Concerto Stella Matutina am Hof des Sonnenkönigs

Das Alte-Musik-Ensemble brachte gemeinsam mit Alfredo Bernardini höfischen Glanz zur Kulturbühne Ambach. Witz, Glanz und Virtuosität begeisterten das Publikum.
In einem ungemein vergnüglichen Konzert entführten Concerto Stella Matutina und der italienische Barock-Oboist Alfredo Bernardini das Publikum weg von der Kulturbühne Ambach hin an den französischen Königshof von Louis XIV: Gepuderte Perücken, Brokatgewänder, Spitzentüchlein und Schnallenschuhe erschienen vor dem inneren Auge der Hörerinnen und Hörer, gemeinsam mit den bestens aufgelegten Musici des Vorarlberger Alte-Musik-Ensembles tanzte man durch die Spiegelsäle und Gartenlabyrinthe von Versailles, erlebte man höfische Zeremonien, Aufzüge und Bälle, kriegerische Fanfaren und Trauerzüge.
Der heimliche Mittelpunkt des Geschehens
In großer Besetzung mit allein vier Oboen, die den Klang der französischen Barockmusik so sehr prägen, beweglichen Flöten und charaktervollen Fagotten formierten sich die Holzbläser rund um Bernardini, der nicht nur charmant moderierte und gestisch eigenwillig dirigierte, sondern auch schauspielerisches Talent bewies. Ensembleleiter Bernhard Lampert wechselte gemeinsam mit Jodok Lingg locker von der Trompete zum Horn, die starke Continuo-Gruppe mit dem künstlerischen Leiter Thomas Platzgummer am Cello, Johannes Hämmerle am Cembalo und Thor-Harald Johnsen an Barockgitarre und Theorbe zeigten Fantasiefülle. Als „Hahn im Korb“ im Kreise der Geigerinnen musizierte Konzertmeister David Drabek ebenso entspannt wie engagiert, nicht zu vergessen Stefan Greussing, der als Meister der Schlaginstrumente mit Trommel, Schellen, Klangstäben und Triangel zum heimlichen Mittelpunkt des musikalischen Geschehens wurde.
Theatermusik vom Feinsten
Jean-Baptiste Lully, der aus Italien an den französischen Hof gekommen war, schmückte diesen an der Seite des Monarchen mit Opern, Balletten und, in Zusammenarbeit mit Molière, mit Comédie-ballets: Es ist Theatermusik vom Feinsten, Programmmusik, bevor es diesen Begriff überhaupt gegeben hat, in der Darstellung der Flüsse, Nymphen, Ungeheuer und Winde, voller Farben und musikalischem Humor, lustvoll präsentiert von CSM. Prächtige und abwechslungsreiche Militärmusik war mit André Philidor zu erleben, bevor mit einer Zusammenstellung von Michel Richard Delalandes „Tafelmusik“ das königliche Souper begleitet wurde.
Klangbilder für Himmel und Erde
Den ersten „Cluster“ der Musikgeschichte hat Jean-Féry Rebel (1666-1747, da waren im Programmheft die Daten verrutscht) in seiner Symphonie „Les èlements“ aufs Notenpapier gesetzt: aus dieser Klangballung zur Darstellung des Chaos, mit sägenden Tremolofiguren, Blitzen und Fagott-Tröten lösten sich die Klangbilder für Himmel und Erde, Feuer, Wasser und Luft (mit den entzückenden Vogeltrillern). Den glanz- und charaktervollen Abschluss setzten Alfredo Bernardini und das Ensemble mit einer Suite aus Jean-Philippe Rameaus „Les Boréades“: Erst vor wenigen Jahrzehnten wurde diese Musik uraufgeführt, seither findet sie auch durch Dirigenten wie Teodor Currentzis oder Simon Rattle den Weg in die Konzertsäle. Auch CSM und Bernardini begeisterten mit ihrer Interpretation, die den tänzerischen Charakter dieser Sätze betonte.
Mit ihrer nächsten Produktion gehen CSM und Thomas Platzgummer Anfang November in die Oper und erwecken die Turbulenzen von Rossinis „Barbier von Sevilla“ zum Leben…
Katharina von Glasenapp