„Jedes Kind gehört gefördert“

Ein neues Konzept der Bildungsdirektion soll einen Schwerpunkt auf die Förderung von Begabungen in Schulen setzen.
Es sagen alle Experten, Unterforderung ist genauso schlimm wie Überforderung“, betont am Dienstag Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink im Pressefoyer im Anschluss an die Regierungssitzung.
„Es sagen alle Experten, Unterforderung ist genauso schlimm wie Überforderung“
Barbara Schöbi-Fink, Landesstatthalterin
Gleiche Chancen für alle
Jedes Kind gehöre stattdessen gefördert und solle die gleiche Chance darauf haben, entdeckt zu werden. Fehlende Förderung hoher kognitiver Fähigkeiten oder anderer individueller Begabungen könne sonst zu Unterforderung, Langeweile und Frustration führen. Stattdessen sollen alle Kinder entsprechend ihrer Fähigkeiten wahrgenommen, gefördert und gefordert werden. Das bezeichnet sie als Kernaufgabe der Schule.

Fokus auf Stärken statt Defizite
Um diese Förderung von Begabungen auszubauen, hat die Landesregierung Ende 2019 die Bildungsdirektion beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten. Hierfür wurden bestehende Angebote zur Talenteförderung evaluiert und Handlungsstrategien definiert. Das Konzept wurde aufgrund der Coronapandemie erst im vergangenen halben Jahr ausgearbeitet und am Dienstag vom Pädagogischen Leiter der Bildungsdirektion Vorarlberg Andreas Kappaurer präsentiert.
Das Ziel des Konzepts ist laut Schöbi-Fink sowohl die Stärkung des Bewusstseins in der Schule für die Begabtenförderung, sowie der Ausbau des Angebots, als auch die Unterstützung der Lehrer. „Das Konzept soll ein Impuls für Schulen sein, sich auf den Weg zu machen, eine Begabten- und begabungsfördernde Schule zu werden“, so Kappaurer. Dabei soll im Rahmen eines stärkenorientierten Bildungsverständnisses vermehrt auf Begabungen anstatt auf Defizite fokussiert werden.
Auch soziale Talente
Das Verständnis von Talenten geht dabei jedoch über die intellektuelle Hochbegabung hinaus. Das Talentespektrum sei laut Kappaurer viel breiter gefasst und reiche vom kognitiven und dem Mint-Bereich über soziale und musikalische bis zu sportlichen Begabungen. „Oft vergisst man den Sozialbereich, wie dass jemand im Bereich Mediation oder Team ein Talent hat“, so Kappaurer. „Unsere Gesellschaft braucht alle diese Talente, um sich positiv entwickeln zu können“, ergänzt Schöbi-Fink.

Individualisierung
Die Umsetzung des Konzepts soll laut Kappaurer mit sich bringen, dass Schulen das Thema sowohl nach Außen kommunizieren als auch intern bewirken, dass Schüler unterstützt werden. Das pädagogische Angebot soll etwa durch motivierenden Unterricht, aber auch Individualisierung und Differenzierung im Unterricht gestaltet werden. Förderung kann zudem etwa durch spezielle Angebote und Projekte, wie Förderstunden, Freifächer und Thementage erfolgen. Darüber hinaus sollen Schüler zur Teilnahme an Wettbewerben ermutigt werden.
„Wir wollen die Förderung nicht nur auf den Bereich intellektuelle Hochbegabung begrenzen. Oft vergisst man den Sozialbereich, dass jemand im Bereich Mediation oder Team ein Talent hat. “
Andreas Kappaurer, Pädagogischer Leiter der Bildungsdirektion Vorarlberg

Ressourcen
Pädagogen können dabei auf fachliche Beratung zurückgreifen. Die Vernetzung von Schulen soll außerdem für einen Wissensaustausch untereinander sorgen. Für Schulen und Eltern stehen laut Kappaurer insgesamt 30 Personen als pädagogische Berater zur Verfügung. Außerdem gibt es einen neuen Ressourcen-Topf, den Pflichtschulen ab dem Schuljahr 2023/24 für die Begabten- und Begabungsförderung nutzen können. Voraussetzung ist ein Gesamtkonzept für die ganze Schule, das über einzelne Projekte und Angebote hinausgeht.
Kappaurer ist überzeugt, dass der aktuelle Lehrermangel das Vorhaben nicht einschränkt. „Lehrpersonen haben großes Interesse, im Bereich Begabung Schüler weiterzubringen“, ist er überzeugt. Da seien diese auch dazu bereit, über die normale Lehrverpflichtung hinaus Angebote, also Unterstützungsstunden, zu machen, führt er aus.