Banken weiter in Turbulenzen, an den Börsen geht es bergab

Der Wiener Aktienindex ATX stand am Nachmittag bei einem Minus von mehr als fünf Prozent. Im Sog von US-Bankpleiten zog es den europäischen Bankensektor nach unten.
An den europäischen Börsen kam es am Mittwoch infolge der US-Bankenpleiten zu einem starken Nachbeben. Insbesondere Bankentitel verloren massiv. Der Wiener Leitindex ATX brach bis zu Mittag um 4,5 Prozent ein, am frühen Nachmittag (Stand: 14.30 Uhr) betrugen die Verluste bereits 5,7 Prozent. Die Bawag-Papiere büßten zu diesem Zeitpunkt rund acht Prozent ein, die Erste Group 7,74 Prozent, Raiffeisen International 7,95 Prozent. Unter den Verlieren fanden sich aber auch Schwergewichte wie die Voestalpine und die OMV.
Die Unsicherheit im Bankensektor nach dem Kollaps mehrerer regionaler US-Banken hält die Anleger zur Wochenmitte international wieder in Atem – nachdem es am Dienstag eine Erholungsbewegung gegeben hatte. Insbesondere zeigte sich dies in Zürich bei der angeschlagenen Investmentbank Credit Suisse, die obendrein nicht auf weitere Hilfe des größten Aktionärs Saudi National Bank bauen kann. Für die Aktien des Schweizer Instituts ging es um beachtliche 20 Prozent abwärts und markierten damit ein Rekordtief.
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Credit Suisse: Saudis schießen nichts nach
Die Papiere waren zeitweise nur noch knapp über 1,75 Franken (1,79 Euro) wert. Im noch jungen Jahr verloren sie damit mehr als ein weiteres Viertel an Wert, nachdem sie bereits im Vorjahr um fast 70 Prozent eingebrochen waren. 2007 hatten sie noch mehr als 90 Franken gekostet. Dem Abwärtstrend folgten am Mittwoch auch die Titel des Schweizer Konkurrenten UBS mit mehr als vier Prozent Minus.
Der Chairman der saudischen Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, schloss in einem Interview mit Bloomberg TV auf Nachfrage zusätzliche Unterstützung für die Credit Suisse kategorisch aus. Dafür gebe es vielerlei Gründe – nicht nur juristische und regulatorische. Die staatliche Saudi National Bank hat die Bank Ende 2022 mit einer Kapitalspritze gestützt, sie hält seitdem knapp zehn Prozent der Aktien und ist damit der größte Aktionär der angeschlagenen Bank. Zweitgrößter Aktionär ist der staatliche katarische Investmentfonds Qatar Investment Authority (QIA), der fast sieben Prozent der Anteile hält.
Zeitgleich ging es für den kompletten europäischen Bankensektor und den gesamten Aktienmarkt stärker bergab: Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks verlor zuletzt fast sechs Prozent auf ein erneutes Tief seit Anfang Jänner. Sein Jahresplus schrumpfte damit auf gut drei Prozent.
Wie wird die EZB reagieren?
Anleger machen sich im internationalen Finanzsektor seit Tagen schon große Sorgen, ausgehend vor allem vom Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB). Eine Analystin von der US-Bank Citigroup etwa warnte am Berichtstag vor weiteren kurzfristigen Kursrisiken, zumal Investoren im Sektor noch stark engagiert seien.
Banken gelten als Profiteure der Zinswende, da ihnen höhere Leitzinsen zugutekommen. Entsprechend stark hatten Investoren seit Monaten auf die Branche gesetzt. Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets stellt sich nunmehr die Frage, wie die EZB am Donnerstag im Rahmen ihres Zinsentscheids ihre zukünftige Geldpolitik kommuniziert. Das Finanzmarkt-Umfeld stehe “durch die ersten großen Bankenzusammenbrüche in den USA seit Lehman Brothers ziemlich unter Stress. Hier werden die Investoren ganz genau hinhören.”
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