grönnebaum

Interview. Vera Fechtig ist Sachbuch-Mentorin und hat jüngst ihr neuestes Buch „Das liest doch eh keiner?!“ veröffentlicht. Zusammen mit Bianca Ender organisiert sie Vorarlbergs erste Buchmesse (auch) für Erwachsene.

Sie haben jüngst ein Buch geschrieben – für wen?
Vera Fechtig: Meinen Ratgeber „Das liest doch eh keiner?!“ habe ich für andere Selbstständige und Unternehmerinnen geschrieben. Ich möchte ihnen Mut machen, ihr eigenes Sachbuch endlich anzugehen oder weiterzumachen, und sich von Ängsten oder Glaubenssätzen nicht aufhalten zu lassen.

Sie bringen Selbständige im coachenden und beratenden Bereich zum eigenen Buch – muss wirklich jede und jeder ein Buch schreiben?
Fechtig: Ich finde es einfach eine super Möglichkeit, sichtbarer zu werden, in Presse und Medien zu kommen, den Experten-Status zu festigen, Vertrauen aufzubauen und neue Kundinnen zu gewinnen. Ich möchte andere von „Ich wollte schon immer mal ein Buch schreiben, aber …“ in maximal sechs Monaten zur Veröffentlichung des eigenen Buches im „Selfpublishing“ begleiten. Eines Buchs, in dem sie sich so zeigen, wie sie sind – mit ihrem Warum, ihren Werten, ihrem Wissen, ihren Emotionen und Erfahrungen, um die Menschen zu erreichen, die wirklich zu ihnen passen.

„Ich möchte ihnen Mut machen, ihr eigenes Sachbuch endlich anzugehen.“

Vera Fechtig, Sachbuch-Mentorin

Wie sollen normal Tätige „nebenbei“ noch schreiben?
Fechtig: Wir unterschätzen oft, wie weit wir kommen, wenn wir regelmäßig dranbleiben. Man kann zum Beispiel schauen, wann es einem grundsätzlich am leichtesten fällt zu schreiben – also morgens, mittags oder abends – und sich dementsprechende Zeitfenster im Kalender schaffen. Also sich dann jeden Tag hinsetzen und entweder eine bestimmte Anzahl Wörter oder eine bestimmte Zeit lang schreiben. Was für mich am besten funktioniert, das würde ich als „Binge Writing“ bezeichnen. Ich schreibe längere Zeit am Stück. Dafür kann man beispielsweise auch mal das Wochenende nutzen, wenn man unter der Woche keine Zeit hat.

Kann man Bücherschreiben wirklich lernen?
Fechtig: Es gibt ja genügend Schreibkurse, also gehe ich mal davon aus, dass man es kann. Die Frage ist allerdings: Muss ich hierfür das Schreiben wirklich lernen? Es ist ja keine wissenschaftliche Arbeit, die sich an irgendwelchen Vorgaben orientieren muss. Ich finde, wir dürfen Sachbücher so aufbauen und schreiben, wie wir arbeiten und sprechen. Damit uns die Menschen durch das Buch kennenlernen und wir bei einem persönlichen Kontakt hören dürfen: „Ich erkenne dich aus deinem Buch wieder. Du bist wirklich so, wie du dich dort zeigst!“

Wie ein Organisationstalent Bücher und Menschen in Bewegung bringt
Vera Fechtigs Sachbuch mit wertvollen Tipps fürs Schreiben. Grönnebaum

Aus dem Nähkästchen geplaudert: Was raten Sie bei einer Schreibblockade?
Fechtig: In Bewegung kommen: zuerst körperlich, dann klappt’s auch gedanklich. Einen Ortswechsel machen – in ein Café gehen, sich irgendwohin nach draußen setzen, statt im Büro im Keller schreiben. Verschiedene Medien ausprobieren, also zum Beispiel mal händisch schreiben oder sich selbst beim Sprechen aufnehmen und die Aufnahme dann transkribieren lassen. Mir hat bei meinem Ratgeber ein simpler Trick geholfen: Ich habe eine Mail aufgemacht und einer anderen Person geschrieben, dass ich gerade feststecke und was ich denn gerne schreiben wollen würde. Die Mail habe ich übrigens nie abgeschickt – für mich war wichtig, dass ich für eine reale Person schreibe und nicht für irgendeinen ausgedachten Kundenavatar.

Sie stellen mit Bianca Ender die erste Vorarlberger Buchmesse auf die Beine. Wie sind Sie dazu gekommen?
Fechtig: Eigentlich hätte im Februar 2026 eine neue Buchmesse stattfinden sollen. Als meine Mit-Organisatorin Bianca und ich uns im Juni dazu anmelden wollten, hat sich herausgestellt, dass die Buchmesse schon wieder abgesagt worden war. Ich habe dann zu ihr gesagt: „Ich hätte Lust, so etwas selbst zu machen!“ Und ihre prompte Antwort war: „Ich bin dabei!“. Nachdem wir bereits jetzt schon so tolles Feedback bekommen haben, dürfen wir für nächstes Jahr eine größere Location suchen. Unsere Vision ist es, irgendwann mit der Vorarlberger Buchmesse das komplette Dornbirner Messegelände zu bespielen.

1. Vorarlberger Buchmesse

Wo: Pfarrhof St. Martin, Marktplatz 1, Dornbirn

Wann: Samstag, 20. September 2025

Programm: www.vorarlberger-buchmesse.at

Für wen lohnt sich das Kommen?
Fechtig: Für Menschen, die Lust haben, Autoren und Autorinnen aus und rund um Vorarlberg kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen. Unsere Ausstellenden haben Bücher in den unterschiedlichsten Genres geschrieben. Dadurch haben wir bei den Lesungen ein abwechslungsreiches Programm – auch für Kinder ab vier Jahren.

Vergangenes Jahr haben Sie ein Familienbuch veröffentlicht: Ihre beiden Zwillingssöhne wollten mit dem Wohnmobil verreisen und haben Geschichten für Kinder geschrieben, um sich finanziell zu beteiligen. Waren Sie bereits mit dem Wohnmobil unterwegs?
Fechtig: Ja, in den zwei Wochen vor Schulbeginn haben wir das allererste Mal Urlaub mit dem Wohnmobil gemacht. Wir sind vom Bodensee bis an die Nordsee hoch und dann über Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich und Deutschland wieder nachhause gefahren. Ein Wohnmobil mit 6,95 Metern Länge ist schon beeindruckend. Gleichzeitig hat man für vier Personen doch gar nicht so viel Platz. Und man darf gut schauen, wie man bei so einem Urlaub Rückzugsorte für sich findet. Es war auf jeden Fall ein spannendes Abenteuer!

Wie ein Organisationstalent Bücher und Menschen in Bewegung bringt
privat

Macht Schreiben süchtig, werden Sie oder Ihre Familie gemeinsam mit Ihnen es wieder tun?
Fechtig: Ja, auf jeden Fall. Ich habe total viele Ideen für die verschiedensten Genres. Wenn die Buchmesse vorbei ist, schreibe ich den Reisebericht von unserem ersten Urlaub mit dem Wohnmobil fertig. Wie das so ist als Familie, welche Tipps wir bekommen haben, was wir erlebt haben, welche Route wir gefahren sind und natürlich auch, wie uns die jeweiligen Campingplätze gefallen haben. Und so, wie es sich anhört, haben die Zwillinge durchaus Lust, eine Fortsetzung vom Kinderbuch zu schreiben. Jetzt steht allerdings vorher unsere erste gemeinsame Lesung bei der Vorarlberger Buchmesse an.