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Chaotische Verstrickungen mit viel Schwung

20.04.2023 • 07:00 Uhr
Reiche Tochter trifft auf sympathischen Kleinkriminellen. <span class="copyright">Aichholzer Film / Ioan Gavriel</span>
Reiche Tochter trifft auf sympathischen Kleinkriminellen. Aichholzer Film / Ioan Gavriel

Turbulente Mischung aus Gaunergeschichte und romantischer Komödie für ein unterhaltungsfreudiges Publikum. Ab heute im Kino.

Ja, dieser Film verleugnet in keiner Sekunde seinen Versuch, mainstreamfähige Unterhaltung zu bieten. Und nein, es gelingt nicht immer, dieses Vorhaben unfallfrei in die Tat umzusetzen. Und doch sind es keine ganz verlorenen 83 Minuten, die man „Hals über Kopf“ im Kino verbringen kann. Der Steirer Andreas Schmied (Jahrgang 1976) ist ein Unterhaltungsprofi. Das beweisen Kinofilme wie die zwei Teile der „Love Machine“ und „Klammer – Chasing the Line“ sowie TV-Filme wie „Harri Pinter Drecksau“ oder die ORF-Stadtkomödie „Heribert“. Für „Hals über Kopf“, gedreht bereits 2019, aber nun erst zum Einsatz gebracht, hat er selbst das Drehbuch geschrieben. Und das ist recht simpel: Eine reiche Braut nimmt von ihrer Hochzeit Reißaus, landet aber ausgerechnet im Kofferraum eines Bentleys, der gestohlen wird. Die Tochter eines Bankers, der im Zentrum einer Wirtschaftsaffäre steht, dreht den Spieß um und macht aus dem Autodiebstahl eine Entführung, die in einem Showdown endet. Schmied hat sich dafür einen prominenten Cast gesichert: Ex-Buhlschaft Miriam Fussenegger spielt die verwöhnte Tochter Ella, die nicht glauben kann, dass ihr Vater (August Zirner) ein Verbrecher ist, aber am Ende die Beweise dafür in Form eines USB-Sticks in Händen hält, Otto Jaus (Pizzera & Jaus) verkörpert den Kleinkriminellen Richie, der beim Mafia-Paten Onkel Siggi (Juergen Maurer) noch einige Schulden abzuzahlen hat und vom kleinen privaten Glück mit Freundin Christine (Mathilde Graf) im Eigenheim träumt. Ulrike Beimpold ist ein resoluter weiblicher Polizeioberst in den Wechseljahren, dessen Sonderkommission möglichst bald geschlossen werden soll, weil selbst der in die schmutzige Affäre persönlich verwickelte Staatsanwalt kein Interesse an einer Aufdeckung hat.

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Action, Herz und Schmerz

Diese Crew ist dafür verantwortlich, dass der reichlich vorhersehbare Plot und die nicht sonderlich pfiffigen Dialoge mit Fortdauer der Handlung an Schwung gewinnen. Glaubt man zunächst, einer groß aufgeblasenen „Vorstadtweiber“-Folge zu folgen, ertappt man sich einige Lacher später dabei, an einen der großen Austro-Krimikomödien-Erfolge zu denken: An „Müllers Büro“ (1986) kommt „Hals über Kopf“ zwar nicht heran (und gesungen wird im Gegensatz zu dem musicalartigen Film von Niki List bei Schmied überhaupt nicht), doch die Richtung stimmt. Und das Grande Finale wartet dann reichlich mit Action, Herz und Schmerz auf. Das Urteil über solche Filme spricht aber ohnedies nicht die Kritik, sondern die Kinokassa. „Love Machine“ erreichte laut ÖFI-Statistik 142.754 Besucher, der Nachfolger „Love Machine 2“ 43.412, „Klammer – Chasing the Line“ 47.869. An diesen selbst gelegten Latten wird „Hals über Kopf“ zu messen sein. Der nächste Schmied-Streifen folgt übrigens schon im Herbst: Bei der im Vorjahr gedrehten Crime-Comedy „Pulled Pork“ ist dann auch Paul Pizzera mit dabei.

<span class="copyright">Aichholzer Film / Ioan Gavriel</span>
Aichholzer Film / Ioan Gavriel