Enjo hat zwei harte Jahre hinter sich

Der Umsatz des Reinigungsartikel-Herstellers Enjo litt unter der Pandemie. Durch Neustrukturierung des Vertriebs und der Zielgruppe ist man für 2023 optimistisch.
Die auf die Entwicklung und Herstellung von chemiefreien Reinigungs- und Pflegeartikeln spezialisierte Firmengruppe Enjo hat mit 2021 und 2022 zwei schwere Wirtschaftsjahre absolviert.
Umsatz ging runter, Kosten rauf
Wie der geschäftsführende Gesellschafter Johannes Engl und Prokuristin Daniela Böhler im wpa-Gespräch erklärten, sei man im ersten Pandemiejahr 2020 noch mit einem leichten Umsatzminus von etwa sechs Prozent auf rund 7,1 Millionen Euro gegenüber 2019 davongekommen. Im Jahr 2021 betrug das Umsatzminus gegenüber Vor-Corona-Zeiten dann jedoch schon 22 Prozent und im Vorjahr gegenüber 2019 noch immer minus 16 Prozent. „Geld haben wir in dieser Zeit leider auch nicht verdient“, so Engl. Denn diametral zu den sinkenden Umsätzen seien die internen Aufwände und die Kosten auf der Einkaufsseite mitunter deutlich gestiegen. Der Personalstand der fix Beschäftigten in Altach sei über natürliche Fluktuation von vormals 60 auf nunmehr 50 Personen reduziert worden.
„Geld haben wir in dieser Zeit leider auch nicht verdient“
Johannes Engl
Pandemie-Zeit
Für Engl und Böhler brachte die Pandemie-Zeit zwei zentrale Erkenntnisse mit sich. Erkenntnis Nummer eins: „Unser Geschäftsmodell Direktvertrieb mit sehr viel persönlichem Kundenkontakt wird von Beschränkungen der Sozialkontakte massiv getroffen und eigentlich verhindert. Im Jahr 2020 hat man noch von den Kontakten unmittelbar vor den Lockdowns und ähnlichen Maßnahmen profitiert. Aber je länger diese Unberechenbarkeit und die Zeit ohne Kontakte anhielten, desto mehr ließ auch das Geschäft nach.“ Es brauche dann sehr viel Einsatz, um es wieder zum Laufen zu bringen. Die zweite Erkenntnis: Das Online-Geschäft samt Vertrieb über das Internet sei für Enjo keine Alternative. „Es ist maximal eine Ergänzung. Aber die persönliche Beratung vor Ort und das Angreifen der Produkte sowie das unmittelbare Ausprobieren kann man dadurch nicht ersetzen.“
Die vergangenen beiden Jahre hat Enjo dazu genutzt, den Vertrieb teilweise neu zu organisieren und den Fokus vermehrt auf bestimmte Zielgruppen zu legen. Beim Vertrieb habe man festgestellt, dass jene Länder wie Deutschland, Schweden, Norwegen und Finnland – aber auch Vorarlberg –, deren Vertriebsgesellschaften zu Enjo gehören und von hier gesteuert werden, deutlich stabiler waren als jene Länder, deren Vertrieb über selbstständige Vertriebspartner läuft. Deshalb werde man schrittweise mehrere dieser Länder auf eine Vertriebsleitung durch Enjo umstellen bzw. die dortigen Vertriebsgesellschaften übernehmen, so Engl.
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Vertrieb mit neuem Fokus
Beim Vertrieb wolle man sich verstärkt auf weniger Kunden fokussieren, diese dafür aber umfassend beraten und deren Haushalt zur Gänze auf Enjo-Reinigungsartikel umstellen. „Solche Kundinnen und Kunden bleiben deutlich länger treu als jene, die nur hin und wieder einzelne Artikel von uns kaufen.“ Man habe sich für eine „Weniger-ist-mehr“-Strategie entschieden, erklärt Engl. Zukünftig sollen Enjo-Berater aber nicht nur die Produkte verkaufen, sondern auch interessierte neue Berater für das Unternehmen gewinnen.
Aufgrund der internen Neuerungen und dem Geschäftsverlauf der vergangenen Wochen gehe man für 2023 davon aus, dass der Umsatz von 2022 gehalten werde. Außerdem werde man mit ziemlicher Sicherheit wieder in die schwarzen Zahlen zurückkehren, sofern es keine ungeahnten Überraschungen gebe, so Engl.
Günther Bitschnau/wpa