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So verhindern die Banken Betrugsfälle

21.10.2023 • 23:00 Uhr
Welche Präventionsmaßnahmen ergreifen Banken dagegen?<span class="copyright">apa</span>
Welche Präventionsmaßnahmen ergreifen Banken dagegen?apa

Betrugsfälle, bei denen insbesondere Senioren Geldsummen im fünfstelligen Bereich verlieren, häufen sich.

Eine alte Dame bekommt einen Anruf „Ich bin von der Polizei. In Ihrer Umgebung wird gerade viel eingebrochen. Haben Sie Bargeld auf der Bank und zu Hause? Oder andere Wertgegenstände? Ich komme sie holen und bringe sie in Sicherheit vor den Einbrechern.“ So oder so ähnlich häufen sich in der jüngsten Vergangenheit Betrugsfälle.

Beinah täglich meint man von einem neuen Fall zu lesen. Die Maschen? Immer einfallsreicher und glaubwürdiger. Sprach der Anrufer früher in gebrochenem deutsch und hatte keinerlei Informationen, sind die Betrüger heute bestens über ihre Opfer und deren Umfeld informiert und sprechen in tadellosem deutsch. „Das ist genau das Tückische. Die Betrüger kennen in manchen Fällen wirklich pikante und damit vertrauenswürdige Details“, weiß Lothar Kündig, Digitalisierungsexperte und Beauftragter für die Weiterbildung der Mitarbeitenden bei der Sparkasse Dornbirn. Er berichtet unter anderem von einem Fall, bei dem der Betrüger den Namen eines Bankberaters des Opfers kannte. „Um Vertrauen zu schaffen, fallen dann Sätze wie ‚Herr xy meldet sich dann in einem nächsten Schritt bei Ihnen‘. Das überzeugt selbst skeptische Opfer“, so Kündig.

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Maßnahmen der Banken

Damit in Zukunft weniger Kunden in eine solche Falle tappen, setzt sich die Sparkasse Dornbirn strikt für die Aufklärung ein. Mit sogenannten „Muss-Nachrichten“ –Nachrichten, die beim Öffnen des Online-Bankings erscheinen und aktiv geschlossen werden müssen – versuchen sie die Bürgerinnen und Bürger auf aktuelle Maschen hinzuweisen. Auch die Mitarbeiter der Bank werden gezielt geschult, um im Kundengespräch herauszuhören, wann es sich um einen Betrugsfall handeln könnte. Was genau der Inhalt der Fortbildungsmaßnahmen ist, wollte Kündig nicht preisgeben. „Dann würden potenzielle Täter Lücken entdecken und könnten uns überlisten“, so der Experte. Er versicherte aber, die Schulungsintervalle seien kurz und stets auf dem neuesten Stand.

So verhindern die Banken Betrugsfälle
Michael Alge, Vorstandvorsitzender der Raiffeisen Landesbank Vorarlberg (Mitte).


Aber nicht nur die Sparkasse setzt sich für den Schutz der Kundinnen und Kunden ein. Auch die Raiffeisenbank Vorarlberg ist sich der Problematik bewusst und schult gezielt ihr Personal. „Insbesondere bei Seniorinnen und Senioren werden wir hellhörig, wenn sie große Geldsummen abheben möchten und schauen zweimal hin“, versichert der Vorstandvorsitzende der Raiffeisen Landesbank Vorarlberg, Michael Alge. Gemeinsam mit der Polizei haben die Raiffeisenbank, die Hypo und die Sparkasse zudem eine Aktion gestartet, die im Falle des erfolgreichen Abhebens noch einmal zum Nachdenken anregen soll: Die Kundinnen und Kunden erhalten ihr Geld im sogenannten Geldsackerl. Darauf steht die Frage: Betrug? „Wir machen die Menschen darauf aufmerksam, dass sich weder Bank noch Polizei telefonisch bei Bürgern melden, um Geld zu erhalten. Auch, wenn die eigene Tochter vermeintlich im Krankenhaus liegt und die Versicherung um Geld bittet, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Betrug.“ Durch die Niederschriften auf dem Papiersackerl sollen die Bankkunden ihren Behebungsgrund noch einmal überdenken.

Banken sprechen nicht über Schulungsdetails

Allgemeine Limits für Behebungen am Schalter setzt keine der Banken. „Das würde die Autonomie der Kunden einschränken“, lautet eine der Begründungen. Man empfehle den eigenen Kunden, selbständig Limits für Online-Überweisungen einzurichten. Konkrete Maßnahmen, die es Verbrechern unmöglich machen würden, gibt es aber keine. Ob diese Maßnahmen ausreichend sind, um Opfer, die verängstigt sind und unter Druck stehen zu schützen, ist an dieser Stelle kritisch zu hinterfragen. Bei der Recherche wird schnell deutlich: Keiner redet gerne über konkrete Präventionsmaßnahmen. „Compliance-Gründe“, nannte die Hypo-Vorarlberg beispielsweise in der Absage der Presseanfrage. Fest steht aber auch: Viele Möglichkeiten bleiben den Banken nicht. Zu schnell ändern sich die Betrugsmaschen.

Stefan Moritsch, Leiter des Qualitätsmanagements bei der Sparkasse Feldkirch.
Stefan Moritsch, Leiter des Qualitätsmanagements bei der Sparkasse Feldkirch.

Das sind die neuen Betrugsmaschen

Die Betrugsfälle häufen sich und werden immer einfallsreicher, sind sich die Geldinstitute einig. „Aktuell ist es in Mode gekommen, dass bei Willhaben, Kleinanzeigen und Co. potenzielle Käufer die Verkäufer anschreiben und sich so Zugang zu Bankdaten, Kartennummern oder den QR-Codes, mit denen man ein neues Gerät autorisiert, erbeuten“, erklärt Stefan Moritsch Leiter des Qualitätsmanagements bei der Sparkasse Feldkirch. Auf solche Tricks würden längst nicht nur noch Senioren hereinfallen, sondern durchaus junge, digital affine Menschen. „Wir können nur appellieren, niemals sensible Daten herauszugeben“, so der Fachmann. In vielen Online-Banking-Systemen sei es außerdem möglich, sogenannte „WatchDogs“ einzurichten. Sie informieren über Kontoeingänge und -abgänge. Gemeinschaftlich weisen außerdem alle Banken darauf hin: Wenn die Bank Informationen benötigt, holt sie diese auf sicherem Weg und nicht etwa telefonisch oder per Mail ein.