Was passiert, wenn eine Militärdrohne abstürzt?

Sowjet-Aufklärungsdrohne war am Freitag in Zagreb abgestürzt.
Der Absturz einer offensichtlich aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine verirrten Militärdrohne in Zagreb lässt auch in Österreich die Alarmglocken schrillen. Denn genauso gut hätte das sechs Tonnen schwere Fluggerät auf heimischen Boden aufschlagen können. Bundeskanzler Karl Nehammer äußerte sich bereits am Samstag besorgt: “Dieser Vorfall zeigt, dass der Krieg in der Ukraine nicht weit weg von Österreich stattfindet, sondern auch seine direkten Auswirkungen auf andere europäische Länder hat.”
Aber was würde wirklich passieren, sollte so eine Militärdrohne Kurs auf Österreich nehmen? Die Kleine Zeitung hat dazu Brigadier Gerfried Promberger, den Kommandanten der Luftraumüberwachung, befragt.
“Wir haben auch diese Drohne mit unserem Goldhaube-System gesehen”, berichtet Promberger. Das Bundesheer hat bereits im Sommer letzten Jahres seine Luftraumbeobachtung im Osten des Landes massiv verdichtet und seine drei “Long-Range-Radar”-Anlagen entsprechend ausgerichtet. Was die zivile Luftraumüberwachung (Austro-Control) mangels Transpondersignal nicht erkennen konnte: Die Tu-141 war mit rund 900 km/h unterwegs, die näheste Entfernung zur österreichischen Grenze betrug 83 Kilometer. “Für die Souveränität unseres Landes gab es keine Bedrohung, daher hatte der Vorfall keine Priorität”, so Promberger.
Keine Details
Wäre die Drohne auf Österreich zugesteuert, gebe es durchaus “aktive Maßnahmen, auf die wir vorbereitet sind”, sagt der Brigadier, will aber aus Sicherheitsgründen im Detail darauf eingehen. Fakt ist, dass die passive militärische Luftraumüberwachung in Österreich 24 Stunden aktiv ist und der Radarbeobachter anhand der Radarrückstellfläche das eindringende Flugobjekt gut klassifizieren kann. Das heißt, man kann auch die davon ausgehende Gefahr einschätzen.

Weil dies Langstrecken-Aufklärungsdrohne aus den 1980er-Jahren bis zu 1100 km/h schnell fliegen kann, kommt in Österreich eigentlich nur der Eurofighter infrage, um sie abzufangen. “Ja, man kann mit Eurofighter gut darauf reagieren, weil er ein aktives Bordradar zur Zielbeleuchtung hat. Beide Waffensysteme, Bordkanone und Infrarot-Lenkwaffe (IRIS-T), wären hier wirksam”, bestätigt Promberger. Allerdings werden die Überschall-Kampfjets bekanntlich in Österreich in der Nacht nicht eingesetzt, weil es personell nicht schaffbar wäre. Zumindest endet die tägliche Einsatzbereitschaft der Eurofighter nach dem Drohnen-Vorfall in Zagreb um 20 Uhr statt bisher um 18 Uhr.

Promberger räumt allerdings ein, dass eine derart tief fliegende Drohne ohnehin schon an den ersten höheren Bergen des Alpenrands zerschellt wäre. Auch müsste ein gezielter Abschuss so erfolgen, dass am Boden niemand gefährdet wird. Das Bundesheer greift dabei auf seine selbst entwickelte “Crash-Kinematik” zurück. Dabei errechnet ein Programm, wo Wrackteile herunterfliegen und wie sie sich verteilen.
Bombe geladen?
Bei der in Zagreb abgestürzten Drohne haben die kroatischen Behörden Spuren von Sprengstoff festgestellt, was Verteidigungsminister Mario Banožić zu Spekulationen darüber spekulieren ließ, dass sie eine Fliegerbombe geladen hatte. Das hält die kroatische Pilotenlegende Ivan Selak allerdings für Unsinn. Dessen Erklärung: Drohnen dieser Art haben eine kleine Sprengladung an Bord, die im Fall eines Abschusses über feindliches Gebiet gezündet werden. Damit sollen gespeicherte Daten nicht in fremde Hände gelangen.
Was sagt Brigadier Promberger zur Bomben-Theorie: “Wir können das nicht bestätigen.” Seine Experten seien sich aber ziemlich sicher, dass es eine Drohne der Ukrainer war.