Zähes Ringen um Einigung

Zehn Millionen Euro will Daniel Gfrerer in Bludenz investieren.
In Bludenz soll ein neues Ärztezentrum für unterschiedliche Fachrichtungen entstehen. Projektbetreiber Daniel Gfrerer plant, ein Grundstück von der Stadt zu erwerben. Zwischen Oberem Tor und dem LKH Bludenz, wo sich derzeit noch ein Parkplatz befindet, soll das Bauprojekt realisiert werden.
Ins Stocken geraten
Das Projekt, das den Namen „Gesundheitszentrum Herzog Friedrich“ trägt, ist nun in der Vorwahlzeit etwas ins Stocken geraten. Zu sehr wurde versucht, politisches Kleingeld und Stimmung damit zu machen. „Derzeit ist die Situation sehr schwierig für mich. Die politische Situation hat sich etwas geändert. Die ÖVP hat daraus im Wahlkampf ein Politikum gemacht und eine Zweiklassenmedizin-Diskussion in das Thema getragen hat. Sie haben das Projekt versucht schlechtzumachen, weil sie wussten, dass Mario Leiter und sein Team massiv dafür gekämpft haben.“ Wenn sich Leiter nicht so massiv für dieses Projekt eingesetzt hätte, wäre Gfrerer schon längst in einer Nachbargemeinde fündig geworden. „In Nüziders würden sie uns mit Handkuss nehmen.“
Der designierte Bürgermeister Simon Tschann betont, dass er nach wir vor trotz der Unstimmigkeiten zu dem Projekt steht: „Es hat einen Stadtvertretungsbeschluss gegeben. Und der besagt ganz klar, dass das Grundstück für den Dr. Gfrerer und sein Projekt bereitgestellt wird. Die Stadt steht auch nach wie vor hinter dem Projekt. In Zeiten wie diesen kann ein Gesundheitszentrum nur helfen. Und die private Initiative des Herrn Gfrerer freut uns sehr. “
Zweiklassenmedizin
Zum Thema Zweiklassenmedizin betont Tschann, dass er auch dazu eine klare Meinung hat: „Generell gilt es, diese mit aller Kraft zu verhindern. Aber ich weiß, dass der Dr. Gferer das auch versucht. Wie auch alle anderen Ärzte, mit denen ich gesprochen habe. Aber es ist derzeit nicht einfach, Kassenärzte zu finden“, ergänzt Tschann. Zudem unterstützt er die Tatsache, dass in dieses neue Zentrum diverse Fachärzte einziehen.
Auch Gferer verweist auf den rechtsgültigen Beschluss, der den Verkauf des Grundstückes sichert. „Ich empfinde die Stimmung derzeit als mies und gegen mich und das Projekt gerichtet. Wir haben nächste Woche ein klärendes Gespräch mit der Stadt. Und dann muss die Stadt entscheiden, ob und wie sie das will. Und dann werden wir entscheiden, ob wir das unter den vorgegebenen Bedingungen noch hier machen werden.“ Die Nachfrage aus den umliegenden Gemeinden sei nach wie vor groß. Aber am liebsten würde Gfrerer dieses Projekt in Bludenz umsetzen. Zudem hat der Gestaltungsbeirat immer wieder Änderungen gefordert, die nicht ganz nachvollziehbar sind, betont der Internist und Projektbetreiber. „Es häuft sich jetzt einfach, und irgendwie ist der Bogen dann bald auch mal überspannt.“

Generell geht es darum, dass die ÖVP in der letzten Stadtratssitzung gefordert hat, dass mindestens 30 Prozent der Ärzte im neuen Gesundheitszentrum Kassenärzte sein sollen. Dieser Antrag wurde zwar abgeschmettert. Aber es bleibt ein fahler Nachgeschmack. „Und ich kann so was nicht versprechen und unterschreiben. Ich suche schon lange Kassenärzte, die da mitmachen. Ich hätte liebend gern mehr als 30 Prozent. Aber ich finde keine. Und daraus dann eine Diskussion über Zweiklassenmedizin vom Zaun zu brechen, ist einfach absurd und billig.“ Gfrerer hat derzeit fix einen Kassen-Zahnarzt, und mit einem Neurologen und einem Augenarzt sind die Verhandlungen kurz vor dem Abschluss. „Ich muss ganz klar sagen, dass war ursprünglich meine Idee mit den 30 Prozent. Wir haben das damals für richtig erachtet. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Es wurde dann ja ganz klar abgelehnt“, ergänzt Tschann.
Primärversorgungszentrum
In Bludenz ist auch ein Erstversorgungszentrum geplant. Gemeinsam mit dem Land Vorarlberg, dem AKS, der Krankenhausbetriebsgesellschaft und der Stadt Bludenz gab es bereits einige Termine vor Ort in Bludenz. Beim Krankenhaus Bludenz sollen vorgelagert drei praktische Ärzte mit Kassenverträgen angesiedelt werden. Geplant ist dieses Zentrum beim Krankenhaus im alten Rettungsheim. Auch Ärzte wurden angeblich schon gefunden, die diese Aufgaben übernehmen. Gfrerer betont, dass das so alles noch nicht in trockenen Tüchern ist. „So wie die Verantwortlichen der Stadt das derzeit kommunizieren, ist es einfach eine Fehlinformation. Das entscheidet die ÖGGK und wird mittels einer Ausschreibung vergeben.“

Es gab auch die Idee, das Erstversorgungszentrum und das Ärztezentrum Herzog Friedrich zusammenzulegen. Aber das ist derzeit auf Eis gelegt. „Für so ein Primärversorgungszentrum braucht man drei Kassenärzte. So sind die gesetzlichen Vorgaben. Ich wäre offen dafür. Ich habe auch mit der Ärztekammer gesprochen. Derzeit sind es aber erst eineinhalb Stellen, die dort Interesse haben. Also auch dort sucht man noch.“
Generell macht so ein Primärversorgungszentrum Sinn. Denn es entlastet die Spitalsambulanz, wie Gfrerer betont. Als Konkurrenz dazu sieht Gfrerer sein Projekt nicht. Im Gegenteil: „Das Erstversorgungszentrum ist für die Grundversorgung gedacht. Was wir anbieten, ist die sekundäre Versorgung. Das sind alles Fachärzte. Das ist dann die ergänzende Ebene.“ So wurde das auch von Anfang an kommuniziert. „Dass das jetzt zum Politikum gemacht wurde, ist schade und verzerrt die Tatsachen.“