Bajaj-Kontrollmehrheit an KTM ohne Pflichtangebot

HEUTE • 20:57 Uhr

Der indische Aktionär Bajaj darf die Kontrollmehrheit bei der KTM-Mutter Pierer Mobility übernehmen, ohne damit ein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre auszulösen. Das habe die Übernahmekommission unter Verweis auf eine Ausnahmebestimmung im Zuge eines Sanierungsverfahrens entschieden, teilte die Pierer Mobility am Donnerstagabend mit. Allerdings wurden Bajaj einige Bedingungen auferlegt, um die Interessen der anderen Aktionäre zu schützen.

Der indische Motorradbauer Bajaj, seit 2007 Partner von KTM, hatte im Frühjahr mit einer Finanzspritze das Überleben der insolventen KTM gesichert. Im Gegenzug wurde vereinbart, dass Bajaj das bisherige Joint Venture Pierer Bajaj zur Gänze und damit die Kontrollmehrheit an der KTM-Mutter Pierer Mobility übernimmt. Dazu sollte Bajaj sämtliche von der Pierer Industrie an der Pierer Bajaj gehaltenen 50.100 Aktien erwerben – 100 davon durch direkten Aktienkauf, für weitere bis zu 50.000 Anteilsscheine wurde eine Call-Option über den Erwerb vereinbart. Pierer Bajaj hält derzeit 75 Prozent der Pierer Mobility.

Call-Option nach endgültiger Genehmigung innerhalb von 20 Tagen fällig

Noch fehlen wettbewerbsrechtliche Genehmigungen für den Deal. Sobald aber diese erteilt und alle aufschiebenden Bedingungen erfüllt sind, muss Bajaj innerhalb von 20 Börsentagen die vereinbarte Call-Option zur Gänze ausüben und anschließend umfangreichen Informationspflichten gegenüber der Übernahmekommission nachkommen, damit kein Pflichtangebot ausgelöst wird, verlangt die Übernahmekommission.

Bajaj hat der Übernahmekommission laut deren Bescheid mitgeteilt, dass die Genehmigung der EU und der Eintritt aller Bedingungen der Call-Optionsvereinbarung für 10. November 2025 erwartet wird. Anschließend plane Bajaj alle 50.000 Call-Optionen auszuüben.

Ende November 2024 war KTM insolvent geworden und beantragte ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. 1.250 Lieferanten und Banken sowie 2.600 Dienstnehmer meldeten Forderungen in der Höhe von rund 2,2 Mrd. Euro an. Der am 25. Februar von den Gläubigern mehrheitlich angenommene Sanierungsplan sah eine Barquote von 30 Prozent vor. Das Geld – rund 600 Mio. Euro – musste bis 23. Mai erlegt sein, ansonsten wäre ein Konkurs unausweichlich geworden. Bajaj stellte mit einem Darlehen über 450 Mio. Euro im Mai einen Großteil des Geldes für die Quote auf.