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Zusatzausbildung statt Kündigung

28.05.2021 • 20:31 Uhr
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Hartinger

Gerhard Wendl (Jufa) spricht über Personal und seine Vorarlberger Hotels.


Ihre Hotels hatten, wie auch alle anderen, in den vergangenen Monaten geschlossen. Wie sind die Jufa-Hotels durch die Krise gekommen?
Gerhard Wendl:
Das war eine sehr schwierige Zeit und eine große Herausforderung. Zum einen mit all den wirtschaftlichen Folgen, zum anderen bezüglich des Personals. Es war uns wichtig, die Mitarbeiter bei der Stange zu halten, was uns gelungen ist. Jetzt sind wir alle glücklich, dass wir wieder gastgeben können.

Welche Maßnahmen für die Mitarbeiter haben Sie getroffen?
Wendl:
Wir haben die Zeit genutzt und die größte Ausbildungsoffensive in der Geschichte der Jufa-Hotels gestartet. Über 700 Mitarbeiter wurden in den verschiedensten Bereichen aus- und weitergebildet. Immer mit dem Ziel und der Hoffnung, dass wir wieder aufsperren können. Das ist nun der Fall und wir registrieren, dass die Kunden und Gäste auch schon darauf brennen. Homecooking und Homeoffice hatten jetzt alle genug und jeder freut sich, wieder Urlaub machen zu können.

Konnten Sie durch die Ausbildungsoffensive Mitarbeiter davon abhalten, sich andere Jobs und Ausbildungen zu suchen?
Wendl:
Genau. Das war unser großes Credo. Wir haben jahrelang gekämpft, gute Mitarbeiter in die Hotellerie und Gastronomie zu holen und die wollen wir nicht gehen lassen. Es wurde positiv aufgenommen, dass wir die Mitarbeiter nicht einfach vor die Türe gesetzt haben, sondern uns auch in einer schwierigen Zeit Gedanken gemacht haben, wie wir möglichst viele mitnehmen können.

Mussten Sie Mitarbeiter kündigen?
Wendl:
Auf saisonale Nachbesetzungen, vor allem in den Winterstandorten, haben wir verzichtet. Aber das bestehende Personal, sprich die Hotel-Kernteams, haben wir in Kurzarbeit über die neun Monate mitgenommen.
Fachkräftemangel in der Branche ist weit verbreitet. Sie brauchen für den Betrieb in Laterns 20 neue Mitarbeiter. Lief die Suche problemlos?
Wendl: Problemlos würde ich nicht sagen, aber wir haben versucht, einen Mix aus neuen Mitarbeitern und angestammtem Personal zu finden. Letztere dienen als Starthilfe und haben wir von anderen Standorten mitgebracht.

Laterns wird mit Wintertourismus in Verbindung gebracht. Rentiert sich die Öffnung jetzt im Sommer?
Wendl:
Zu Pfingsten hatten wir ein Pre-Opening-Wochenende und waren schon sehr gut gebucht. Gleiches gilt für dieses Wochenende. Das ist ein gutes Zeichen. Unsere Gäste kommen vorwiegend aus Öster­reich, Schweiz, Deutschland und Luxemburg.

Alle Hotels haben nun zeitgleich aufgesperrt und übertrumpfen sich teilweise mit Angeboten, um Gäste anzulocken. Wie wollen Sie bei dieser starken Konkurrenz in Vorarlberg bestehen?
Wendl:
Das Klangholz-Hotel hat ein besonderes Flair, es ist sehr modern, aber von den Materialien sehr regional. Die Ruhe gepaart mit einem trendigen Hotel kommt sehr gut an. Unser Familienangebot mit unserem Preis-Leistungsangebot spricht für sich. Es ist ein Drei-Sterne-Plus-Hotel. Wir haben 47 Zimmer mit rund 160 Betten. Einen großzügigen Kinderspielbereich, einen Wellnessbereich sowie ein Café und Restaurant, wo auch Ausflugsgäste herkommen können. Wir punkten mit regionalen Produzenten. Es ist ein Hotel für Familien und Menschen, die gerne aktiv und in den Bergen sind.

Im Jänner 2020 sagten Sie, es gäbe Gespräche für weitere Standorte in Vorarlberg. Wie sieht es damit nun aus?
Wendl:
Es gibt Pläne. Es war aber auch wichtig, dass wir mit den Standorten im Montafon und in Bregenz nachziehen. Im Montafon haben wir einen Relaunch gemacht und das Hotel präsentiert sich neu. In Bregenz wird noch im Juni ein komplett neuer Café- und Restaurantbereich fertiggestellt. Das ist schon ein großes Spannungsfeld, keine Einnahmen zu haben und dennoch zu investieren. Das ist nicht einfach gewesen, aber es war der richtige Weg. Wir schauen optimistisch in die Sommersaison, denn das Ländle hat großes Potenzial und jeder, der das neue Hotel in Laterns sieht, wird Interesse haben, dass ein weiterer Standort in Vorarlberg entsteht.