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PulsArt: Eine neue Welt entdecken

11.10.2022 • 20:32 Uhr
Das Ensemble für Neue Musik der Privathochschule gestaltete die Matinee.<br><span class="copyright">Victor Marin</span>
Das Ensemble für Neue Musik der Privathochschule gestaltete die Matinee.
Victor Marin

Zum Abschluss der ersten Studienwoche an der Stella Privathochschule spielte PulsArt, das Ensemble für Neue Musik.

Seit Anfang Oktober nennt sich das frühere Landeskonservatorium Stella Vorarlberg Privathochschule für Musik. Nach dem Ende der ersten Studienwoche begrüßte Direktor Jörg Maria Ortwein die Gäste zur Matinee von PulsArt, dem Ensemble für Neue Musik. Denn am Einsatz der Hochschule für die zeitgenössische Musik ändert sich nichts, auch dank der engagierten Leitung durch Benjamin Lack, der die Studierenden mit großer Klarheit durch die Partituren von George Crumb, Ezko Kikoutchi und Shulamit Ran lotste und auch das Konzert moderierte.

Der „Klassiker der Moderne“, der traditionsgemäß in den PulsArt-Konzerten vorgestellt wird, war diesmal George Crumb, der im Februar im Alter von 92 Jahren gestorben ist. Er sei ein feiner Musiker gewesen, der stets auf der Suche nach besonderen Klängen gewesen sei, so Lack. Ein kleines Ensemble mit Saxophon, Gitarre, Harfe, Kontrabass, Hackbrett und zwei Schlagzeugern (Stephan Greussing und Max Näscher, die beide für erkrankte Studenten eingesprungen waren) ging unter der konzentrierten Leitung von Benjamin Lack mit „Quest“ auf die „Suche“.

<span class="copyright">Victor Marin</span>
Victor Marin

Aus starken Cluster-Akkorden zu Beginn eines jeden Abschnitts lösen sich flirrende, geheimnisvolle, obertonreiche Klänge, die gleichsam von Instrument zu Instrument weitergereicht werden. Die Klangfarben der üppig bestückten Perkussionsinstrumente, Instrumentalsoli von Saxophon oder Gitarre, oder besondere Farbmischungen der Instrumente öffnen die Ohren, immer wieder einmal wird die Melodie von „Amazing grace“ zitiert.

Dialog der Instrumente

Die japanische Komponistin und Organistin Ezko Kikoutchi lebt seit 25 Jahren in der Schweiz und hat auch mit den Studierenden gearbeitet. In „Le Banquet“ lässt sie sich von Platons „Gastmahl“ und der Schule der Rhetorik anregen, die sich auf den Dialog der Instrumente und Gruppen von Streichern, Bläsern, Schlagzeug und Klavier übertragen lassen. Dazu kommen gesprochene Silben und Konsonanten von denen, die gerade kein Blasinstrument spielen.

Durch die Aufteilung der Instrumentalregister – hier kommt vielleicht die Beziehung der Komponistin zur Orgel ins Spiel – entsteht auch eine Art Raumklang. Die Saiten des geöffneten Flügels werden angerissen oder mit kleinen Drahtbesen bespielt, ein besonderer Effekt entsteht, wenn das Horn in den Flügel hinein geblasen wird. Optische Aspekte wie Bewegung und Klangerzeugung sind genauso wichtig wie klangliche. Da ein vorgesehenes Stück wegen Krankheit ausfallen musste, wurde „Le banquet“ ein zweites Mal musiziert, was immer noch neue Erfahrungen bringt.

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Victor Marin

Den Abschluss bildete „Grand Rounds“ der israelisch-amerikanischen Komponistin Shulamit Ran, die und deren Musik Benjamin Lack als „farbig, virtuos, kraftvoll, unerschrocken, aber auch lyrisch und energetisch“ beschrieb. Die Studierenden brachten sich, wie natürlich auch in den anderen Stücken, mit großer Energie in der rhythmischen Spannung, in anspruchsvollen Soli und schwebenden Klangmischungen bis hin zum obertonreichen Schlussklang der Glocken ein.

Ezko Kikoutchi sagte im Interview zum Thema „Berührungsängste vor neuer Musik“: „Man sollte sich freuen, eine neue Welt entdecken zu dürfen und Neugierde zeigen“. Das vermittelt Benjamin Lack in seiner wertvollen Arbeit und überträgt es auf die Studierenden. Katharina von Glasenapp