Wie zwei Studierende sich selbst verwirklichen und Eltern sind

Studieren und Mama sein, das geht. Das beweist Lena Schwärzler, welche mit 23 Jahren Mutter wurde. Sie wohnt mit ihrer Tochter in einem Tiny House auf dem Grundstück ihrer Eltern.
Als Lena Schwärzler mit 23 Jahren erfuhr, dass sie schwanger ist, war es „ein Schock“ für sie, erinnert sie sich zurück. Denn sie steckte noch mitten im Studium. „Leona war nicht geplant, aber gewollt“, ergänzt sie. Für sie stand nie zur Debatte, sich zwischen Studium und Schwangerschaft zu entscheiden. Sie empfand einen Masterabschluss als essenziell für ihre Zukunft. Auch das Mutterdasein gibt ihr einen Sinn durch die Aufgabe.
Jetzt ist die Mutter 27 Jahre alt und steht kurz vor dem Abschluss des Psychologiestudiums an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck. Ihr ehemaliger Lebensgefährte B. Haffer und sie sind mittlerweile getrennt, aber noch befreundet. So verbringen sie etwa Sonntage öfters als Familientag.

Selbstverwirklichung
Ebenso wie Schwärzler ist der 25-Jährige derzeit Masterstudent. Er studiert Wirtschaftsinformatik in Liechtenstein und ist zudem berufstätig. Der gebürtige Deutsche teilt sich mit seiner Expartnerin das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter zur Hälfte. Dadurch können beide ihre Ausbildung verfolgen. „B. war es wichtig, dass wir es fair aufteilen und ich mich auch selbst verwirklichen kann“, erzählt die Psychologiestudentin. So übernachtet die dreijährige Leona an manchen Tagen bei der Mutter und an manchen beim Vater. 20 Stunden in der Woche verbringt sie bei einer Tagesmutter. Dadurch kann die 27-jährige seit eineinhalb Jahren während des Semesters zwei Tage für Vorlesungen und Seminare nach Innsbruck fahren.
Der Abschied sei zu Beginn nicht immer leicht gewesen, blickt sie zurück. Jedoch seien derartige Trennungen ebenso schwierig, wenn das Kind beginne, den Kindergarten zu besuchen. Schwärzler erzählt von teilweise aufkommenden Gedanken, dass sie das Kind zurücklasse und nicht da sei. Ihr habe jedoch das Vertrauen darauf geholfen, dass es ihrer Tochter beim Vater gut geht.

Neue Rollenaufteilung
Abseits vom Abschiedsschmerz sieht sie positive Effekte in der Aufteilung der Kinderbetreuung: Etwa sei die Beziehung zwischen Vater und Tochter enger geworden. Als sie zu Beginn ihre Wohnung in Wien aufgegeben hatten und noch zu dritt im Haus der Familie Schwärzler wohnten, übernahm sie als Mutter einen größeren Anteil der „Care-Arbeit“, wie etwa Wickeln oder Trösten, sagt sie.
Warum sie das damals vermehrt getan hat? Unbewusst durch das Vorleben beider Familien, vermutet sie. Außerdem sei von der Umgebung die Rolle vermehrt ihr zugeschrieben worden: „Mich hat man nur als Mutter gesehen, er war hingegen immer noch B.“, erzählt sie. So habe man in der Gruppe meist ihr Fragen zu der Tochter gestellt, ihm hingegen nicht.
Inzwischen ist sie nicht nur mehr Mama, sondern wechselt die Rolle der Mutter und der „Lena“ regelmäßig, wenn sie zwischen Innsbruck und Dornbirn pendelt. In Dornbirn wohnt sie inzwischen mit der Tochter in einem Tiny House im Garten ihrer Eltern. So kann sie bei Herausforderungen auch auf die Unterstützung ihrer Familie zurückgreifen. Anderen studierenden Mütter würde sie raten, sich Gleichgesinnte für den Austausch auf der Uni zu suchen. Diese würden die Probleme besser verstehen.