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Gratwanderungen und Grenzüberschreitungen

01.09.2021 • 18:55 Uhr
Das 1945 von den Franzosen an der Grenze in Hörbranz errichtete Schild. <span class="copyright">Stadtarchiv Bregenz</span>
Das 1945 von den Franzosen an der Grenze in Hörbranz errichtete Schild. Stadtarchiv Bregenz

Bildung, Musik und Kulinarik bei einer Veranstaltung in Brand.

“Grat und Grenze“ ist der Titel einer Ausstellung, die seit Mai bzw. Juni im Alten Schulhaus in Brand und im Heimatmuseum Bürserberg zu sehen ist. Gestaltet hat sie Historiker Christof Thöny gemeinsam mit der Region Prättigau im Auftrag der Kulturinitiative Tal-schafft-Kultur. Anhand von Texttafeln und Objekten wird dabei das Thema Grenze unter verschiedenen Aspekten vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart beleuchtet. Konfessionelle, wirtschaftliche und politische Grenzen werden anhand von Schmuggel-, Flucht- oder Zollgeschichten dargestellt, auch Alpinismus ist ein Thema.

Im Rahmenprogramm findet nun am kommenden Montag eine Veranstaltung im Walser­ensemble und Restaurant Gufer 55 in Brand statt, die unter dem Motto Bildung, Musik und Kulinarik steht und das Thema der Ausstellung aufgreift. Während der Trompeter Herbert Walser musikalische Gratwanderungen und Grenzüberschreitungen bietet, gibt es ebensolche kulinarischer Natur vom Ehepaar Beck im Restaurant Gufer 55.

Die Funktion von Grenzen

Den Bildungsaspekt deckt der Historiker Wolfgang Weber mit einem Referat ab. Darin spricht er grundsätzlich über die Funktion von Grenzen und deren Wandel und erläutert das anhand einiger Beispiele. So mussten etwa vor 200 Jahren auf dem Weg von Bregenz nach Bludenz mindestens drei Grenzen überschritten werden, heute sind es nur mehr Gemeindegrenzen. Prinzipiell waren Grenzen bis zum modernen Staat an die jeweiligen Herrscher geknüpft, erzählt er. Erst später wurde etwa der Rhein zur Staatsgrenze erklärt.

Die Grenze zu Deutschland wurde indes mit dem Anschluss 1938 zur Binnengrenze, 1945 wurde sie wieder Außengrenze. Und jene zur Schweiz mutierte mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union zur EU-Außengrenze. Weber wird auch Beispiele aufzeigen, wie Menschen als Akteure der Geschichte Grenzen überschreiten, etwa im Nationalsozialismus. Allerdings sind Grenzen nicht nur physischer, sondern auch ideologischer Natur, erläutert er. So hieß es nach 1945 „Nie wieder Faschismus“, damit einher ging das Verbotsgesetz, das Grenzen setzte. Und auch ein ganz aktuelles Beispiel kommt in seinem Vortrag vor: Die Grenzsituationen im Vorjahr aufgrund der Corona-Pandemie.

Im Rahmen der Brandnertaler Kulturwoche gibt es eine Reihe von Konzerten.    <span class="copyright">Veranstalter</span>
Im Rahmen der Brandnertaler Kulturwoche gibt es eine Reihe von Konzerten. Veranstalter

Die Veranstaltung ist auch Teil der zweiten Brandnertaler Kulturwoche von Tal-schafft-Kultur, Kulturinitiative Brandnertal. Von 3. bis 10. September sind in diesem Rahmen eine Reihe an Konzerten und anderem zu erleben. Eröffnet wird morgen, Freitag, um 19 Uhr beim Gitzischroffa in Bürs. Jazz und Kulinarik gibt es am Tag darauf in Bürserberg. Von 7. bis 9. September finden dann unter anderem einige Dorfkonzerte statt. Der musikalische Ausklang am 10. September geht wieder beim Gitzischroffa über die Bühne.
Das vollständige Programm und die Anmeldung für einige der Veranstaltungen ist unter www.tal-schafft-kultur.at