“Von Kindern können wir viel im Umgang mit dem Tod lernen”

Gaby von der Thannen-Nuck ist Bestatterin und Trauerrednerin. Wie zeitaufwendig ihr Beruf ist und wie man eine würdevolle Trauerfeier gestaltet.
Der Tod ist für Gaby von der Thannen-Nuck ein alltäglicher Begleiter. Die 48-Jährige ist Bestatterin und Trauerrednerin beim Bestattungsunternehmen Nuck. Zu Allerheiligen gibt sie der NEUE Einblick in ein außergewöhnliches Arbeitsfeld.
Rund um die Uhr erreichbar
Der Job als Bestatterin ist vor allem einmal sehr zeitaufwendig. „Wir arbeiten von Montagfrüh bis Samstagmittag, dazu kommt der Bereitschaftsdienst. Dort sind wir abwechselnd in Zweierteams auf Abruf erreichbar, falls es nachts oder am Wochenende einen Todesfall gibt“, erklärt Von der Thannen-Nuck. Als Bestattungsunternehmen muss man rund um die Uhr abrufbereit sein.

Das Aufgabenfeld ist vielfältig: Gaby von der Thannen-Nuck betreut Angehörige in einem Todesfall rundum – angefangen vom Aufnahmegespräch und der Abholung des Verstorbenen über die Organisation der Beerdigung und Abwicklung behördlicher Formalitäten bis hin zur Waschung des Leichnams und der Aufbahrung am Friedhof. Neben Aufgaben wie der Auswahl des Sargs oder der Urne sind die organisatorischen Aufgaben oft ganz banal – etwa die Gestaltung der Dankeskarten und Todesanzeigen. „Man ist in allen Dingen Ansprechpartner für die Angehörigen“, fasst die Bestatterin ihren Beruf zusammen.


„Einen typischen Tagesablauf gibt es bei mir eigentlich gar nicht“, erklärt sie weiter. „Wir können am Montag nie sagen, was am Freitag zu tun ist. Der Tag ist mit einem Anruf komplett anders.“
Erfahrung mit Beerdigungen
Ihren Beruf hat die 48-Jährige im Familienunternehmen Nuck, wo auch ihr Mann arbeitet, erlernt. Auch zuvor war sie viel mit Beerdigungen konfrontiert: „Ich war Pastoralassistentin in der katholischen Kirche. Von klein auf habe ich mich immer kirchlich engagiert und so bin ich in diesen Beruf hineingewachsen.“ Auch heute hat der Glaube bei ihr noch einen hohen Stellenwert: „Es gibt mir Hoffnung, daran zu glauben, dass es nach der Zeit auf der Erde nicht vorbei ist, dass da noch etwas Schönes kommt.“

Neben ihrer Tätigkeit als Bestatterin ist Gaby von der Thannen-Nuck auch Trauerrednerin. Im Bestattungshaus Hofsteig, das der Firma Nuck gehört, gibt es dafür einen eigenen Raum für Verabschiedungen. „Dort kann man die Feier ein wenig persönlicher gestalten. Wir haben etwa die Möglichkeit, Erinnerungsfotos auf einem Beamer laufen zu lassen oder das Licht anzupassen. Es ist ein anderer Rahmen als in der Kirche“, erzählt sie. „Wenn ich eine Trauerfeier gestalte, richte ich mich voll und ganz nach den Wünschen der Familie und wie es zur verstorbenen Person passt. Egal, was im Leben der verstorbenen Person vorgefallen ist – für mich ist wichtig, eine schöne und würdevolle Verabschiedung zu gestalten. Dass man an die gemeinsame Zeit erinnert, dass man manchmal ein wenig lächeln kann und dass man eine gute Erinnerung bewahrt.“
Emotionale Last
Während der Tod für die meisten Menschen ein Ausnahmeszenario darstellt, ist er für Gaby von der Thannen-Nuck Alltag. Dennoch betrachtet sie das Thema alles andere als abgestumpft: „Klar ist es nicht immer leicht. Oft bekommst du tiefe Einblicke in die Familien und deren Schicksal geht auch einem selbst nahe. Oft denkt man sich: ‚Wie geht es der Familie wohl gerade?‘ Die Trauerfeier machen und danach komplett abschalten, das geht nicht.“ Wichtig sei es, über die Dinge reden zu können, die einen beschäftigen. „Irgendwann musst du den Kopf freibekommen. Das kann ich persönlich dann tun, wenn ich im Garten arbeite oder auf meinem alten Puch-Motorrad unterwegs bin. Man braucht einen Ausgleich.“

Generell falle ihr auf, dass der Tod kein solches Tabuthema mehr darstellt wie früher, meint die Göfnerin. „Viele Menschen setzen sich schon früh mit der Planung ihrer Beerdigung auseinander. Auch Kinder haben einen guten Zugang zum Thema Tod, von ihnen können wir da vieles lernen.“ Gaby von der Thannen-Nuck ist gelegentlich auch in Schulen unterwegs und gestaltet dort Stunden, in denen sie mit den Kindern über den Umgang mit dem Tod und Verlust spricht. „Viele Schüler erzählen offen von Beerdigungen, die sie erlebt haben. Es wäre schön, wenn sie das bis ins Erwachsenenalter beibehalten.“
Humor und Dankbarkeit
Trotz der ständigen Konfrontation mit Verlusten ist der Job in einem Bestattungsunternehmen kein durchgehend trauriger. „Ich finde es schön, wenn wir bei einem Trauergespräch einfach mal herzhaft über eine Erinnerung lachen können. Es ist wichtig, ein wenig Humor zu zeigen – nicht, um etwas ins Lächerliche zu ziehen, sondern im liebevollen Gedenken“, sagt sie.

Die schönsten Momente für Gaby von der Thannen-Nuck sind aber die, wenn die Menschen „ehrliche Dankbarkeit“ zeigen, wie sie es beschreibt. „Nach einer schönen Trauerfeier bekommt man von den Menschen ganz viel zurück. Wenn sie dich nach der Verabschiedung drücken und sich mit Tränen in den Augen bedanken – das gibt mir so viel zurück.“