Raketenbauer mit Vorarlberger an der Spitze erhält ESA-Aufträge

Isar Aerospace erhält von EU und ESA zwei Aufträge für Raketenstarts ab 2026. Geleitet wird das milliardenschwere Start-up, das inzwischen zu den bestfinanzierten Raumfahrtfirmen Europas zählt, vom Feldkircher Daniel Metzler.
Europa ringt um seine Position im Weltraum und ein Vorarlberger steht dabei im Mittelpunkt: Daniel Metzler, 33 Jahre alt und in Feldkirch geboren, ist Mitgründer und Geschäftsführer von Isar Aerospace. Das junge Raumfahrtunternehmen aus Ottobrunn bei München hat nun zwei prestigeträchtige Aufträge von der EU und der europäischen Raumfahrtagentur ESA erhalten.
Ab 2026 sollen mit der hauseigenen Trägerrakete „Spectrum“ zwei kommerzielle Missionen vom norwegischen Raumhafen Andøya starten. Die Kunden sind der niederländische Satellitenbauer Isispace sowie das französische Unternehmen Infinite Orbits, das ein ferngesteuertes Wartungssystem für Satelliten entwickelt. Für Isar Aerospace sind diese Flüge mehr als nur Verträge: Sie markieren den Einstieg in institutionelle Missionen, die bislang den etablierten Playern vorbehalten waren.
Ein Feldkircher in der Raumfahrt
Metzlers Weg ins All begann im Ländle. Nach dem Gymnasium führte ihn sein Studium zunächst nach Wien, wo er Maschinenbau belegte. Danach wechselte er an die Technische Universität München, um Luft- und Raumfahrttechnik zu studieren. Dort engagierte er sich in einer studentischen Arbeitsgruppe für Raketentechnik und leitete schon bald den Bau einer Höhenforschungsrakete. Diese Erfahrung war der Ausgangspunkt für die Gründung von Isar Aerospace.
Von Anfang an setzte Metzler darauf, dass Europa im Raumfahrtsektor mehr Eigenständigkeit entwickeln müsse. Die Region Deutschland–Österreich–Schweiz biete aus seiner Sicht ausreichend Know-how und Talente, um international mithalten zu können. Ziel sei es, die Kosten für Raketenstarts zu senken und eine europäische Alternative zu US-Anbietern zu schaffen.
Europa im Rückstand
Tatsächlich ist Europa im internationalen Vergleich stark ins Hintertreffen geraten. Von weltweit 220 Raketenstarts im vergangenen Jahr entfiel mehr als die Hälfte auf die USA. China brachte 67 Raketen ins All, Russland 20 und Indien sieben. Europa kam gerade einmal auf vier Starts.
Ein Grund dafür sind die jahrelangen Verzögerungen bei der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6. Die Folge: Betreiber europäischer Satelliten buchen ihre Flüge häufig bei SpaceX von Elon Musk. Dass die EU und die ESA nun einem jungen Unternehmen aus Ottobrunn Aufträge erteilen, gilt als Signal, neue Wege zu gehen.
Harte Testphase
Noch ist der Weg nicht frei von Rückschlägen. Ende März scheiterte ein erster Testflug der „Spectrum“ nach nur 30 Sekunden. Für Isar Aerospace war das ein Rückschlag, aber kein untypischer in der Entwicklung von Trägerraketen, bei der enorme Kräfte wirken und höchste Sicherheitsstandards einzuhalten sind. Die beiden neu vergebenen Missionen sind keine Testflüge, sondern reguläre Transporte für zahlende Kunden. Damit steigt der Druck, die „Spectrum“ rechtzeitig zur Einsatzreife zu bringen.
Finanzierung und Wachstum
Dass Metzler mit seinem Unternehmen so weit gekommen ist, liegt auch an der massiven Kapitalbasis. Erst im Juni 2025 konnte Isar Aerospace eine Wandelanleihe über 150 Millionen Euro einwerben. Hauptinvestor war die US-Investmentgesellschaft Eldridge Industries. Damit erreichte das Start-up den Unicorn-Status – eine Bewertung von über einer Milliarde Euro.
Bereits ein Jahr zuvor hatte Isar Aerospace seine Series-C-Finanzierungsrunde um mehr als 65 Millionen Euro erweitert. Damals stieg auch der NATO Innovation Fund ein, ein Signal für das geopolitische Gewicht der Branche. Zusammengerechnet flossen inzwischen über 550 Millionen Euro in das Unternehmen. Damit zählt Isar Aerospace zu den am besten finanzierten Raumfahrt-Start-ups Europas.
Signal für die Zukunft
Mit den neuen Aufträgen bekommt Isar Aerospace erstmals institutionelle Rückendeckung. Sollte die „Spectrum“ erfolgreich starten, könnte das Unternehmen die Rolle übernehmen, die bislang US-Anbietern zufiel: kostengünstige Trägerraketen für kleine und mittlere Satelliten.
Für Vorarlberg ist es eine Erfolgsgeschichte mit besonderem Klang. Ein Feldkircher, der als Jugendlicher im Gymnasium über Technik tüftelte, steht heute an der Spitze eines milliardenschweren Unternehmens, das Europas Zugang zum All sichern soll.