Joe Biden zu Gast beim Verbündeten

US-Präsident Joe Biden besucht vor dem Nato-Gipfel in Litauen noch Großbritannien.
Joe Biden ist in Großbritannien eingetroffen. Der US-Präsident ist vor seiner Teilnahme am Nato-Gipfel in Vilnius auch in London zu Gast, wo er Premierminister Rishi Sunak und König Charles III. trifft.
Großbritannien verliert an politischer Bedeutung
Am Sonntagabend landete die Präsidentenmaschine Air Force One in der britischen Hauptstadt. Bei dem Besuch soll es um die Beziehungen beider Länder, aber auch um globale Themen gehen. Das politische Gewicht der Briten in der Welt ist zuletzt geschrumpft.
Die USA und Großbritannien pflegen auch aufgrund ihrer gemeinsamen Geschichte besonders enge diplomatische Beziehungen. In der Vergangenheit ließen sich amerikanische Präsidenten gerne mit britischen Premierministern sehen. Zuletzt hatten die Beziehungen zwischen den USA und Großbritannien jedoch einige Schrammen bekommen. Das liegt laut dem Politikwissenschaftler Johann Dvorak von der Universität Wien nicht zuletzt am Bedeutungsverlust von Großbritannien.
Experte: Staatsbesuch ist nicht mehr als “nette Geste”
“Die Briten haben durch den Brexit geglaubt, dass sie alleine stark sind und der US-amerikanische Freund ihnen stets als starker Verbündeter zur Seite steht – das war eine trügerische, Ideologie-getriebene Fehleinschätzung”, sagt Dvorak. In der Wahrnehmung der USA hätten die Briten längst nicht mehr die Bedeutung, die sie einst hatten. Dvorak sieht Großbritannien für Washington “bestenfalls als Juniorpartner auf Augenhöhe mit Neuseeland oder Australien”. Zugleich seien die Briten seit dem Brexit von den USA abhängiger geworden. Denn Großbritannien hatte stets enge wirtschaftliche Verbindungen zur EU, die man mit dem Brexit teils gekappt hätte.
Andererseits können die Briten den Amerikanern nur wenig bieten, sagt Dvorak. Der Status eines starken, ebenbürtigen Partners sei längst verloren gegangen, und auch die gemeinsame Kultur entfremde sich zunehmend. Der Besuch von Biden in Großbritannien sei daher mehr als “Anstandsbesuch” zu verstehen, der auch schöne Bilder für den anstehenden Wahlkampf produzieren lässt. “Für die USA ist der Besuch nichts weiter als eine nette Geste eines Verbündeten, der in seiner Abhängigkeit mehr zum Schoßhund wird”, sagt Dvorak. Das große britische Empire ist längst Geschichte, nun dürfte der Abstieg um ein Kapitel reicher sein.