Auch im Sommer gab es keine Pause

„Tischlein deck dich“ kann trotz Lockdown weiterarbeiten.
Rund 530 Familien im Land werden jede Woche von „Tischlein deck dich“ mit kostenlosen Lebensmitteln versorgt. Das sind in etwa 1800 Personen, die auf diese Weise unterstützt werden, erzählte deren Obmann Elmar Stüttler.
Der Montafoner Stüttler hat die Hilfsorganisation 2004 nach dem Vorbild der „Münchner Tafel“ gegründet.

2005 erfolgte die erste Verteilung in Feldkirch und Dornbirn. Bald danach kamen Bludenz, Götzis und Bregenz dazu. Diese fünf Ausgabestellen sind es auch heute noch, bei denen Bedürftige ein Mal in der Woche Lebensmittel abholen können. Für den Bezug ist eine Berechtigungskarte nötig. Von der Einrichtung werden jede Woche etwa 25 bis 30 Tonnen Lebensmittel mit zehn Kühlautos und einem Lkw bewegt, so die beeindruckenden Zahlen.

Gut 15 Jahre nach seiner Gründung hat der Verein rund 300 ehrenamtliche Mitarbeiter, zehn Angestellte und drei Zivildiener. Die kümmern sich darum, dass die Lebensmittel, die größtenteils aus verschiedenen Gründen nicht mehr verkauft werden können, denen zugutekommen, die sie sehr gut brauchen können.

Die Corona-Krise hat auch für die Hilfsaktion Einschnitte gebracht. Während des ersten Lockdowns im März musste auf Zustellung umgestellt werden. „Eine Heidenarbeit“, so Stüttler. Jeden Tag seien bis zu 6000 Lebensmittelkisten gepackt und den Kunden an die Haustür gebracht worden.

Am Montag, vor Beginn des zweiten Lockdowns, gab es dann noch eine Unsicherheit, ob normal weitergearbeitet werden kann, erzählt Stüttler. Das wurde aber rasch geklärt, und somit können auch im November die Verteilungen regulär stattfinden. Eine Erleichterung für den Obmann. Aber auch keine große Überraschung, zumal die Abstände penibel eingehalten würden, wie er betont.
Bei jeder Ausgabe gebe es drei Leute, die ausschließlich die Abstände kontrollieren würden, informiert er. Zudem würden die Kunden in acht Gruppen eingeteilt, die sich nacheinander das Benötigte abholen können, damit nicht zu viele Leute auf einmal vor Ort sind.

Während bei anderen Sozialorganisationen festgestellt wurde, dass eine corona-bedingte Armut auch in Vorarlberg zunimmt (die NEUE berichtete), kann das Stüttler zumindest anhand der Kundenzahl bei „Tischlein deck dich“ derzeit nicht bestätigen. „Ich habe das Gefühl, dass die Leute im Moment noch recht gut durch das AMS versorgt werden“, so sein Eindruck. Ein paar Kunden mehr als üblich gebe es schon, sagt er, aber nicht auffallend viele.
Anders als in den vergangenen Jahren sei heuer allerdings gewesen, dass es auch im Sommer keine Pause gegeben habe. In dieser Jahreszeit sei die Nachfrage üblicherweise geringer, berichtet er von seinen Erfahrungen. „Dieses Loch hat es heuer nicht gegeben.“

Besonders stark sei der Andrang normalerweise nach Weihnachten, „da kommen die Zahlungen“, und der gehe dann bis Mai, Juni, erzählt er. Über die Hälfte seiner Kunden sind Ausländer, darunter auch zahlreiche Asylwerber, die mit sehr wenig Geld auskommen müssten. Aber auch (Früh-)Pensionisten oder Alleinerziehende zählen zum Kundenstamm der Organisation.

Die größte der fünf Ausgabestellen ist jene im Kloster Mehrerau in Bregenz, sagt Stüttler. Etwa 25 Prozent mehr würde dort verteilt als in Dornbirn, weil das Einzugsgebiet größer sei. Derzeit ist der Obmann aber vor allem erleichtert, dass er während dieses Lockdowns normal weiter tätig sein kann. „Eine Hauszustellung hätten wir uns nicht noch einmal angetan.“