Saga um Wälderhalle vor unrühmlichem Ende

Jüngste Finanzierungs-Verhandlungen sind gescheitert, für den Bau der Wälderhalle fehlt ein Millionenbetrag.
Der Projektstillstand hatte es in den vergangenen Monaten angedeutet. Jetzt bestätigt der EC Bregenzerwald sowohl in einer Aussendung als auch auf NEUE-Anfrage, dass der Bau der Wälderhalle mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gescheitert ist. Es klafft eine Finanzierungslücke von drei Millionen Euro, die nicht geschlossen werden kann. Eine Resthoffnung haben sie beim Bregenzerwälder Eishockeyverein noch, man setzt auf den Widerstand der Bevölkerung. Die Chancen auf eine Massenbewegung sind jedoch überschaubar. Denn an einer über alle Gesellschaftsschichten hinweg breiten Zustimmung für die Halle fehlte es erstaunlicherweise immer. Damit steht die jahrzehntelange Wälderhalle-Saga vor einem unrühmlichen Ende. Über Jahre hinweg wurde ein Grundstück gesucht, die politischen Widerstände waren hoch, Einzelinteressen blockierten das Projekt. Jetzt, da alle Vorarbeit geleistet wäre, scheitert der Bau am Geld.

Fehlende Bereitschaft
Wer weiß, wie alles ohne die Coronapandemie gekommen wäre. Möglicherweise wäre die Wälderhalle im Andelsbucher Ortsteil Sporenegg schon längst in Betrieb. Denn im Herbst 2019 war der Bau politisch beschlossen: 1800 Zuschauern sollte die als Rundbau geplante Mehrzweckhalle Platz bieten, ein Restaurant mit knapp 100 Plätzen und eine Discothek für rund 500 Besucher sollte die Wälderhalle über das Eishockey hinaus zum Treffpunkt machen.
Doch die Pandemie brachte Abläufe ins Stocken und veränderte Prioritäten, nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 schnellten dann auch noch die Preise in schwindelerregende Höhen. So stiegen die veranschlagten Kosten für die Wälderhalle von 10 Millionen Euro erst auf 14,7 Millionen Euro und inzwischen auf 18,8 Millionen Euro – und das trotz einer deutlichen Redimensionierung: Die Zuschauerkapazität wurde um ein Drittel auf 1200 Plätze gesenkt, das Restaurant ersatzlos gestrichen und die Bauform in einen konventionellen Rechteck-Bau verändert. Auch die zunächst transparente Dachkonstruktion wurde durch ein herkömmliches und damit deutlich günstigeres Dach ersetzt.
8,8 Millionen Euro wollte die Investorengruppe „Team Wälderhalle“ um den jahrzehntelangen Mevo-Macher Hans Metzler für den Bau der Wälderhalle beisteuern. Das Land Vorarlberg erhöhte die Förderung in den vergangenen sechs Jahren von 4,2 Millionen Euro auf 6,5 Millionen Euro, die Regio Bregenzerwald verdoppelte die Beteiligung von 300.000 Euro auf 600.000 Euro.
Doch allen Förderungszusagen zum Trotz fehlen drei Millionen Euro – inflationsbedingte weitere Kostensteigerungen gar nicht mitgerechnet. Damit steht das Langzeitprojekt Wälderhalle, das 1996 seinen Ursprung genommen hat, nun also endgültig vor dem Aus. Beim ECB hatte man bis zuletzt darauf gehofft, dass die Regio Bregenzerwald mit ihren 24 Mitgliedsgemeinden die fehlenden drei Millionen stemmt, dass hierfür seitens der Regio die Bereitschaft fehlen würde, ist allerdings keine Überraschung mehr.

Fatale Folgen
Was ein finales Aus der Wälderhalle für den EC Bregenzerwald bedeuten würde, lässt sich recht klar abschätzen. Mittelfristig stünde wohl der aktuelle Halbprofi-Betrieb, den die Wälder um ECB-Boss Guntram Schedler in der Alps Hockey League stemmen, akut in Gefahr. Denn das Ausweichen ins Dornbirner Messestadion ist nicht zukunftsfähig, es fehlt das Vereinsleben, die identitätsstiftende Heimat, und auch dem Zuschauerzuspruch sind ob der Fahrtstrecke ins Rheintal natürliche Grenzen gesetzt.
Seit dem Abriss der Alberschwender Freiluftarena im Frühjahr 2012 sind die Wälder Gäste im Messestadion, was wegen der Kooperation mit den Bulldogs ein Jahrzehnt lang noch einigermaßen Sinn ergab. Doch seit Dornbirns Rückzug aus der ICE Hockey League im Frühjahr 2022 und der nunmehrigen Partnerschaft mit den Pioneers Vorarlberg ist der Bregenzerwälder Trainings- und Spielbetrieb im Messestadion eigentlich nicht mehr vermittelbar. Einen Verein mit Sitz in Andelsbuch, der in Dornbirn spielt und mit Feldkirch kooperiert, zerreißt es von innen förmlich: Es fehlt die Heimat.
Darüber hinaus ist das Fundament von ECB-Partnerverein Pioneers Vorarlberg sehr brüchig. Die Teilnahme der Feldkircher an der aktuellen ICE-Spielzeit war bis tief in den Juni hinein in Gefahr, wie es bei den Pioneers über diese Spielzeit hinaus weitergeht, wissen wohl selbst die PIV-Verantwortlichen nicht – siehe rechts ein Abriss zur sportlichen Lage bei den Pioneers. Scheitert das ICE-Projekt in der Montfortstadt, würde das Aus der Wälderhalle doppelt schwer wiegen für den EC Bregenzerwald. Denn bricht neben dem Traum von der eigenen Halle auch noch der Kooperationsverein weg, würden dem ECB wohl die Basis und die Perspektive fehlen. Ohne eigene Halle ist eine Vereinsweiterentwicklung kaum mehr möglich. Mut macht dieser Ausblick nicht. Doch diese Schlussfolgerung gehört gerade jetzt offen ausgesprochen.

Verweis auf Metzler
Dass es zu einer letzten Wende in der Wälderhalle-Saga kommt, ist zwar nicht ausgeschlossen, das Zeitfenster für ein gutes Ende der Geschichte ist aber wohl schon verstrichen. Das hatte sich zuletzt auch im ausführlichen NEUE-Interview mit Sportlandesrätin Martina Rüscher angedeutet, als die Landesrätin davon sprach, dass die Investorengruppe um Hans Metzler eine Entscheidung treffen müsse. Diese scheint nun gefallen.