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Spitalsreform: Das sagen die Spezialisten aus den Krankenhäusern

HEUTE • 12:26 Uhr
Spitalsreform: Das sagen die Spezialisten aus den Krankenhäusern
Michael Rohde, Leiter der Gynäkologie und Geburtshilfe LKH Bregenz/ KH Dornbirn), Christian HuemerChefarzt und Leiter der Abteilung Pädiatrie am LKH Bregenz, Pflegedirektor Bernd Schelling sowie WOlfgang J. Hofmann, Stv.-Chefarzt und Leiter der Abteilung Gefäßchirurgie am LKH Feldkirch. Livestream

Abteilungsleiter und Vertreter der Landeskrankenhäuser Feldkirch und Bregenz zur Spitalsreform. Auch Kritik am Standortwechsel der Geburtshilfe und Gynäkologie ist herauszuhören.

Feldkirch. Im Rahmen der Präsentation des Regionalen Strukturplans Gesundheit 2030 haben leitende Ärzte der betroffenen Landeskrankenhäuser sowie der Pflegedirektor ihre Sicht auf die bevorstehenden Veränderungen dargelegt. Der Tenor: Größere Teams und Spezialisierung bringen medizinische Vorteil.

Michael Rohde, Leiter der Gynäkologie und Geburtshilfe an den Krankenhäusern Bregenz und Dornbirn, sprach sich klar für die geplante Zusammenführung der beiden Abteilungen zu einem gemeinsamen Mutter-Kind-Zentrum aus. Größere Einheiten, sagte er, böten „nachweislich Vorteile für Qualität, Spezialisierung und Ausbildung“.

„Wir brauchen größere Teams – nicht nur, um Routine und Qualität zu sichern, sondern auch, um spezialisierte Medizin in der Breite anbieten zu können“, erklärte Rohde. Kleine Abteilungen liefen Gefahr, bestimmte Fähigkeiten zu verlieren, etwa bei seltenen geburtshilflichen Situationen wie vaginalen Beckenendlagen. „Die Größe ist nicht das Problem. Es kommt darauf an, wie man sie gestaltet.“

“Der Weg ist schwieriger und aufwendiger”

Er betonte die gute Zusammenarbeit zwischen den Teams in Dornbirn und Bregenz. „Ich pendle seit drei Jahren zwischen den beiden Häusern, kenne beide Perspektiven und weiß, dass diese Teams perfekt zusammenarbeiten können.“ Das gemeinsame Zentrum sei „das richtige Ziel“, sagte Rohde. Kritik gebe es aber am Weg dorthin. „Der Weg, der gewählt wurde, ist der schwierigere, aufwendigere und riskantere. Die Entscheidung lag nicht bei uns Medizinern, aber sie verlangt Unterstützung und Vertrauen.“

Auf Nachfrage präzisierte Rohde seine Einschätzung. In den vergangenen Jahren habe sich die Gynäkologie zunehmend in Dornbirn konzentriert, mit bereits etablierten Schwerpunkten wie dem Brustgesundheitszentrum, dem Zentrum für gynäkologische Onkologie und dem Beckenbodenzentrum. Geburtshilflich seien beide Häuser vergleichbar, „mit rund 150 bis 200 Geburten Unterschied pro Jahr“.

“Unnötiger Marathon”

Die Standortentscheidung, das Zentrum in Bregenz zu errichten, bezeichnete er als organisatorisch anspruchsvoll. „Der eine Weg verlagert ein kleineres Volumen an einen großen Standort, der andere ein großes zu einem kleineren – das ist ungleich aufwendiger und risikoreicher.“ Rohde sprach von einem „unnötigen Marathon“: „Wir sind drei Jahre lang in die eine Richtung gelaufen und müssen jetzt wieder in die andere starten. Das schafft Betroffenheit und Emotionen, die ich bei meinen Kolleginnen und Kollegen gut nachvollziehen kann.“

Stärkt die Ausbildung

Christian Huemer, Chefarzt und Leiter der Pädiatrie am LKH Bregenz, begrüßte die Zusammenführung der kinder- und geburtshilflichen Abteilungen. „Wir brauchen größere Teams“, sagte Huemer. Nur so könne „hoch spezialisierte Kinder- und Jugendmedizin dauerhaft im Land abgesichert“ werden. „Wir haben keine Universitätsklinik in Vorarlberg, aber wir müssen Kinder mit Herz-, Tumor-, Stoffwechsel- oder rheumatischen Erkrankungen versorgen können“, betonte er. Die geplante Struktur ermögliche eine umfassende Versorgung im Land und stärke die Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte. „Wenn wir qualitativ hochwertig ausbilden, können wir motivierte junge Kolleginnen und Kollegen im Land halten.“

Fallzahlen als Basis für Qualität

Wolfgang J. Hoffmann, stellvertretender Chefarzt und Leiter der Gefäßchirurgie am LKH Feldkirch, sprach über die Bedeutung der geplanten Bündelungen für die chirurgische Praxis. „Qualität und Erfahrung hängen direkt mit der Zahl der behandelten Fälle zusammen“, erklärte er. „Wenn wir Eingriffe an weniger Standorten konzentrieren, profitieren davon die Patientinnen und Patienten ebenso wie die Ausbildung.“ Feldkirch als Schwerpunktspital habe hier eine besondere Rolle: „Wir können unsere Energie besser kanalisieren und die Zusammenarbeit effizienter gestalten.“

Pflegedirektor

Pflegedirektor Bernd Schelling vom LKH Feldkirch betonte die Notwendigkeit klarer Rahmenbedingungen für die Pflegeberufe. „Pflege ist und bleibt ein Mangelberuf. Umso wichtiger ist es, Strukturen zu schaffen, die Pflegequalität sichern und den Beruf attraktiv halten.“ Mit dem Spitalscampus Vorarlberg entstünden Synergien, Doppelgleisigkeiten würden abgebaut. „Gemeinsame Strukturen erhöhen die Fachlichkeit und schaffen Organisationseinheiten in der richtigen Größe“, so Schelling. Besonders junge Pflegekräfte müssten ein Umfeld vorfinden, „in dem Weiterbildung, Spezialisierung und Zusammenarbeit selbstverständlich sind“. „Unser Ziel ist klar“, fasste Schelling zusammen. „Pflege in Vorarlberg soll professionell, sinnstiftend und für kommende Generationen attraktiv bleiben.“