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Demo-Parolen gegen Drag-Queen-Lesung

16.04.2023 • 14:05 Uhr
Demonstranten am Vormittag in Wien
Demonstranten am Vormittag in Wien APA/EVA MANHART

Rund 100 Demonstranten traten am späten Vormittag gegen eine Lesung in Wien auf.

Unter massivem Polizeiaufgebot und dem Lärm von Demo und Gegendemo ist am Sonntagvormittag in einem Szenelokal der LGBTIQ+-Community in Wien eine Drag-Queen-Lesung für Kinder über die Bühne gegangen. Während sich vor der Türkis Rosa Lila Villa in der Linken Wienzeile rechte und linke Demonstranten lautstark mit Marschmusik bzw. queeren Hymnen beschallten, verfolgten im Obergeschoß des Lokals Villa Vida zahlreiche Familien die Performance von Künstlerin Freya Van Kant.

Protest gegen die Drag-Queen-Lesung vor der Tür

Geschätzte hundert Personen hatten sich direkt vor der Türkis Rosa Lila Villa versammelt, um zu den Klängen u.a. des Radetzkymarschs gegen die Drag-Queen-Lesung zu protestieren, darunter auch Vertreter der FPÖ, der Identitären um Martin Sellner und Personen aus dem Hooligan-Umfeld. Auch christliche Fundamentalisten waren erwartet worden. Zu sehen war neben Bannern mit dem Schriftzug “Kinder schützen ist kein Verbrechen” oder “Keine Genderindoktrination mit meinen Steuern” auch ein Demonstrant mit Kreuz. Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp hatte eine Absage der Drag-Queen-Lesung gefordert, hier finde eine “eine inakzeptable Frühsexualisierung von Kleinkindern” statt. Anfang März hatte die FPÖ in einer Sondersitzung des Wiener Landtags ein generelles Verbot von Drag-Queen-Shows für Kinder gefordert.

KUNDGEBUNG ANTIFASCHISTISCHER GRUPPEN VOR VILLA
Noch bis 18 Uhr läuft eine Solidaritätskundgebung unter dem Motto “Wien ist queer! Drag is not a crime”, bei der u.a. auch Conchita Wurst auftreten wirdAPA

“Wird nicht über Sex gesprochen”

Demo-Parolen gegen Drag-Queen-Lesung
Künstlerin Freya Van Kant bei der LesungAPA

“Hier wird nicht über Sex gesprochen. Hier geht es um Lieblingsfarben, um Lieblingskleidung und darüber, was es bedeutet, einzigartig zu sein”, betonte Stephane Magloire, Organisator des “Queens Brunch” und der insgesamt dritten Drag-Queen-Lesung in der Villa Vida, im APA-Gespräch. Bei den Drag-Queen-Lesungen würden Geschichten vorgelesen, in denen es darum gehe, man selbst zu sein und zu einem glücklichen Menschen zu werden, erklärte auch van Kant. “Das sind Geschichten, die jedem Kind gut tun”, es gehe darin um Menschenwürde und auch um christliche Werte wie Nächstenliebe. Es sei sehr befremdlich, dass ein “rechter Mob”, dessen einziges Ziel es sei, Zwietracht zu sähen und Angst zu verbreiten, gegen Derartiges mobilisiere.

Van Kant hatte im Vorfeld angesichts der Gewaltdrohungen im Internet und von Medienberichten, in denen gegen die Community polemisiert worden sei, kurz über eine Absage der Veranstaltung nachgedacht. Es sei aber schnell klar gewesen, dass es hier um etwas Wichtiges gehe. “Die Angstmacher-Taktik hat nicht gefruchtet.” Auch die zur Veranstaltung angemeldeten Eltern hätten einhellig rückgemeldet, dass es ihnen trotz der Demo wichtig sei, zur Veranstaltung zu kommen. “Wir stehen auf als Community”, so Magloire. Van Kant zeigte sich nach der Veranstaltung mit Blick auf die Solidaritäts-Veranstaltung zufrieden. “Am heutigen Tag hat die Wiener Gesellschaft gezeigt, wie tolerant und bunt sie ist.”