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Wie Götzis 140.000 Euro in den Sand setzte

20.01.2023 • 19:57 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Die Volksschule Markt in Götzis platzt aus alle Nähten, der geplante Zubau ist aber noch in weiter Ferne. <span class="copyright">Hartinger</span>
Die Volksschule Markt in Götzis platzt aus alle Nähten, der geplante Zubau ist aber noch in weiter Ferne. Hartinger

Architekturwettbewerb für Schulzubau aufgrund von Fehlern widerrufen. Jetzt wird das Verfahren neu aufgegleist. 

Der Architekturwettbewerb „Zu- und Umbau Volksschule Markt“, für dessen zweite Auflage die Götzner Gemeindevertretung im Budget 2023 rund 100.000 Euro veranschlagt hat, kostete bereits jede Menge Zeit, Geld und Arbeitsstunden.

Die Jurierung des ersten Wettbewerbs liegt nun schon wieder zwei Jahre zurück. Wie berichtet, waren den Preisrichtern und der Verfahrensbegleitung damals Fehler unterlaufen. So sah es zumindest das Landesverwaltungsgericht (LVwG), an welches sich die ursprünglich zweitplatzierte Architekten-Bewerbergemeinschaft Hein/Xander gewandt hatte.

Hintergrund der Revision

Hintergrund der Revision: In der Ausschreibung waren Muss-Kriterien bezüglich der Größe von Außenflächen definiert worden. Diese Vorgaben wurden laut Gericht von keinem der teilnehmenden Büros vollumfänglich eingehalten – mit Ausnahme der Revisionswerber, deren Entwurf letztlich als einziges in der Wertung blieb und somit zum Siegerprojekt gekürt wurde.

Die Berücksichtigung von Arbeiten, die die geforderten Muss-Kriterien nicht erfüllen, verletze den Grundsatz der Gleichbehandlung, so das LVwG. Der Umstand, dass Hein/Xander in der Sache Rechtsmittel ergriffen haben, wurde in der Vorarlberger Architekturszene teils sehr kritisch betrachtet.

Weil damit nur noch ein Beitrag im Rennen blieb, machte die Kommune von der gesetzlichen Möglichkeit Gebrauch, den Wettbewerb zu widerrufen. Auch dagegen wehrte sich die genannte Bewerbergemeinschaft, allerdings ohne Erfolg.

45.000 Euro für Architekten

Zu guter Letzt stand noch eine Schadenersatzklage im Raum, schließlich kam es dann aber doch zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen der Marktgemeinde und den Architekten. Über die Vergleichssumme sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Bürgermeister Christian Loacker (ÖVP) auf Anfrage. Wie die NEUE aus gut informierten Kreisen erfuhr, sollen die Architekten 45.000 Euro erhalten haben.

Bürgermeister von Götzis ist Christian Loacker. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Bürgermeister von Götzis ist Christian Loacker. Klaus Hartinger

Abgesehen davon sind für den ersten Wettbewerb Kosten von rund 95.000 Euro angefallen. Laut Loacker schlug die Verfahrensbegleitung und die Anfertigung der Modelle mit jeweils 30.000 Euro zu Buche, 10.000 Euro fielen für die Arbeit der Fachpreisrichter an, weitere 25.000 Euro flossen an Rechtsanwälte.

Rechtliche Begleitung

Beim zweiten Anlauf will der Bürgermeis­ter auf Nummer sicher gehen. Das Vergabeverfahren werde nun rechtlich begleitet, lässt Loacker wissen. Ein entsprechender Auftrag wurde bereits vergeben, ebenso die fachliche Begleitung des Verfahrens. Den Wert der Auftragsvergaben beziffert der Bürgermeister mit 50.000 Euro. Er rechne im Frühjahr mit einer Ausschreibung des neuen Architekturwettbewerbs. So wie beim letzten Mal werde die Teilnehmeranzahl nach einem Bewerbungsverfahren begrenzt. Die Preisgeldsumme ist noch nicht bekannt, da die Ausschreibungsunterlagen noch nicht fertiggestellt sind. Im ers­ten Wettbewerb sollten 80.000 Euro vergeben werden. Die Summe musste jedoch aufgrund des Widerrufs nicht ausbezahlt werden.

„Paradebeispiel für schlechte Politik“

Die Götzner Opposition hatte sich von Anfang an gegen einen Neustart des Wettbewerbs bzw. für die Zusammenarbeit mit der damals im Rennen verbliebenen Architektengemeinschaft ausgesprochen. Für Gemeinderat Christoph Längle, Obmann der mandatsstärksten Fraktion BürgerBewegung, ist die ganze Sache „ein Paradebeispiel für die schlechte Politik seitens der schwarz-grünen Koalition“.

Er beklagt den „extremen Zeitverlust“ sowie „schlussendlich sinnlose“ Ausgaben und hohen Kosten.

Christoph Längle ist Obmann der Fraktion BürgerBewegung. <span class="copyright">NEUE</span>
Christoph Längle ist Obmann der Fraktion BürgerBewegung. NEUE

“Nur Kompromisslösungen möglich”

Auch Bernd Frankenhauser von den Neos kritisiert die Verzögerungen und Mehrkosten. Unzufrieden zeigt sich Frankenhauser auch mit dem neuen Wettbewerb. Es seien „bestenfalls Kompromisslösungen“ zu erwarten. Der Mandatar begründet dies mit der Forderung der Götzner ÖVP, die aktuelle Fassade der Schule zu erhalten, und mit den begrenzten räumlichen Verhältnissen am Standort.

„Mit der Aufrechterhaltung der sehr einschränkenden Anforderungen aus dem ersten Wettbewerb vergibt Schwarz-Grün eine Riesenchance, ein schulisches Leuchtturmprojekt in der Marktgemeinde zu realisieren“, so Frankenhauser.

Bernd Frankenhauser von den Neos.<span class="copyright"> NEOS</span>
Bernd Frankenhauser von den Neos. NEOS

Fehler mit Folgen

„Es sind Fehler gemacht worden, die zusätzliche Kosten verursachen und den Zeitplan beeinträchtigen“, stimmt Andrea Buri (FPÖ) in die Kritik mit ein. Ihre Fraktion werde jedenfalls sicherstellen, dass in Zukunft keine ähnlichen Fehler gemacht werden.

Andrea Buri von der FPÖ. <span class="copyright">PRIVAT</span>
Andrea Buri von der FPÖ. PRIVAT

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