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Blum legt trotz Krise deutlich zu

14.07.2022 • 19:00 Uhr
Das Blum-Werk 2 in Höchst, wo sich die Unternehmenszentrale befindet. <span class="copyright">Blum</span>
Das Blum-Werk 2 in Höchst, wo sich die Unternehmenszentrale befindet. Blum

Der Höchster Beschlägehersteller steigerte den Umsatz um 11,2 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Kritisch sieht man die Entwicklung der Inflation und der Energiepreise.

Dass wir in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten leben, versucht man, bei Blum nicht in Abrede zu stellen. Vor einigen Monaten hat man ein neues Werk in China eröffnet, das die beiden Geschäftsführer Philipp und Martin Blum noch nicht persönlich gesehen haben – die Corona-Maßnahmen machten das bisher unmöglich.

“Leicht ist es nicht.”

Phillip Blum, Geschäftsführer

Krieg und Pandemie als Dämpfer

Auch der Krieg in der Ukraine macht dem Unternehmen zu schaffen, auch menschlich, wie die Chefs am Donnerstag bei der Präsentation des Wirtschaftsjahres 2021/22 betonen. „Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bringt den Menschen dort unsägliches Leid“, so Philipp Blum. Plötzlich habe der Leiter der Blum-Niederlassung in der Ukraine bei Online-Terminen Uniform getragen. Die Situation sei für die Mitarbeiter vor Ort schwierig, man sei aber im ständigen Kontakt mit ihnen. Seit März hat Blum seine Lieferungen nach Russland, wo man 60 Mitarbeiter beschäftigt, eingestellt. „Wir sind genauso in Sorge um unsere russischen Kollegen“, betonte der Geschäftsführer. Langfristig wolle man zwar wieder in Russland tätig sein, aber die aktuelle Situation sei komplex: „Leicht ist es nicht“, so Blum.

97 Prozent

des Umsatzes erwirtschaftet Blum im Ausland, während man 74 Prozent der Mitarbeiter im Inland beschäftigt.

Hinzu kommen die Auswirkungen der Pandemie. Der Lockdown in Schanghai hat das Geschäft in China deutlich gebremst. In Vorarlberg mussten am Höhepunkt des Infektionsgeschehens bis zu 450 Mitarbeitern in Quarantäne – immerhin 6,5 Prozent aller Arbeitskräfte, die der Konzern im Ländle beschäftigt. Von der Politik wünscht man sich für die Zukunft „Maßnahmen mit Augenmaß“, die planbar sein sollen.

Die Cousins Philipp und Martin Blum leiten das Unternehmen. <span class="copyright">Blum</span>
Die Cousins Philipp und Martin Blum leiten das Unternehmen. Blum

Steigende Transportkosten

Die Inflation hinterlässt auch im Geschäft von Blum ihre Spuren. Der Konzern musste daher mit den Preisen nach oben gehen: „Die Frachtraten sind explodiert in den letzten Monaten“, so Philipp Blum. Umsomehr freut man sich, dass man das Wirtschaftsjahr „trotzdem positiv“ abschließen konnte. Der Umsatz stieg um satte 11,2 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Alle wichtigen Märkte, sogar Osteuropa, befinden sich im Wachstum. Das sei nur aufgrund des hohen Einsatzes der Mitarbeiter in allen Bereichen möglich gewesen, so die Geschäftsführer.

Besonders floriere das Geschäft in Deutschland, Italien und dem Vereinigten Königreich. Die Menschen kauften weiterhin und zunehmend qualitativ hochwertige Möbel, davon profitiert auch der Beschlägehersteller, ohne dessen Produkte kaum ein Kasten auskommt. Die Investitionen wurden im Vergleich zum Vorjahr von 259 ­Millionen auf 339 Millionen Euro erhöht. Zwei Drittel davon wurden am Standort Vorarlberg getätigt.

6981 Mitarbeiter

beschäftigt Blum in Vorarlberg. Das sind 4,1 Prozent aller unselbstständig Beschäftigten im Land.

Das Energieproblem

Probleme sieht man vor allem beim Thema Energiepreise und Gas. Ein kurzfristiger Ausstieg aus diesem Energieträger sei aber nicht realistisch, ist Martin Blum überzeugt. Auch wenn man selbst in relativ wenigen Produktionsabläufen Gas einsetzt, sind doch die meisten Zulieferer davon abhängig – egal ob aus dem Stahl-, Kunststoff oder Verpackungsbereich. Die Zulieferung laufe „derzeit eigentlich noch recht rund“, gibt sich der Geschäftsführer dennoch optimistisch. Aufgrund der großen Menge an verarbeiteten Materialien sei es ohnehin schwierig, Lagerbestände aufzubauen, die momentane Marktsituation mache das so gut wie unmöglich.
Man arbeite aber daran, selbst unabhängiger von fossilen Energien zu werden, beteuert Martin Blum. Die Flotte aus 13 Lkw, die zwischen den Werken in Vorarl­berg verkehren, soll auf Biogas umgestellt werden – sechs der Fahrzeuge sind bereits damit unterwegs. Auf den Dächern der Werke werde jetzt schon auf 1800 Quadratmetern Solarstrom erzeugt.
Überzeugt ist man davon, dass die Elektrifizierung der Gesellschaft weiter voranschreitet, und setzt daher auf entsprechende Entwicklungen. So möchte man den Strom in die Schublade bringen, um Beleuchtungen und Lademöglichkeiten für Geräte anbieten zu können.