Szene Openair: Matschweg als Laufsteg

Auf dem Szene-Openair wird Kleidung zum Ausdruck von Persönlichkeit, Gruppenzugehörigkeit und Wetterfestigkeit zugleich.
Kleider machen Leute. Dieser Grundsatz gilt auch auf dem alljährlichen Catwalk des Szene Openairs. Der Laufsteg hier unterscheidet sich allerdings grundlegend von den großen Bühnen der Welt. Einerseits natürlich durch die Unmengen an Matsch, denen das Festivalpersonal mit größter Mühe entgegenzuwirken versucht.

Style und Stiefel
Andererseits durch die Voraussetzungen des unvorhersehbaren Wetters, dem die Menschen auf dem Gelände zu trotzen vermögen. Gummistiefel sind der aktuellen Prognose nach selbstverständlich Pflichtprogramm, anderweitiges Schuhwerk wird mit einem bedauernden Seitenblick bedacht.

Gleichermaßen gilt es, die perfekte Balance zwischen Einzigartigkeit und Angepasstheit zu finden. Man will “die mit dem Erpel-Tattoo“ sein, die man vor dem Kässpätzle-Stand gesehen hat und dann daran auf dem Campinggelände wiedererkennt.

Manche wollen aber auch Gemeinschaft ausstrahlen und sich als Gruppe präsentieren, die gleichen Hüte tragen oder sogar ein ganzes Outfit aufeinander abstimmen.
Treue Gäste aus der Schweiz
Beni (29) kommt seit fünf Jahren auf das Szene Openair. “Natürlich muss man die kennen”, meint er und zeigt auf seine Fahne von Appenzell Ausserrhoden, die er stolz an seinem Zeltplatz gehisst hat. Er hat sich entschieden, den Nachmittag gemütlich anzugehen und prostet den Vorbeilaufenden von seinem Campingstuhl aus zu.

Ein Statement setzten
Zugehörigkeitsgefühl scheint generell ein Thema zu sein, das die Festivalgänger beschäftigt, denn die Affinität zu Fußballtrikots verschiedenster Länder kann wohl nicht ausschließlich der Bequemlichkeit zugeschrieben werden. Man will mit seinem Aussehen ein Statement setzen, denn nirgendwo anders kann man so frei im Auftritt sein wie eben auf einem Festival.

Mode ohne Sünden
Alles ist erlaubt: Glitzer, schnelle Brillen, wilde Muster, Hauptsache auffällig und etwas, das man sonst das ganze Jahr sich nicht anrühren traut.


Und in all dieser Unterschiedlichkeit finden sich doch alle vor den Bühnen zusammen ein. “Mein Highlight ist die Musik” meint Ida (10), die in der Schlange gespannt auf ihren Einlass zu den Bühnen wartet. Gleich spielt Ennio und läutet so den Vorabend ein. Deswegen haben sich all die Musikbegeisterten zusammengefunden und warten nur darauf, mitklatschen und tanzen zu können. Denn darauf kommt es schlussendlich auch an.

Mit alten und neuen Freunden vor der Bühne zu stehen und zu feiern, was man geboten bekommt. Da kann es auch jedem egal sein, was man sich traut zu tragen.
Amelie Marte