Brau Union will Alkoholfrei-Absatz stark steigern

Österreichs größter Bierkonzern Brau Union will den Absatz von alkoholfreiem Bier stark steigern. Man strebe langfristig einen Anteil von rund 10 Prozent an, sagte Brau-Union-Chef Hans Böhm am Montag bei einem “Stakeholder Dialog” in Wien. Alkoholfrei machte im Vorjahr bei allen österreichischen Brauereien rund 3,7 Prozent des Gesamtausstoßes aus. Demografische Gründe und Konsumzurückhaltung ließen zuletzt den Bierabsatz in Österreich und Deutschland sinken.
Beide Länder gelten nach Tschechien als führende Bierländer beim Pro-Kopf-Konsum. Zur österreichischen Heineken-Tochter Brau Union mit rund 2.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehören hierzulande 12 Brauereien und 15 Biermarken, darunter Fohrenburger, Gösser, Puntigamer, Schwechater, Villacher und Zipfer. Rund die Hälfte der gesamt 10 Millionen Hektoliter Bier, die hierzulande jedes Jahr produziert werden, stammen von Österreichs Marktführer.
Alkoholkonsum bei jungen Menschen rückläufig
Bei jungen Menschen sinkt der Alkoholkonsum und die Gastronomie wird weniger oft besucht. Die Brau Union will ihr Angebot bei alkoholfreiem Bier und anderen alkoholfreien Getränken in allen Absatzkanälen deutlich ausbauen. “Es sollte immer eine Wahl geben”, sagte der Brau-Union-Chef. In der Gastronomie und bei Events sei “das Angebot noch nicht überall” optimal. Große Hoffnung setzt Böhm auf “frisch gezapftes” alkoholfreies Bier in Wirtshäusern und Restaurants sowie bei Festivals.
Die Brau Union ließ sich vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung den “ökonomischen Fußabdruck” des eigenen Unternehmens berechnen. Die ausgelöste direkte Wertschöpfung der Brau Union in Österreich beläuft sich laut Economica-Berechnungen auf 370,7 Mio. Euro im Jahr 2024. Durch indirekte und induzierte Wertschöpfung steige der Wert auf 530 Mio. Euro, erklärte Economica-Chef Christian Helmenstein bei der Präsentation der Wertschöpfungsstudie. Wenn man die nachgelagerten Bereiche der Gastronomie und Landwirtschaft dazunehmen, dann erhöhe sich durch Brau Union ausgelöste Wertschöpfung auf 1,23 Mrd. Euro. Helmenstein verwies auf die hohe Steuerleistung des Braukonzerns aufgrund der Biersteuer: Rund 344 Mio. Euro Steuern und Abgaben habe der österreichische Staatshaushalt zuletzt jährlich lukriert, über die gesamte Wertschöpfungskette belaufe sich der Wert auf 640,4 Mio. Euro.
Gastro und Handel spüren Konsumzurückhaltung
Die oberösterreichische Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) bezeichnete die Brau Union als “guten und verlässlichen Partner” der Landwirtschaft, unter anderem beim Hopfenanbau im Mühlviertel.
Für den Obmann des Bundesgremiums Lebensmittelhandel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Christian Prauchner, ist Bier ein wichtiger Frequenzbringer im Handel. Der Bierverkauf stagniere “auf einem hohen Niveau”, sagte Prauchner beim “Stakeholder Dialog”. Man müsse angesichts der Konsumzurückhaltung “im Moment froh sein, wenn man das Level halte”. Seine Hoffnung setzt Prauchner auch auf alkoholfreies Bier und mehr Bier-Sortenauswahl.
In der Gastronomie hat der Preis für einen halben Liter Bier bereits teilweise “die Schallmauer” von 6 Euro durchbrochen. Man habe Erklärungsbedarf bei den Gästen, wenn man aufgrund der hohen Kosten den Bierpreis anhebe und der Handel “massive Aktionen” fahre, sagte der Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien, Thomas Peschta, am Montag. Die Gastronomiebetriebe wollen durch Qualität, Getränkeauswahl und als “verlängertes Wohnzimmer” überzeugen, so der WKÖ-Vertreter. Er hofft wieder auf mehr Gastronomiebesuche, wenn die Konsumlaune sich in den kommenden Monaten aufhellt. “Ein Bier rettet den Tag, zwei Bier retten das Wirtshaus.”
Kein Kommentar zu Kartellverfahren
Zum laufenden Brau-Union-Kartellverfahren in Wien wollte sich das Unternehmen am Montag auf Journalistennachfrage nicht äußern. Im Fokus des Verfahrens steht die Zusammenarbeit des Braukonzerns mit Getränke-Logistikpartnern in Österreich. Für das daraus resultierende Prozessrisiko hat die Brau Union laut Jahresabschluss aufgrund des Vorsichtsprinzips eine Rückstellung von 15,5 Mio. Euro eingebucht.