„El Moses“ traf den Takt der Herzen

Quereinsteiger Elmar Moosbrugger war einer der prägendsten Schlagzeuglehrer Vorarlbergs. Die NEUE sprach mit seinem Freund Guntram Simma und gefeierten Schüler Alfred Vogel.
Für die Schlagzeuger war er ein Idol“, erinnern sich Guntram Simma und Alfred Vogel fast wortgleich zurück. Die Rede ist von Elmar Moosbrugger (1942–2025), der Anfang August auf dem Friedhof der Lustenauer Erlöserkirche beigesetzt wurde.
Tanzmusik und Schabernack
In Egg als Sohn eines Sattlers geboren, atmete er als Schlagzeuger der Band Rogledis bereits in seiner Jugend Bühnenluft. 1961 brachte die Tanzkapelle einen Swing ins Land, der mit dem Twistverbot 1962 regelrecht illegal wurde.

Nach einem kurzen Aufenthalt in Frankfurt am Main, wo Moosbrugger sein Glück als Musiker versuchte, wurde er von seinem Bruder, Rogledis-Sänger Josef, zurück ins Land gebracht. Doch bevor „El Moses“ seine Berufung als Musiklehrer fand, wirkte er als Messmer besagter Erlöserkirche. Legendär sind die Geschichten über seinen damaligen Schabernack. „Einmal hat er sich in ein frisch geschaufeltes Grab gelegt. Als dann ältere Frauen vorbeispazierten, hielt er die Hand raus, woraufhin sie erschrocken davongelaufen sind“, erinnert sich seine Tochter Beate zurück.

Mit Blockflöte
Simma, ehemaliger Direktor der Musikschule Dornbirn, wurde 1975 mit 25 Jahren Leiter der Musikschule Wolfurt. „Damals gab es noch kein Konservatorium im Land. Daher hat man die Lehrer erst suchen müssen“, erinnert er sich zurück. Kreuz und quer sei er mit seiner „Ente“ durch das Land gefahren, fügt sein ehemaliger Kollege Peter Bader bei. Im Musikhaus Hinteregger gab man ihm den entscheidenden Tipp: „Ich soll den Mesmer der Erlöserkirche aufsuchen.“

Der Kirchendiener hatte erst Angst, nicht genug Schlagzeug-Schüler zu bekommen. Immerhin hatte er drei Kinder zu versorgen. Als ihm Simma vorschlug, zusätzlich Blockflöte zu unterrichten, gestand Moosbrugger, dass er noch nie in seinem Leben eine Blockflöte in der Hand hielt. „Du musst halt mit den Schülern lernen. Und das tat er auch, er war ihnen immer eine Stunde voraus“, berichtet Simma. 1979 brachte er „El Moses“ mit nach Dornbirn und damit zu einer sicheren Anstellung und Auslastung an der städtischen Musikschule.
Ohne Blockflöte
Einer seiner Schüler war Alfred Vogel, gefeierter Jazzschlagzeuger und Organisator des Musikfestivals Bezau Beatz. „Seit ich denken kann, wollte ich Schlagzeug spielen. Damals, in den späten 70er-Jahren, galt es an den Musikschulen allerdings als Voraussetzung, mindestens ein Jahr lang mit Blockflöte anzufangen, was für mich überhaupt nicht infrage kam.“ Vogel hatte Glück, denn seine Mutter kannte mit Moosbrugger den richtigen Lehrer. „Elmar meinte, ich sei ‚talentiert‘ und gab mir Privatunterricht. Ich erinnere mich gerne daran, wie er in seinem Proberaum Weihrauch anzündete, vermutlich, um von Gerüchen abzulenken.“ Im Nachhinein sieht er darin eine Huldigung: „In bestimmten Ur-Kulturen gilt das Trommeln als etwas Heiliges. Es war den Schamanen vorbehalten, da man meinte, sie würden in der Trance mit den Göttern kommunizieren. Der Rhythmus gilt dabei als Geländer, das einen auf den irdischen Boden zurückführt.“

Der Lehrer wird Student
Wie geerdet Moosbrugger war, vermittelt der Umstand, dass der strebsame Lehrer ab den 80er-Jahren selbst zum Schüler wurde. „Mein Vater fuhr damals einmal pro Woche nach Zürich in die Schweiz. Sein guter Freund Leonardo unterrichte ihn im Schlagzeug. Ich war oft dabei“, schildert die Tochter von „El Moses“. Eine Anekdote, deren Weisheit Vogel mit sich trägt: „Ein Leben lang kann man sich mit dem Instrument weiterentwickeln. Auch Elmar, der damals mein Idol war, studierte, um ein ‚noch viel besserer Drummer‘ zu werden.“

Moosbrugger war über Jahrzehnte in unzähligen Bands als Schlagzeuger aktiv, weder Weggefährten noch Familienmitglieder können sie alle aufzählen.
Mut zum eigenen Leben. Simma und Vogel sind sich einig, dass ihnen „El Moses“ wertvolle Lektionen mitgab. „Auch wenn ein neuer Weg mit Mühsal gepflastert ist, muss man den Mut haben, das eigene Leben zu leben. Dann kann man beglückt und reich zurückblicken. Elmar hat diesen Schritt gewagt“, ehrt Simma seinen alten Freund. So auch Vogel, dessen Lebensweg ohne Moosbrugger womöglich einen ganz anderen Lauf genommen hätte: „Er hat die Begeisterung und Leidenschaft in mir geweckt. Mein Instrument hat mich mittlerweile zu allem geführt, was gut und schön in meinem Leben ist: zu meiner Frau, ein paar Mal um die Welt, auch Bezau Beatz würde es sonst nicht geben. Es ist mein Lebenselixier. Ich bin dankbar, dass mich dieser sympathische Kerl auf diese Bahn gesetzt hat und mir sicher, dass er im Himmel mit Pauken und Trompeten aufgenommen wird.“