“Verteidiger des Abendlands”? Warum Hubert Gorbach nun zum Ritter des Malteserordens gehört

Eine besondere Ehre für den ehemaligen freiheitlichen Vizekanzler aus Frastanz: Der 68-Jährige erhielt in Malta den Ritterschlag des traditionsreichen Ordens.
In einer feierlichen Zeremonie, die von mittelalterlicher Symbolik, ritterlichem Zeremoniell und ehrwürdiger Andacht geprägt war, wurde Hubert Gorbach vor wenigen Wochen den traditionsreichen Malteserorden aufgenommen. Der Ritterschlag erfolgte in der Kapelle des Malteser-Priorats auf Malta. Fortan trägt er den Titel „Knight of Honor“ des Ordens „St. John of Jerusalem, Knights Hospitaller of Malta“.
Überzeugt von den Werten
„Ich bin ein Demokrat und ein Christ. Deshalb kann ich mich mit dem Orden bestens identifizieren“, sagt Gorbach im Gespräch mit der NEUE am Sonntag. Was ihn überzeugt habe, sei der Wertekanon, dem sich die Mitglieder verpflichten: Individualität, Freiheit, Verantwortung. „Das passt mit meinen Werten sehr gut zusammen“, betont er.

Kontakte zum bayerischen Adel
Der Kontakt zum Malteserorden kam nicht zufällig zustande. Vermittelt wurde er durch Rolf Baron von Hohenau – ein Jugendfreund von Walter Klaus, dem wiederum Gorbach jahrelang treu zur Seite stand. Baron von Hohenau ist eine prominente Persönlichkeit in deutschen Wirtschaftskreisen und Vizepräsident des Europäischen Steuerzahlerbundes.

„Ein edler Ritter, wenn man so will. Ein Ehrenmann. Und mit dem bin ich gut befreundet“, erzählt Gorbach. Zahlreiche Gespräche, gemeinsame Jagdausflüge und persönliche Begegnungen hätten den Weg in den Orden geebnet. Bereits zuvor war Gorbach in den Lions Club und in die Bruderschaft St. Christoph aufgenommen worden. Die Beweggründe ähneln sich: „Wenn man Möglichkeiten und ein Netzwerk hat, sind Beziehungen nichts Schlechtes. Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat.“
Jahrhundertelange Tradition
Mit hörbarer Faszination spricht Gorbach über die lange Geschichte des Malteserordens. „Der Ursprung ist Jerusalem, darum heißt er auch Malteser-Ritterorden of Jerusalem“, erklärt er. Die Gründung des Ordens geht auf das Jahr 1036 zurück, als eine hospitalitäre Bruderschaft Pilgern Schutz und Pflege bot.

Im Laufe der Jahrhunderte erlebte der Orden mehrere Orts- und Machtwechsel: Von Jerusalem über Rhodos bis nach Malta, wo er sich schließlich niederließ. Zeitweise stand er unter russischem, dann jugoslawischem Einfluss. „Die haben damals ein Hauptquartier am Wasser gesucht, gut erreichbar mit dem Schiff und Malta war ideal“, erläutert der ehemalige freiheitliche Verkehrsminister.
Werte und Pflichten
„Man schwört, diese Dinge einzuhalten. Und wer die Werte bricht, wird ausgeschlossen.“ Das Ritterkreuz mit vier Armen und acht Punkten stehe für acht Tugenden: Wahrhaftigkeit, Glaube, Buße, Demut, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Aufrichtigkeit und Standhaftigkeit. Diese symbolischen Aspekte seien für ihn genauso bedeutend wie das tatsächliche Handeln.

Selektiv und elitär?
Der Orden sei zwar selektiv, aber nicht exklusiv im elitären Sinne. „Es wird nicht jedem zuteil, diese Ehre“, sagt Gorbach. Entscheidend seien Würdigkeit und Charakter. „Nicht das Geld, sondern das Werteverständnis zählt. Dann kommt das Netzwerk und erst dann das Materielle.“ Dass Netzwerke auch Vorteile bieten, leugnet Gorbach nicht. Er habe bereits Kontakte geknüpft, bei denen Hilfe gegenseitig möglich sei, ob bei Immobilienprojekten oder im Gesundheitswesen. „Das oberste Ziel muss sein, das Netzwerk für Gutes einzusetzen.“
Der Aufnahmeakt selbst war geprägt von eindrucksvollen Bildern: Ritterschlag mit dem Schwert, Übergabe des Mantels, feierliche Messe. „Man bewegt sich, wo man fällt. Das ist einmalig. Du wirst nicht oft zum Ritter geschlagen“, erinnert sich Gorbach. Er sei außerdem stolz darauf, der einzige gewesen zu sein, der das Ritterschwert korrekt und auf Augenhöhe gehalten habe, und explizit dafür gelobt worden: „Vorschrift ist Vorschrift“, zeigt er sich überzeugt.

Verteidiger des Abendlandes?
Im Kontext der heutigen Zeit sieht Gorbach im Rittertum auch eine Form der Verteidigung des christlichen Abendlandes. „Ich habe Angst vor dem politischen Islam“, sagt er. Es gebe Entwicklungen, etwa hinsichtlich Frauenrechten oder religiösem Fanatismus, die mit westlichen, aufgeklärten Werten nicht vereinbar seien. „Der radikale Islamismus hat Punkte, die nicht mit unserer Vorstellung von Freiheit und Gleichheit übereinstimmen.“

Militärische Hierarchie
Gorbach zeigt sich beeindruckt von der Struktur des Ordens: „Das Rittertum ist militärisch organisiert. Das Anerkennen von Hierarchien ist für mich kein Problem. Im Gegenteil.“ Er verweist auf seine militärische Laufbahn beim Bundesheer: Rekrut, Gefreiter, Korporal, Zugführer bis zum Oberstabswachtmeister. „Dort habe ich Kameradschaft, Disziplin und Genauigkeit gelernt.“ Auch das habe ihn geprägt und mache ihm das Leben im Orden vertraut. Das Ordensleben sei keine Männerbastion mehr. Frauen seien genauso in vielen Positionen vertreten. Auch junge Mitglieder würden gezielt angesprochen. „Eric Beißwenger ist 52 und damit einer der Jüngsten. Aber das zeigt: Man achtet auch auf Nachwuchs“, informiert Gorbach über den bayerischen Minister, der gleichzeitig mit ihm in den Orden aufgenommen wurde.
(NEUE am Sonntag)