Pfizer vor Übernahme des Adipositas-Spezialisten Metsera

Pfizer hat sich im Ringen um den begehrten Adipositas-Spezialisten Metsera durchgesetzt. Der US-Pharmakonzern und Metsera hätten eine Übernahmevereinbarung geschlossen, teilte der Arzneimittelentwickler am Freitag (Ortszeit) mit. Demnach bietet Pfizer bis zu 86,25 Dollar je Aktie. Der Verwaltungsrat von Metsera empfahl seinen Aktionären, der Übernahme zuzustimmen.
Vor der Einigung hatte sich Pfizer einen intensiven Bieterwettstreit vor allem mit dem dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk geliefert. Dieser Wettstreit unterstreicht, wie hart die Branchenriesen um eine führende Position im lukrativen Markt für Abnehmpräparate konkurrieren. Analysten schätzen dessen Volumen bis Anfang des nächsten Jahrzehnts auf bis zu 150 Milliarden Dollar. “Manche Vermögenswerte sind es einfach wert, darum zu kämpfen”, sagte Peter Kolchinsky, Managing Partner beim Biotech-Investor RA Capital und einer der größten Anteilseigner von Metsera.
Unternehmen verweist auf kartellrechtliche Bedenken bei Novo-Nordisk-Übernahme
Das Pfizer-Angebot entspricht einem Aufschlag von 3,69 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Es umfasst eine direkte Barzahlung von 65,60 Dollar je Aktie sowie eine erfolgsabhängige Zusatzzahlung von bis zu 20,65 Dollar. Die Bieterschlacht hatte die Metsera-Aktie um fast 60 Prozent nach oben getrieben und damit den Börsenwert auf 8,75 Milliarden Dollar (7,57 Mrd. Euro) erhöht. Pfizer hatte sein ursprüngliches Offert von 7,3 Milliarden Dollar deutlich aufgestockt. Das Unternehmen erwartet einen Abschluss der Übernahme bald nach der Metsera-Aktionärsversammlung am 13. November.
Metsera begründete seine Zustimmung zu dem Pfizer-Angebot mit kartellrechtlichen Bedenken gegen eine Übernahme durch Novo Nordisk. Das Offert der Dänen berge “inakzeptabel hohe rechtliche und regulatorische Risiken”. Die US-Wettbewerbsbehörde FTC habe in einem Schreiben an beide Unternehmen gewarnt, ein Zusammenschluss von Novo und Metsera könne gegen US-Kartellrecht verstoßen. Novo Nordisk bezeichnete hingegen seinen Übernahmeplan als kartellrechtlich unbedenklich.
Der Bieterkampf unterstreicht die Bedeutung des Marktes für Adipositas-Medikamente. Metsera hat mit MET-097i und MET-233i zwei experimentelle Medikamente in der Entwicklung. Analysten trauen diesen zusammen einen Spitzenumsatz von fünf Milliarden Dollar zu, erwarten allerdings in der Entwicklungsphase weitere Verluste des Unternehmens.
Eine Person aus dem Umfeld von Novo sagte, für den dänischen Konzern sei eine Übernahme von Metsera nicht überlebenswichtig gewesen. Novo sei von seiner eigenen Produktpipeline überzeugt.
Experte sieht Pfizer und Novo als Verlierer
Branchenexperte Markus Manns vom Fondsanbieter Union Investment äußerte sich kritisch. “Aus der Transaktion gehen Pfizer und Novo beide als Verlierer hervor”, erklärte Manns. Pfizer verliere, weil der Konzern gezwungen sei, “einen sehr hohen Preis für Metsera zu bezahlen”. Novo verliere “durch einen starken Reputationsverlust”, fügte Manns hinzu. “Es ist erstaunlich, wie Novo zu der eklatanten Fehleinschätzung kommen konnte, dass die FTC bereit gewesen wäre, den Deal abzusegnen, und bereit war, dafür Milliarden zu riskieren.”
Analystin Courtney Breen von Bernstein sagte, der Preis von zehn Milliarden Dollar beruhe auf optimistischen Annahmen über die künftige Entwicklung von Metsera. Pfizer müsse bis 2040 von einem Umsatz von elf Milliarden Dollar ausgehen, sagte sie. Dies sei fast doppelt so hoch wie Metseras eigene Prognosen.