Unmut über Abzug aus Slowenien: Magna muss Millionen zurückzahlen

Ende der Woche wird die Lackieranlage in Slowenien stillgelegt. Das plötzliche Aus sorgt für Unmut. Die Politik verlangt die Rückzahlung der Förderungen.
Am Mittwoch gab der österreichisch-kanadische Automobilkonzern Magna bekannt, dass man die – 2019 eröffnete – Lackieranlage im slowenischen Hoče Ende der Woche stilllegen und die Produktion nach Graz verlagern werde. Zwar wurde das Werk, bedingt durch die Coronapandemie und Probleme bei Lieferketten, immer wieder vorübergehend geschlossen, das endgültige Aus überraschte allerdings und sorgt für Unmut in Slowenien.
“Alle gewährten Finanzmittel werden vom Staat zurückgefordert, womit sich das Unternehmen auch einverstanden erklärt”, sagte der slowenische Wirtschaftsminister Matjaž Han auf einer Pressekonferenz am Donnerstag, nach einem Treffen mit Magna. Der Automobilkonzern hat sich vertraglich verpflichtet, zunächst 400 und mittelfristig weitere 1000 Mitarbeiter in Hoče zu beschäftigen. Laut Han wird das Unternehmen die gesamten staatlichen Förderungen von 18,5 Millionen Euro mit Zinsen zurückzahlen. “Rund 50 Mitarbeiter aus den Bereichen Finanzen, Technik, Forschung und Entwicklung bleiben am Standort. Die anderen 108 werden in Graz eine alternative Beschäftigung finden”, berief sich Han auf eine Zusage von Magna.

Mitarbeiter schockiert
Obwohl in der Belegschaft bereits Änderungen erwartet wurden, schockierte die Nachricht über die sofortige Einstellung der Produktion, sagte der Präsident des slowenischen Gewerkschaftsbundes (KSS), Gvido Novak. Nach jetzigem Strand wird noch bis zum Ende der Woche gearbeitet. Danach beginnt die Evaluierung, welche Mitarbeiter in Zukunft den Standort wechseln und welche gekündigt werden. In dieser Zeit wird das Unternehmen allen Mitarbeitern 90, statt der gesetzlichen 80 Prozent, des Entgelts weiter ausbezahlen.
Enttäuscht zeigt sich am Donnerstag auch der Bürgermeister von Hoče, Marko Soršak, der die Bürokratie verantwortlich macht: “Es ist aus heutiger Sicht sehr bedauerlich und enttäuschend, dass das Unternehmen die nötige Umweltgenehmigung nicht vor November 2021 erhalten hat. Denn hätte das Verfahren sich nicht über drei Jahre in die Länge gezogen, dann würde die Produktion des Fisker Ocean (amerikanisches Elektrofahrzeug) jetzt nicht in Graz, sondern hier anlaufen.”

Statt Ackerland nun leere Fabrik
Kritik kommt auch vonseiten der Opposition. “Der Bau der Lackiererei hat bis zu hundert Hektar hochwertiges Ackerland zerstört, das zu einem Prozent der besten Ackerflächen in Slowenien gehörte”, teilte die Partei Levica (Linke) in einer Aussendung mit. Darin kritisiert man auch den ehemaligen Wirtschaftsminister Zdravko Počivalšek, der Umwelt- und Raumordnungsvorschriften nicht berücksichtigt habe und “massive Subventionen” vergab: “Statt landwirtschaftlicher Flächen, die in Zeiten globaler ökologischer Umwälzungen und Lieferkettenkrisen der lokalen Selbstversorgung dienen würden, bleiben uns nun leere Fabrikhallen.”
Entwicklungszentrum in Hoče
Geht es nach Magna, soll die Fabrik allerdings nicht lange leer bleiben. Man hält weiterhin am Standort Slowenien fest und, so der Konzern: “Wenn die Bedingungen es zulassen, dann wollen wir in Zukunft dort Elektrofahrzeuge fertigen.” Einen Zeitpunkt, wann es so weit sein wird, kann Magna nicht nennen. Bis auf Weiteres wird in Hoče ein neues technologisches Entwicklungszentrum errichtet, welches mit der Zeit wachsen soll.