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„Holzbau bringt Wälder in Gemeinden“

08.07.2021 • 12:31 Uhr
Matthias Ammann, Wilfried Hopfner, Tamara Riedmann und Werner Flatz (v.l.n.r.) sprachen über den Holzbau in Vorarlberg. <span class="copyright">Steinlechner</span>
Matthias Ammann, Wilfried Hopfner, Tamara Riedmann und Werner Flatz (v.l.n.r.) sprachen über den Holzbau in Vorarlberg. Steinlechner

Beim Vorarlberger Holzbaupreis 2021 wurden 137 Projekte eingereicht.

Alle zwei Jahre werden in Vorarlberg die Holzbaupreise vergeben. Dieses Jahr wollen die Verantwortlichen der Vorarlberger Holzbaukunst in diesem Zusammenhang unter dem Motto „Gesund bauen“ auf die Bedeutung des Waldes und des Werkstoffs Holz für die Region und die Gesundheit der Menschen aufmerksam machen. Bei einer Pressekonferenz in Schwarzenberg haben Obmann Werner Flatz und Geschäftsführer Matthias Ammann über den heurigen Wettbewerb informiert.

Öffentliche Hand

Insgesamt 137 Einreichungen hat es dieses Mal gegeben. Vier Jurorinnen und Juroren haben diese unter die Lupe genommen. Zur Jury gehörten die beiden Architektinnen Dominique Gauzin-Müller (Stuttgart/Paris) und Barbara Strub (Zürich), Tragwerksplaner Kurt Pock (Klagenfurt) und Architekt Jörg Finkbeiner (Berlin). Von den Experten gab es Lob für die eingereichten Projekte. Dominique Gauzin-Müller äußerte jedoch auch Kritik, denn sie sieht Verbesserungsbedarf bei der öffentlichen Hand. Die heurigen Einreichungen würden zeigen, dass auch die Unternehmer immer mehr auf Holzbauweise setzten. Öffentlichen Bauten aus dem Werkstoff seien jedoch noch Mangelware. Stattdessen werde lieber auf Beton gesetzt – auch bei Schulen und Kindergärten. Dies sei umso bedauerlicher, da der Holzbau eine wichtige Rolle im Klimaschutz einnehme.

Branchenvertreter fordern Holzdeal

Mit einem Weckruf haben sich kürzlich die Verantwortlichen von Holzbau Austria zu Wort gemeldet. Unter dem Dach der Organisation sind 2200 kleine und mittlere Betriebe aus der Branche mit insgesamt 16.000 Mitarbeitern aus ganz Österreich organisiert. Von der Forst- und Sägewirtschaft fordern die Verantwortlichen die Zusicherung von 1,5 Millionen Kubikmeter Holz aus Österreich zu „fairen und transparenten Preisen“ für heimische Holzbau-Unternehmen. Gerhard Kast, Obmann der Holzbau Austria, appellierte in diesem Zusammenhang an die Bundes- und Landespolitik. Schon jetzt könnten viele Projekte „gar nicht, nur verspätet oder mit zu hohen Kosten umgesetzt werden, weil es uns am Rohstoff Holz fehlt“, berichtete er. Trotz staatlicher Förderungen sei die Planbarkeit mit heimischem Holz derzeit erschwert.

Der Vorarlberger Unternehmer und Mitglied im Holzbau-Austria-Strategieteam, Siegfried Kohler, wies darauf hin, dass durch Holzbau neue, ökologische Lebensräume geschaffen werden können. Bauen mit Holz sei wesentlich günstiger für das Klima als Ziegel- oder Betonbauten, betonte er.

Dieser Ansicht schloss sich auch Werner Flatz an. Mit Holzbauten könnten die Wälder in die Städte und Gemeinden geholt werden. Durch den Werkstoff sei in den Gebäuden CO2 gebunden, solange diese stehen. Zugleich würden in den Wäldern neue Bäume nachwachsen, die ebenso CO2 binden würden. Immerhin werde in einem Kubikmeter Holz rund eine Tonne des Treibhausgases gespeichert. Für einen typischen Holzbau würden im Schnitt 40 Kubikmeter des nachwachsenden Rohstoffs verwendet. Entsprechend hoch sei auch die gebundene Menge an CO2. Dies schütze das Klima und damit auch die Gesundheit der Menschen. Nicht zuletzt sei auch die behagliche Atmosphäre, den der Baustoff Holz in den Gebäuden schaffe, dem Wohlbefinden zuträglich.
Ähnlich äußerte sich Wilfried Hopfner, Vorstandvorsitzender der Raiffeisenlandesbank, die den Holzbaupreis als Partner unterstützt. Er wies weiters darauf hin, dass der Baustoff in Vorarlberg eine lange Tradition hat. Zudem sei die heimische Holzbaukunst international sehr angesehen und mache Vorarlberg auch zum Ziel von Architekturtouristen.

Preissteigerungen

Sorgen bereiten den Holzbau-Verantwortlichen jedoch die weltweiten Preissteigerungen und Lieferprobleme. Die Kette in Vorarl­berg funktioniere, betonte Matthias Ammann. Allerdings gebe es Probleme bei Produkten, die man nicht im Ländle beziehen könne. Noch seien die Auftragsbücher voll, allerdings sei die Lage sehr angespannt. Es brauche auch die Hilfe der Politik – etwa bei der Umsetzung des Holzdeals, den die Holzbau Austria fordert (siehe rechts). Die Lage könnte sich zwar im Herbst entspannen, glaubt Ammann, aber die Unternehmen bräuchten Planungssicherheit.

Das Wohnhaus der Familie Riedmann in Schwarzenberg wurde beim Holzbaupreis ebenfalls eingereicht. <span class="copyright">Imanuel Schnabel</span>
Das Wohnhaus der Familie Riedmann in Schwarzenberg wurde beim Holzbaupreis ebenfalls eingereicht. Imanuel Schnabel

Nicht mehr von den Holzpreisen abhängig ist Familie Riedmann aus Schwarzenberg. Sie lebt bereits seit einem Jahr im eigenen Holzhaus, das von Architekt Jürgen Haller geplant worden ist. Tamara Riedmann zeigte sich beim Pressegespräch entsprechend begeistert vom Werkstoff Holz. Das Haus der Familie ist eines der 137 Projekte, das für den diesjährigen Holzbaupreis eingereicht worden ist. Die Preisverleihung geht am 10. September im Angelika-Kaufmann-Saal in Schwarzenberg über die Bühne.