Brauereien rückten enger zusammen

Erstes Jahr von „VO ÜS“ ist trotz Pandemie erfolgreich verlaufen.
Praktisch von null auf hundert ist im vergangenen Jahr die Vorarlberger Getränkemarke „VO ÜS“ durchgestartet. Mitte Jänner wurde bekannt, dass die Dornbirner Mohrenbrauerei und die Brauerei Frastanzer im Bereich der alkoholfreien Getränke gemeinsame Sachen machen und zu diesem Zweck die „VO ÜS Vorarlberger Limo Werk GmbH“ gegründet haben. An dem Unternehmen sind beide Partner zu gleichen Teilen beteiligt. Im Mai 2020 war schließlich der Verkaufsstart. Über 20 verschiedene Limo-Sorten wurden bei den Brauereien direkt und in der Gastronomie und wenig später auch im Handel angeboten. Zugleich wurde auch Philipp Wüstner vorgestellt, der die beiden Geschäftsführer des Vorarlberger Limo Werk, Thomas Pachole von der Mohrenbrauerei und Kurt Michelini von Frastanzer, als Leiter von Vertrieb und Marketing unterstützen sollte.
Zufrieden mit den Zahlen
Mittlerweile hat sich die Marke auf dem Vorarlberger Getränkemarkt etabliert und Wüstner zieht im Gespräch mit der NEUE am Sonntag eine positive Bilanz über das erste Jahr. Genaue Absatzzahlen lässt sich der Marketingprofi nicht entlocken – nur so viel: „In Anbetracht der Gegebenheiten sind wir mit den Zahlen zufrieden.“ Zu diesen Gegebenheiten zählt neben der Corona-Pandemie sowie den damit verbundenen Lockdowns und Beschränkungen auch die Tatsache, dass das Limo Werk „quasi aus dem Nichts aufgebaut wurde“. Dies sei durchaus eine Herausforderung gewesen, räumt Wüstner ein.

Ebenso hätten gerade in der Anfangszeit auch einige „Kinderkrankheiten“ überwunden werden müssen. So wurden die Unternehmensverantwortlichen beispielsweise von den Verhandlungspartnern im Lebensmittelhandel überrascht. Die Getränke-Macher waren davon ausgegangen, dass die 0,5-Liter-Flasche mit dem Schraubverschluss in den Geschäften zum Renner werden würde. Doch die Händler wollten lieber auf die 0,33-Liter-Flasche mit dem Kronkorken setzen. „Sie fanden die Flasche charmant und zwei unserer Sorten – Zirbe Zitrone und Vogelbeer Kirsch – sind nur in diesen erhältlich“, erzählt der Vertriebs- und Marketingleiter.
“Geht nicht, gibt’s nicht”
Weiters musste im vergangenen Jahr auch Leergut nachgekauft werden: „Wir hatten nicht damit gerechnet, dass wir so viele Kisten brauchen werden.“ Und auch im Produktionsprozess musste an den Stellschrauben gedreht werden. Die Getränke werden sowohl in Frastanz als auch in Dornbirn abgefüllt. Im Oberland werden die 0,33-Liter Gebinde gefüllt, in der Messestadt die 0,5-Liter-Flaschen. Es musste sichergestellt werden, dass es geschmacklich keinen Unterschied gibt. Gefragt waren hier die beiden Braumeister. „Sie sind Koryphäen auf ihrem Gebiet und es war großartig zu sehen, wie sie sich gegenseitig gepusht haben. Das Motto war: Geht nicht, gibt‘s nicht“, schwärmt Wüstner. Auf diese Weise sei die Qualität des Produkts noch weiter verbessert worden.
Die Brauereien
Die Dornbirner Mohrenbrauerei wurde 1834 gegründet und ist in sechster Generation im Besitz der Familie Huber. Knapp 150 Mitarbeiter brauen jährlich etwa 180.000 Hektorliter Bier. Damit kommt die Brauerei eigenen Angaben zufolge auf einen Marktanteil in Vorarlberg von 53 Prozent. Die Brauerei Frastanzer besteht seit dem Jahr 1902. Das Unternehmen wurde als Genossenschaft gegründet und wird auch heute noch genossenschaftlich geführt.
Für Verwunderung hat wohl bei manchem Laien die Sortenvielfalt gleich zum Produkt-Launch gesorgt. Auch der Marketingleiter wird darauf immer wieder einmal angesprochen. Die Erklärung ist jedoch ganz einfach. „VO ÜS“ war ursprünglich für die Gastronomie konzipiert. Die Brauer wollten ihren Kunden ein Komplettsortiment mit alkoholfreien Getränken aus regionaler Produktion anbieten. „Für ein Komplettsortiment braucht man eine Cola, eine Orangen-, eine Zitronen- und eine Kräuterlimonade. Dann kommt noch ein Cola-Mix dazu und schon ist man bei fünf Sorten“, zählt der Experte auf. Allerdings ist es damit nicht möglich, sich von der Konkurrenz abzuheben. Also haben die Getränke-Macher noch nach zusätzlichen Geschmacksrichtungen gesucht. Auf diese Weise gesellten sich zu den „Klassikern“ neue Sorten wie etwa Vogelbeer Kirsch oder Zirbe Zitrone. Letztere kommt auch noch in rosaroter Farbe daher. „Das hat es bisher so noch nicht gegeben“, sagt Wüstner.
Birne-Honig
Zwei Grundsätze stehen beim Limo Werk im Mittelpunkt. Die Produkte sollen einerseits regional und andererseits nachhaltig sein. Bei der Produktion wird daher, wo immer es geht, auf heimische Zutaten gesetzt. Als Beispiel nennt der Vertriebsleiter die im März vorgestellte Sorte Birne-Honig. Der dabei verwendete Honig stammt vom Bregenzerwälder Bio-Imker Michael Hagspiel. Naturgemäß ist die Zutat nur in beschränktem Ausmaß erhältlich. Daher wird auch die Limonade nur so lange produziert, wie der Honig aus dem Bregenzerwald zur Verfügung steht.
Klimazertifikate
Die Nachhaltigkeit zeigt sich beim Limo Werk darin, dass die Getränke in Vorarlberg produziert und abgefüllt werden. Dazu sind die Limonaden, Säfte und Tafelwasser im Handel nur in Pfandflaschen aus Glas erhältlich. Auf diese Weise wird Müll vermieden und die Transportwege können kurz gehalten werden. Nicht zuletzt wurden im März die Kisten und Flaschen CO2-frei gestellt. Das heißt, es wurden Klimazertifikate erworben, um die Treibhausgasemissionen, die durch die Logistik, Verpackung und Herstellung der Limo-Kisten und Flaschen verursacht werden, zu kompensieren. Unterstützt werden dadurch ein Klimaschutzprojekt in Uganda sowie ein Bergwaldprojekt im Oberallgäu. Langfristiges Ziel ist es, die Limonaden CO2-neutral zu produzieren. In einem ersten Schritt soll bei den Etiketten der Umstieg auf klimaneutral hergestelltes und FSC-zertifiziertes Papier erfolgen.

