Die Klangräume der Zuversicht

Die Montforter Zwischentöne beendeten ihre Saison mit einem wohltuenden Gegenpol zum Adventstrubel.
Nicht mit dem großen Prunk der Oratorien von Johann Sebastian Bach oder Georg Friedrich Händel, sondern mit der eher feinstofflichen Weihnachtshistorie von Heinrich Schütz gingen die diesjährigen Montforter Zwischentöne zu Ende. Der künstlerische Leiter Folkert Uhde blickte auf sechs Wochen „Zuversicht“ (so das Motto in diesem Jahr, das sich seit Anfang November in wie immer vielfältigen Veranstaltungen gespiegelt hatte) zurück und verabschiedete sich zugleich von seinem Wegbegleiter Hans-Joachim Gögl, der in den vergangenen 11 Jahren das Festival mit ihm zusammen geprägt hatte und nun eigene Wege weiter geht.
Dunkle Trommeln, helle Glocken
Wieder hatte Benjamin Lack die Gesamtleitung und formte mit den Sängerinnen und Sängern vom Vokalensemble der Stella Vorarlberg Musikhochschule, die sowohl solistisch als auch in der Gruppe einen warm strahlenden Klang ihr eigen nannten, einen flexiblen Klangkörper. Ihm zur Seite die Capella de la Torre mit der Barockoboistin Katharina Bäuml: Der so besondere Klang ihrer Schalmei, die weichen Linien und Verzierungen der Blockflöte (Mathis Wolfer), der raunende und doch bewegliche Ton des Bassdulzians (Regina Hahnke musizierte auf diesem frühen Fagottinstrument) und der eng mensurierten Posaune (Yosuke Kurihara) und die Continuo-Gruppe mit Daniel Seminara an der Basslaute und Mimoe Todo an der Truhenorgel rundeten sich zu einem durchsichtigen und flexiblen Ensemble. Besondere Akzente setzte der Schlagwerker Mike Turnbull, der zum dunklen vollen Klang der Trommel die hellen Obertöne von Glöckchen mischte, was ja wunderbar in die Weihnachtszeit passt. Einzig die Klimaanlage im Feldkircher Montforthaus summte in einer unpassenden Tonhöhe.
Schwingender Schreitanz
Mit Motetten und Instrumentalsätzen aus dem Umfeld von Michael Praetorius und Heinrich Schütz führten die Musizierenden in die Advents- und Weihnachtsthematik ein: Ein schwingender Schreittanz (Passamezzo) bereitete den Boden für das in vielen Chören gesungene „Machet die Tore weit“ von Andreas Hammerschmidt, bekannte Melodien waren bei Praetorius und dem neapolitanischen „Quando nascette ninno“ zu entdecken. Moritz Landgraf von Hessen-Kassel, dreizehn Jahre älter als Heinrich Schütz und dessen Entdecker und Förderer, hat das Magnificat, den Lobpreis der Maria, in einer interessanten Verbindung von Deklamation und arioser Gestaltung vertont. Die amerikanische Sopranistin Margaret Hunter passte mit ihrer schlanken Stimmführung gut in diese frühbarocke Zeit, recht irritierend sind allerdings die abgedunkelten Vokale, die den Klang verengen.
Engelsstimme
Ungemein sparsam und gerade dadurch doch so ausdrucksstark hat Schütz die Geburt Christi in seiner „Weihnachtshistorie“ dargestellt. Ein Evangelist nimmt die Gläubigen in seiner schlicht deklamierenden Gestaltung mit hinein in das Geschehen, er ist neutral und doch empathisch. Immer wieder macht es staunen, wie Schütz auf so subtile Weise mit einer Wendung der Harmonik das Staunen der Hirten, das Erschrecken oder die Hinterlist des Herodes unterstreicht. Mit dem deutschen Tenor Fabian Kelly war ein höchst einfühlsam gestaltender Sänger mit der Partie des Evangelisten betraut, der von Orgel und Theorbe gestützt wurde und der diese Erzählung wunderbar schlicht, textdeutlich und nachdrücklich gestaltete. Der Chor oder einige Solostimmen spiegelten die Reaktionen der Hirten und die Anbetung durch die drei Könige, Margaret Hunter war die Stimme des Engels, der Joseph und seine junge Familie im Traum zu Aufbruch und Umweg ermahnt. In ihrer sprechenden Schlichtheit ist die Musik von Schütz Balsam für die vom Vorweihnachtsstress gepeinigten Seelen und wurde vom Publikum mit großer Dankbarkeit aufgenommen.
Katharina von Glasenapp