Kultur

Wolfurter Sätze leuchten in den Alltag hinein

03.12.2025 • 13:31 Uhr
"Was uns bewegt." Eröffnung der neuen Bahnunterführung
„Was uns bewegt.“ wurde am Dienstag eröffnet.

Persönliche Botschaften bilden die Basis für das neue Kunstwerk von Marbod Fritsch in der Wolfurter Bahnhofspassage.

Zweieinhalb Meter hoch und 40 Meter lang: Das sind die beachtlichen Ausmaße des neuen Kunstwerks von Marbod Fritsch in der Unterführung des ÖBB-Bahnhofs Wolfurt. Es ist ein Beteiligungsprojekt der Vorarlberger Bevölkerung, die dem Künstler einen Satz schickten, mit der Antwort auf die Frage: „Was bewegt mich?“ Am Dienstag wurde das Kunstwerk feierlich eröffnet. Über 100 Personen haben bei diesem Projekt mitgewirkt. Entstanden ist ein Kunstwerk, bei dem Fritsch diese Sätze oder einzeln eingereichte Worte grafisch gestaltet hat. Kunst im öffentlichen Raum kann erfrischend und unerwartet auftreten, kann verstören und aufregen. Oder sie wird so in ein Gebäude integriert, dass sie kaum auffällt. Die 34-teilige von hinten beleuchtete Glaswand fällt ausdrücklich auf und soll anregen, stehenzubleiben und die Sätze zu lesen. „Ich habe die Worte bewusst in den Farben orange, hellrot und dunkelrot drucken lassen. Die Übergänge sind fließend und sollen eben einen bestimmten Rhythmus und eine Bewegung ausdrücken. Viele Menschen gehen täglich hier zur Arbeit. Wenn Sie jedes Mal ein neues Wort oder einen neuen Satz aufschnappen, dann ist das hoffentlich eine Bereicherung für sie“, erklärt Marbod Fritsch.

"Was uns bewegt" Eröffnung der neuen Bahnunterführung
V.l.: Barbara Manhart (Land Vorarlberg), Wolfgang Dittrich (Bauamtsleiter Wolfurt), Dominik Lumetzberger (ÖBB Projektleitung), Marbod Fritsch (Künstler), Angelika Moosbrugger (Bürgermeisterin von Wolfurt), Julian Rudigier (ÖBB Projektleitung) und Landesstatthalter Christof Bitschi.

„Leben ist Veränderung“

Unter den eingereichten Sätzen sind sehr persönliche: „Und ….I lieeb dii! – mein Mann. 08.02.2024. RIP“, Heimatbekundungen wie „Man lebt in Wolfurt und will nuemma furt“ aber auch Lebensweisheiten: „Lass uns reisen und schoene Geschichten schreiben.“

"Was uns bewegt" Eröffnung der neuen Bahnunterführung
Stecher

Marbod Fritsch arbeitet gern mit Inhalten, die ins Optische kippen und so zu einer Einheit von Form und Text verschmelzen. Das ist ihm bei diesem Projekt, das die Unterführung erleuchtet, sehr gut gelungen. Marbod Fritsch hat sich in letzter Zeit auf öffentliche Kunst spezialisiert. Unlängst wurde das Friedensdenkmal in Weingarten eröffnet. Jetzt Wolfurt. Was ist für ihn das Besondere daran? „In der Öffentlichkeit muss ich mit Begebenheiten arbeiten, die schon da sind. Das reizt mich speziell. Ich sitze nicht im stillen Kämmerlein und kann künstlerisch tun, was ich will, sondern ich arbeite mit fixen Größen und bringe mich hier ein.“ Angst, dass seine Kunst im öffentlichen Raum auf eine Art erweitert wird, die ihm nicht gefällt, hat er keine: „Damit kann ich gut leben, das gehört dazu, wenn man Kunst so ausstellt. Wahrscheinlich werden Menschen etwas dazuschreiben, oder überschreiben, aber that‘s life, das Leben ist Veränderung“, merkt er schmunzelnd an. Eines ist sicher: Diese Kunst überdauert den Künstler und setzt ein Statement. Außer wir fliegen bald mit Flugtaxis und machen das Transportmittel Eisenbahn überflüssig.

Daniel Furxer