Weltkünstler und Handwerker

Die Galerie Arthouse zeigt mit Jakob Gasteiger einen großen, abstrakten Künstler. Zur Eröffnung kamen der Künstler und sein Laudator Gerald Matt zur Festspielausstellung.
Zur Eröffnung war eine illustre Schar Bregenzer Lokalprominenz und darüber hinaus in die Innenstadtgalerie neben dem Landhaus gekommen. Herbert Alber begrüßte die Kunstschickeria sehr freundlich, samt Künstler Jakob Gasteiger und Kunstprofessor Gerald Matt, allerdings vermerkte er nicht ohne Grant, dass der Festspielpräsident Hans-Peter Metzler trotz Ankündigung nicht erschienen war.
Eigene Handschrift
Gerald Matt startete seine Lobeshymne mit dem Verweis auf seinen Zahnarzt, bei dem er, wenn es in die Tiefe ging, immer auf einen Original Gasteiger blicken konnte und so jeden Eingriff gut überstand. Während der Ausführung erschien dann der Präsident der Festspiele doch noch, was den mondänen ehemaligen Direktor der Wiener Kunsthalle zu dem Bonmot hinreißen ließ, „aber bei dir war es nicht die ÖBB“.

Gerald Matt eröffnete seine eigentlichen Ausführungen mit einem eher grundsätzlichen Ansatz. Gute Künstler, so gab er zu verstehen, haben eine eigene Handschrift, sind sich selbst treu, und können doch in ihrem Werk immer wieder überraschen. Natürlich wandte Gerald Matt diese Maxime sogleich auf Jakob Gasteiger an, der schon seit der Zeit Gerald Matts bei der Wiener Galerie Krinzinger stets unter den zeitgeistigen, expressionistischen, narrativen „Neuen Wilden“ als unzeitgemäßer abstrakter Künstler aufgefallen sei.
Jakob Gasteiger (Jahrgang 1953) ist ein Vertreter des Minimalismus, ein „sinnlicher Minimalist“ wie ihn Matt benennt. Malerei, die nur Malerei sein will, selbstreferentziell, nur auf sich bezogen, so ist die Kunsttheorie und ist auch Matt gewohnt, über Künstler wie Jakob Gasteiger, die der radikalen Malerei zuzurechnen sind, zu sprechen.

Farbwülste
Die Bildkörper Acryl auf Leinwand (ein einziges auf Sperrholz) sind kreisrund wie in der Renaissance, rechteckig wie in der gesamten abendländischen Kunstgeschichte, wandfüllend bis kleinformatig, mit dem Kamm gezogene Reliefe in grün-rot, schwarz, silber, rosa-grün u.Ä.m. exakt gezogene Linien mit dicken Farbwülsten. Preise reichen von 2000 Euro bis 40.000 Euro.
Der runde Zug der Rakel erinnert an Gerhard Richter. Das aber lässt der sympathische Künstler im Gespräch keineswegs gelten. Auch der Zug der Linien auf der Leinwand in Verbindung mit dem Zug der Linien im Zengarten ist für ihn unsinnig. Keine Meditation, keine Erzählung, kein Symbol, kein Dahinter, keine Metaphysik. Gerne können sie etwas dahinter sehen, aber gemeint ist es nicht, gibt der Künstler zu bedenken. Überhaupt gibt es keine Trance bei der Arbeit, es ist eben dies: harte Arbeit. Handwerkliche Arbeit. Kein Genie, sondern ein Handwerker ist der Welt-Künstler Jakob Gasteiger von seinem Selbstverständnis her.
Gegensatz zu Armitage
Herbert Alber spricht von „postradikaler Malerei“. Eine ähnliche Position vertritt etwa Alfred Haberpointner, der zurzeit in der Arche Noah im Bäumler Park in Hohenems ausstellt. Auch Manfred Egender und Ilse Aberer, die sich unter den Vernissagegästen fanden, könnten in diesem Sinne eingeordnet werden. Der direkte Gegensatz findet sich bei der Sommerausstellung des Kunsthauses Bregenz mit dem kenianisch-britischen Künstler Michael Armitage.
Bis 12. August: Festspielausstellung Jakob Gasteiner, Galerie Arthouse – Herbert Alber, Bregenz; arthouse.at. Geöffnet: Mo bis Fr, 14 bis 18 Uhr und Sa, 10 bis 12 Uhr.
Von Wolfgang Ölz