Navi leitete Schlepper direkt zu einem Polizisten

Arnoldstein: Schlepper verfuhr sich und traf im Wald auf einen Polizisten, der freihatte. Der stellte dem Schlepper eine Falle.
32 Flüchtlinge seien auf nicht einmal fünf Quadratmetern zusammengepfercht gewesen. Am Dienstag kommt es zu einem Prozess wegen Schlepperei am Landesgericht Klagenfurt. “Einem ukrainischen Staatsangehörigen wird zur Last gelegt, als Mitglied einer kriminellen Vereinigung 32 Personen durch das österreichische Bundesgebiet geschleppt zu haben”, heißt es vom Gericht. Es handelt sich um Frauen und Männer indischer und pakistanischer Herkunft.
Die Zustände in dem Kastenwagen des Schleppers waren laut Staatsanwaltschaft “qualvoll”. Die Flüchtlinge waren laut Anklage längere Zeit hindurch ohne ausreichende Sauerstoffzufuhr, Wasserversorgung und Ausstiegsmöglichkeit. Der Schlepper habe die mehr als 30 Personen auf einem 4,8 Quadratmeter großen Laderaum – eingesperrt – transportiert. Sie waren zusammengepfercht und teilweise aufeinander, heißt es von der Staatsanwaltschaft.
Das klingt nach lebensbedrohlichen Bedingungen. Durch Zufall wurde der Schleppertransporter aber in Arnoldstein gestoppt. Und zwar von einem Polizisten, der an seinem freien Tag mit seinem Hund spazieren war.
Voraus-Kommando
“Ich habe gerade mit Rocky eine Feldweg-Runde gemacht, da sah ich einen roten Skoda mit tschechischem Kennzeichen”, erzählt der Polizist. Er fotografierte den Wagen. Später stellte sich heraus, dass der rote Pkw den Komplizen des Schleppers gehört hat. “Die sind vorausgefahren, um zu schauen, ob die Luft rein ist. Weil es aber Kontrollen auf der Autobahn Richtung Italien gab, warnten sie den Schlepper, dass er mit seinem Kastenwagen von der Autobahn abfahren soll”, schildert der Polizist. Doch das Navi dürfte den Schlepper falsch umgeleitet haben. Deshalb landete er im kleinen Ort Tschau in Arnoldstein. Und ausgerechnet dort – auf einem total verschneiten Feldweg – traf er auch noch auf einen Polizisten in Zivil.
“Als ich den Kastenwagen am Feld sah, wusste ich sofort, dass da etwas nicht stimmt.” Der Beamte näherte sich dem Fahrzeug. “Der Schlepper ist mit dem Wagen im Schnee festgesteckt. Er wollte mir einen Haufen Geld geben, damit ich einen Traktor organisiere, der seinen Kastenwagen aus dem Schnee zieht.” In der Folge griff der Polizist zum Handy und tat so, als würde er mit einem Nachbarn wegen des Traktors telefonieren. “In Wirklichkeit habe ich aber mit Kollegen von der Polizei telefoniert.”
Knietief im Schnee
Der Schlepper wurde großräumig eingekreist und dann festgenommen. Die meisten Flüchtlinge hatten sich im Wald versteckt. “Als wir in den Wald gingen, sahen wir plötzlich immer mehr und mehr Flüchtlinge.” Zum Teil steckten sie mit “dünnen Schuhen knietief im Schnee”, sagt der Polizist. “Es waren auch Frauen dabei. Ich glaube, eine war sogar schwanger.” Die Flüchtlinge wurden zur Grenzpolizei gebracht. Der Schlepper kam in die Justizanstalt Klagenfurt.
Gerichtssprecher Christian Liebhauser-Karl sagt: “Dem Mann drohen ein bis zehn Jahre Haft.”