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„Wir wissen, was auf uns zukommt“

07.02.2023 • 18:13 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
DIe Vorarlberger Helfer sind gestern ins Einsatzgebiet geflogen.<span class="copyright">Mathis Fotografie</span>
DIe Vorarlberger Helfer sind gestern ins Einsatzgebiet geflogen.Mathis Fotografie

Eine 32-köpfige Vorarl­berger Such- und Rettungseinheit ist gestern ins Erdbebengebiet in die Türkei geflogen. Leiter ist der Feuerwehr-Kommandant Markus Mayr.

Es waren genau 32 Frauen und Männer und fünf Hunde, die gestern kurz nach Mittag gegen 13 Uhr in Rankweil aufgebrochen sind, um zunächst zum Flughafen Zürich zu fahren: Feuerwehrleute, Bergrettung, Rot-Kreuz-Sanitäter und Mediziner. Von dort ging der Flug in die türkische Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Adana – rund 200 Kilometer von jenem Gebiet entfernt, in dem die Vorarlberger Helfer nach dem furchtbaren Erdbeben mit Tausenden Toten in der Türkei und in Syrien zum Einsatz kommen werden.

Leiter des Teams

Leiter des Teams ist Markus Mayr, der Kommandant der Feuerwehr Rankweil, die federführend am Einsatz beteiligt ist. „In Adana schauen wir dann, wo wir von der örtlichen Einsatzleitung hinverlegt werden“, informiert er wenige Stunden vor dem Abflug.

Teamleiter Markus Mayr von der Feuerwehr Rankweil. <span class="copyright">Mathis Fotografie</span>
Teamleiter Markus Mayr von der Feuerwehr Rankweil. Mathis Fotografie

Sondereinheit

Bei der Vorarlberger Gruppe handelt es sich um ein eingespieltes Team aus Spezialisten unterschiedlichster Bereiche, das für Katastropheneinsätze gebildet wurde. Gegründet wurde die Sondereinheit, die ihren Stützpunkt bei der Feuerwehr Rankweil hat, Ende 2001, um nach Gebäudeeinstürzen eingeschlossene Menschen retten zu können. Dieser Spezialtrupp Gebäudeeinsturz – der bei internationalen Einsätzen als Saruv („Search and Rescue Unit Vorarlberg“) operiert – kann auch vom Innenministerium alarmiert werden, wie das am Montag der Fall war. Die Vorarlberger werden aufgrund einer Hilfeanfrage der Türkei nach Such- und Bergeinheiten beim Zivilschutzmechanismus der Europäischen Union in das Erdbebengebiet entsandt.

Die Leute, die ehrenamtlich tätig sind, seien erfahren und waren auch schon bei Erdbebeneinsätzen, etwa in den Maghreb-Staaten in Nordafrika Anfang der 2000er-Jahre, erzählt Mayr. „Wir haben viel Know-how in verschiedensten Bereichen. Das macht uns stark.“ Zudem gebe es laufend Trainings.

Zwei Hunde aus Vorarlberg

Zwei der fünf Hunde, die mit in die Türkei geflogen sind, stammen von der Bergrettung Vorarlberg. Ihren Einsatz hat der stellvertretende Landesleiter Bertram Klehenz organisiert. Er ist auch Ausbildungsleiter der Such- und Lawinenhundestaffel bei der Bergrettung. Die Mischlingshündin Shadow mit Hundeführer Michael Erhard und Schäferhündin Hetti mit Florian Albrecht sind ausgebildete Lawinen-, Gebirgsflächensuch- und ­Trümmerhunde, erklärt der Hundetrainer. Sie werden im Erdbebengebiet in der Türkei nach Menschen suchen. Neben den beiden Tieren und ihren Hundeführern sind zwei weitere Mitglieder der Bergrettung in der Sondereinheit, informiert Klehenz.

Die beiden Hunde – zwei von 19, die es bei der Vorarlberger Bergrettung gibt – sind ansons­ten bei der Personensuche nach Lawinenabgängen oder bei Wanderunfällen oder Vermisstenfällen im Einsatz. Wenn sie dafür ausgebildet seien, sei die Ausbildung zum Trümmersuchhund mit wenigen Schritten möglich, erklärt der Experte. Klehenz ist eigentlich auch Mitglied der „Search and Rescue Unit Vorarlberg“. Er ist dieses Mal aber nicht dabei.

Die Gruppe bei den Vorbereitungen. <span class="copyright">Mathis Fotografie</span>
Die Gruppe bei den Vorbereitungen. Mathis Fotografie

Schlechtes Wetter

„Eine gewisse Anspannung ist schon da“, beschreibt indes Teamleiter Mayr die Atmosphäre in der Gruppe kurz vor der Abreise. Und fügt hinzu: „Weil wir wissen, wie viel Leid und Schmerz es da geben wird – auch weil das Erdbeben so stark war.“ Aber die betroffenen Menschen würden dringend Hilfe brauchen, auch angesichts der niedrigen Temperaturen und des Schneefalls.

Am Montag sei mit der Mobilisierung begonnen worden, erzählt der Teamleiter. Rund sechs Tonnen Material werden die Vorarlberger dabei haben, darunter auch Gerät, um effizient helfen zu können: Vom Schremmhammer und Spezialwerkzeugen über Wärmebildkameras bis hin zu IT-Geräten sei da einiges dabei. Zudem müssen sich die 32 Helfer in der Zeit ihres Einsatzes selbst versorgen. Daher sind auch Lebensmittel oder Zelte im Gepäck. „Die Versorgungslage ist schwierig“, so Mayr. Dauern soll der Einsatz zwischen fünf und maximal sieben Tagen. „Wir wissen, was auf uns zukommt“, sagt der Teamleiter dann noch.