“Kunstbräu” prämiert eiskalte Nachrichten

„Dripping News“ von Leah Dorner und Stella Myraf Krausz beim Bewerb „Kunstbräu“ ausgezeichnet.
Wenn Worte nicht reichen. Mit diesem Leitsatz lud der Wettbewerb „Kunstbräu“ vergangenes Wochenende zum „Vorlauf“ nach Lingenau. Angesiedelt in den Räumlichkeiten der ehemaligen Gärtnerei Blumig, offenbarte die kurze Schau das vielfältige Wirken von mehr als 20 Kulturschaffenden aus dem Bregenzerwald. Von Malerei, Skulptur, Installation und Video reicht das Spektrum der eingereichten Werke.

Den mit 500 Euro dotierten ersten Platz gewannen Leah Dorner (28) und Stella Myraf Krausz (33) für das Performance-Video „Dripping News“.
Zunge aus Eis. Wie bei einer Live-Schalte steht Krausz im Anzug vor der US-amerikanischen Botschaft in Athen. In der einen Hand das Mikrofon, im Mund eine Zunge aus Eis. Die Sprache wird undeutlich, Worte zerrinnen, während über den Bildschirm ein fragmentarischer Text läuft. Er zeigt Schlagzeilen, die wie wissenschaftliche Nachrichten wirken, aber aus absurden Phrasen zu Klima, Diplomatie und Zensur bestehen. Was als nüchterner Bericht beginnt, verwandelt sich in eine groteske Medienperformance.

Die Videoarbeit dauert gerade einmal zweieinhalb Minuten, doch ihre Bilder bleiben haften. Schleim, Sabber und Spucke unterstreichen das Scheitern von Kommunikation. Sprache, emphatisch als Medium der Aufklärung begriff, wird als beschädigt offenbart. Das Duo beschreibt das Werk als Verbindung von „diplomatischer Kühle, sprachlicher Zensur und irreführenden Versprechen“.
Produktives Paar
Dorner stammt aus Egg, besuchte das Borg im bildnerischen Zweig und studierte Architektur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Krausz hingegen Szenografie am Rose Bruford College in London. Die Bundeshauptstadt ist auch der Ort, an dem sich das in Liebe und gemeinsamen Schaffen verbunden Duo während dem Masterstudium Social Design an der Universität für angewandte Kunst kennengelernt hat.
Flüchtig und gefroren
Ihre multimediale, stark ortsbezogene Praxis wurde in den letzten Jahren zunehmend performativ. So auch in Athen. Ein Residenzstipendium des Bundes und das Go-Stipendium des Landes Vorarlberg ermöglichte ihnen den Aufenthalt in der griechischen Hauptstadt. Dort widmeten sie sich künstlerisch forschend dem Thema Temperatur. Etwa anhand von Schuhen aus Eis, einer Skulptur aus Margarine oder der erwähnten Zunge. In Kontrast zur Flüchtigkeit von Material und Performance halten Videoaufnahmen ihre Aktionen „gefroren“ fest. „Dripping News“ ist eine dieser fünf Aufnahmen. Sie sollen zukünftig im Bregenzerwald ausgestellt werden, wobei Zeit und Ort noch nicht feststehen. „Das prüfen wir gerade im Austausch mit Kunstbräu und dem Kulturbüro Bregenzerwald“, so Dorner.
Der „Vorlauf“ bleibt ihnen äußerst positiv in Erinnerung. „Es war unglaublich gut besucht. Und da nicht die Profile der Kulturschaffenden, sondern deren Arbeiten im Vordergrund standen, widmeten sich die Diskussionen den Werken und der Arbeitsweise“, schwärmt Kausz über die kurzweilige Ausstellung.