Vorarlberg

Igel in Not: Wenn der Garten zur Gefahrenzone wird

30.09.2025 • 16:55 Uhr
Igel in Not: Wenn der Garten zur Gefahrenzone wird
Dieser kleine Igel muss noch von Hand gefüttert werden. Hartinger

Igel stehen auf der Roten Liste. Die Wildtierhilfe Vorarlberg erklärt, wie kleine Gesten das Leben der Stacheltiere retten können.

Schmatzend gönnt sich der kleine Igel das Essen aus der Pipette. „Er ist seit ein paar Tagen bei mir. Man hat ihn verletzt und stark geschwächt gefunden. Am Anfang war ich mir gar nicht sicher, ob er überleben wird“, erklärt Katharina Feurstein gegenüber der NEUE. Feurstein ist ausgebildete Tierpflegerin und Obfrau der Wildtierhilfe Vorarlberg. Derzeit lebt ein verwaistes Igeljunges bei ihr zu Hause, das bis zum Frühling von Hand aufgepäppelt wird. Das passiert nicht selten – schließlich werden pro Jahr für gewöhnlich um die hundert in Not geratene Igel allein bei der Wildtierhilfe Vorarlberg betreut.

Igel in Not: Wenn der Garten zur Gefahrenzone wird
Dieser kleine Igel wurde verletzt gefunden. Hartinger

Gefährdet

Seit letztem Jahr steht der Europäische Igel auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion. Laut der Organisation gilt der Mensch als die größte Gefahr für das Tier – eine Tatsache, die auch Feurstein in ihrer Arbeit immer wieder bestätigt findet. Nicht selten werden Igel bei der Gartenarbeit verletzt, etwa wenn unachtsam mit einem Laubrechen unter einem Busch aufgeräumt wird. Ein weiteres Problem stellt die Futtersuche dar: Der Igel ist eigentlich ein reiner Fleischfresser und ernährt sich für gewöhnlich von Insekten. Doch diese findet er aufgrund des Einsatzes von Pestiziden und der Verbreitung nahezu steriler, englischer Gärten nur noch sehr schwer.
Besonders im Herbst macht sich der Hunger stark bemerkbar, eine Zeit in der die Stacheltiere eigentlich Fettreserven anlegen sollten, um gut über den Winter zu kommen. Wenn sich die Futtersuche besonders schwierig gestaltet, werden die sonst nachtaktiven Igel auch tagsüber aktiv. Dadurch steigt leider die Gefahr von Unfällen, etwa im Straßenverkehr oder bei der Gartenarbeit. Zudem werden die bereits geschwächten Tiere deutlich schneller und häufiger von Parasiten wie Milben, Würmern oder auch Zecken befallen, was wiederum noch mehr an ihren Kräften zehrt.

Igel in Not: Wenn der Garten zur Gefahrenzone wird
Im Moment schuppt sich noch seine Haut, während sich der Igel erholt. Hartinger

Kranke Igel erkennen

Hilfsbedürftige Igel erkennt man oft schon an der Körperform: Sind sie rund bis birnenförmig gebaut, geht es ihnen in der Regel gut. Sind sie dagegen länglich gezogen und wirkt ihr Stachelkleid für den Körper zu groß, ist das Tier wahrscheinlich unterernährt. Wer einen geschwächten Igel findet, kann sich telefonisch oder per Whatsapp an die Wildtierhilfe wenden. Die Telefonnummer dazu ist unten in der Factbox hinterlegt.

Igel in Not: Wenn der Garten zur Gefahrenzone wird
Katharina Feurstein setzt sich seit über 20 Jahren für Wildtiere ein. Hartinger

„Wir haben schon so viel gesehen – von Igeln, die in Pools (fast) ertrunken sind oder sich im Netz eines Fußballtors verheddert haben, bis hin zu Wildtieren, die sich aus Plastikmüll Nester bauen oder Tieren, die durch Gartenwerkzeuge Schaden nehmen“, erzählt Feurstein. Um dem Stacheltier zu helfen, braucht es ein allgemeines Umdenken, betont die Tierpflegerin. „Stellt man einem Igel Katzenfutter hin, hat man ihm für einen Tag geholfen. Bietet man ihm aber ein Jagdgebiet, in dem er selbst nach Insekten suchen kann, ist er auf Hilfe nicht angewiesen und kann sich selbst versorgen“, fasst Feurstein zusammen. Wichtig sei daher, Laubhaufen im Garten liegen zu lassen und Rückzugsmöglichkeiten unter Sträuchern, Hecken oder dergleichen anzubieten. Ebenso wichtig sei es, regelmäßig den eigenen Garten zu kontrollieren und potenzielle Gefahrenquellen für die Tiere zu beseitigen. Dazu gehören beispielsweise große Töpfe unter Treppenstufen, die sich mit Regenwasser füllen und dadurch für kleine Wildtiere schnell zu einer tödlichen Falle werden.

Wildtierstation

Derzeit werden die hilfsbedürftigen Igel noch auf die privaten Haushalte von Wildtierhilfe-Mitgliedern verteilt und dort betreut. Das soll sich jedoch im kommenden Jahr ändern: Dann wird die erste Wildtierstation in Vorarlberg eröffnet. Dieses finanziert sich – wie der Verein selbst – größtenteils durch Spenden.

Wildtier gefunden, was tun?

Bevor das Wildtier aus der Natur genommen wird, bittet die Wildtierhilfe darum, sie anzurufen, um abzuklären, ob es sich tatsächlich um ein hilfsbedürftiges Wildtier handelt oder nur den Anschein erweckt. Das Telefon ist täglich von 08:00 bis 20:00 Uhr besetzt.

+43 (0)664 3711639

Auf der Webseite des Vereins
www.wildtierhilfe-vorarlberg.at
finden sich auch lebensrettende Erste-Hilfe-Maßnahmen für Wildtiere.

Gespendet werden kann unter:

Wildtierhilfe Vorarlberg
Raiffeisenbank Walgau
IBAN: AT86 3745 8000 0435 1086
BIC: RVVGAT2B458