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Lipizzaner bekommen zu wenig Bewegung

29.10.2021 • 12:47 Uhr
Das weiße Ballett der Spanischen Hofreitschule ist seit Jahrzehnten Anziehungspunkt für Touristen aus der ganzen Welt
Das weiße Ballett der Spanischen Hofreitschule ist seit Jahrzehnten Anziehungspunkt für Touristen aus der ganzen Welt Rene van Bakel/Spanische Hofreitschule

Rechnungshof kritisiert mangelnde Bewegung und Überbelastung.

Das Ballett der weißen Pferde in der Spanischen Hofreitschule in Wien ist ein Aushängeschild österreichischer Kultur. Kein österreichisches Tourismusprospekt erscheint ohne ein Bild der traumhaft schönen und eleganten Lipizzaner und ihrer Bereiter, die mit ihrer Reitkunst die Massen verzaubern. Doch nun wird Kritik geübt an der Institution, die eine lange Tradition vorweisen kann. Der Rechnungshof bemängelt in einem aktuellen Bericht die Unterbringung der Lipizzaner in der Stallburg in Wien. „Für die Prüferinnen und Prüfer war nicht ersichtlich, ob die in der Wiener Innenstadt untergebrachten Lipizzaner zumindest einmal täglich, entweder im Rahmen des Trainings oder in der Schrittmaschine, bewegt werden“, heißt es im Bericht. Ebenfalls kritisiert wird, dass „es aufgrund des wirtschaftlichen Drucks zu einer Einsatzfrequenz der Hengste kam“, die sich zulasten der Gesundheit der Pferde auswirkte. Auch gesundheitlich angeschlagene Pferde sollen bei den Vorführungen gezeigt worden sein.

Reduktion von 100 auf 60 Vorstellungen

Der Prüfungszeitraum umfasste die Jahre 2014 bis 2019. Im März 2019 übernahm Sonja Klima die Geschäftsführung der Spanischen Hofreitschule. Und vieles, was im Bericht bemängelt wird, habe sie in ihrer Amtszeit bereits geändert. So sei für gesundheitlich angeschlagene Pferde der Seniorenstall in Piber errichtet worden und eine Reduktion der Vorführungen von derzeit 100 auf 60 pro Jahr sei angedacht. “Corona hat diese Diskussion jetzt wieder in den Hintergrund treten lassen”, sagt Klima am Freitag zur Redaktion. “Und so eine Entscheidung sorgt auch nicht überall für Freude. Aber mir geht es um das Wohl der Pferde. Wir sind Weltkulturerbe und es ist uns ein Anliegen, auf die Pferde zu achten.” Für den Einnahmenverlust aufgrund der reduzierten Vorführungen sei sie übrigens ständig auf der Suche nach Sponsoren.

Auch was das Thema tägliche Bewegung der Pferde betrifft, hat Klima bereits etwas verändert. Alle zwei Monate wechseln Pferde und Bereiter auf den Heldenberg, wo sie viel Auslauf haben. “In Wien ist die Situation mit 72 Hengsten in der Stallburg natürlich schwieriger”, sagt Klima. In der Schrittmaschine seien die Pferde aber täglich, im Burggarten werde ausgeritten. Und das sei auch während der Pandemie so gewesen. “Die Pferde sind Spitzensportler, die müssen ja bewegt werden”, meint Klima.

Mehrjährige Basisabgeltung

Eine Zusatznotiz im Rechnungshofbericht ist die jährliche Zuchtförderung des Landwirtschaftsministeriums von bis zu einer Million Euro. Der Rechnungshof empfiehlt, diese jährlichen Zuwendungen durch eine mehrjährige Basisabgeltung zu ersetzen, um der Spanischen Hofreitschule so mehr Planungssicherheit zu ermöglichen. “Diesen Vorschlag würden wir dankend annehmen”, meint Klima.