vo Üs/Marcel Hagen, Studio 22
Für den Kommunikationsexperten, der als Quereinsteiger in das Limonadengeschäft eingestiegen ist, war das erste Jahr nicht nur unternehmerisch sehr lehrreich. Auch persönlich hat er viel dazu gelernt. So weiß er mittlerweile etwa, wie sich der Kohlensäure-Gehalt eines Getränks auf den Geschmack auswirken kann. Ebenso spannend war es für ihn, herauszufinden, dass Wasser nicht gleich Wasser ist. Es gibt regional durchaus große Unterschiede geben, die sich wiederum auf das Geschmackserlebnis auswirken. Besonders faszinierend war es für Wüstner, zu beobachten, wie die beiden Brauereien trotz aller Konkurrenz im Bierverkauf näher zusammengerückt sind. Denn im Bereich der alkoholfreien Getränke wird an einem Strang gezogen und sich auch gegenseitig geholfen. „Da ist etwas Schönes gewachsen, das einmalig ist“, freut sich der Marketingexperte. Schließlich sei es nicht alltäglich, dass zwei Unternehmen, die in ihrem Hauptgewerbe Mitbewerber sind, in einem anderen Bereich gemeinsam erfolgreich sein wollen.
Großes Lob für alle Beteiligte
Wie erfolgreich das erste Jahr nach dem Launch war, zeigen auch mehrere Auszeichnungen, die die Marke „VO ÜS“ seit dem Start eingeheimst hat. So gab es nicht nur einen Staatspreis für den Markenauftritt und einen Red Dot Award, sondern bei der Kür von Vorarlbergs besten Marken holte sich „VO ÜS“ auf Anhieb den dritten Platz bei den Weiterempfehlungen. So ist es kein Wunder, dass Wüstner allen Beteiligten – von den eigenen Mitarbeitern, denen in den beiden Brauereien bis hin zur Kommunikationsagentur zurgams – Rosen streut. Sie hätten im vergangenen Jahr allesamt einen hervorragenden Job gemacht. Auf Basis des guten Starts gibt der Vertriebsleiter als Ziel für die nächsten Jahre ein „stabiles Wachstum in Vorarlberg“ aus.