Prostatakrebs: Neue Wege in der Vorsorge

Nicht unumstrittene PSA-Tests sollen künftig gezielter eingesetzt werden.
Neu aufgestellt wird in Vorarlberg die Prostatakrebs-Früherkennung. Darüber haben am Freitag Manfred Brunner, Vorsitzender des ÖGK-Landesstellenausschusses in Vorarlberg, und Gebhard Mathis, Präsident der Krebshilfe Vorarlberg, informiert. Statt wie bisher auf das Gießkannenprinzip zu setzen, gebe es nun eine risikobasierte Vorsorge, erklärte Brunner. Im Zentrum steht dabei der Test auf das prostata-spezifische Antigen (PSA). Dabei wird die Menge an PSA im Blut bestimmt. Das Ergebnis kann Hinweise auf eine mögliche Krebserkrankung geben.
Im Rahmen eines bundesweiten Vorsorgeprogramms hatten bisher alle Männer ab dem 50. Lebensjahr die Möglichkeit, ein Mal pro Jahr den PSA-Wert ermitteln zu lassen. Dabei komme es jedoch häufig zu falsch positiven Ergebnissen, berichtete Mathis. Denn ein erhöhter PSA-Wert müsse nicht immer die Folge einer Krebserkrankung sein, sondern könne beispielsweise auch eine Entzündung als Ursache haben. Um Klarheit zu haben, brauche es daher noch weitere Untersuchungen, die für die Patienten eine Belastung darstellten. Durch die Umstellung auf ein eine risikobasierte Vorsorge soll nun verhindert werden, dass es so oft zu „falschem Alarm“ kommt.
Ab 45 Jahren
In einem Pilotprojekt, das im Jänner startet und zwei Jahre dauert, können daher männliche Versicherte der ÖKG ab 45 Jahren im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung ihren PSA-Wert ermitteln lassen. Je nach Höhe des Werts und des individuellen Risikos des Betroffenen wird dann in Abstimmung mit dem Arzt ein unterschiedliches Intervall bis zur nächsten Testung festgelegt. Dieser kann zwischen einem und vier Jahren betragen. Grundlage für diese Vorgehensweise sind die S3-Leitlinien der Deutschen wissenschaftlichen Gesellschaften.
Das Projekt sei von den Verantwortlichen der ÖGK in Wien nun als Innovationsmaßnahme genehmigt worden. Nach Ende von zwei Jahren erfolge eine Evaluierung, sagte Brunner. Danach wäre es möglich, dass die risikobasierte Vorsorge österreichweit ausgerollt wird.
Prostatakrebs ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung in Österreich. In Vorarlberg gibt es laut Mathis pro Jahr rund 220 Neuerkrankungen. Umso wichtiger sei daher eine Früherkennung. Die PSA-Tests sind allerdings in der Medizin – vor allem in der Ärzteschaft – nicht unbedingt unumstritten. Es sei „nicht einfach“, aus den Daten der Messung „sinnvolle Empfehlungen abzugeben“, heißt es etwa seitens der Ärztekammer. Im Pilotprojekt sind nun aber alle Beteiligten – ÖGK, Krebshilfe, Ärztekammer, Vorarlberger Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Vorarlberger Selbsthilfe Prostatakrebs – mit ihm Boot, berichtete Brunner.
Aufklärung
Gemeinsam wurde ein entsprechender Informationsfolder gestaltet. Ziel sei es, die Männer über das Thema aufzuklären und die Möglichkeiten aufzuzeigen. Wüssten die Patienten über Vor- und Nachteile des PSA-Tests Bescheid, könnten sie selbst entscheiden, ob sie eine derartige Messung durchführen möchten. Wolfgang Zumtobel von der Vorarlberger Selbsthilfe Prostatakrebs betonte bei der Pressekonferenz jedoch, dass auch eine proaktive Aufklärung durch die Ärzteschaft wünschenswert wäre.