Das passiert jetzt mit dem toten Wolf und das sagt Edwin aus Schwarzach dazu

Ein toter Wolf wurde auf den Schienen im Walgau gefunden und sorgt für Aufsehen. Nun wird der Kadaver untersucht, um herauszufinden, ob das Tier auf dem Weg zu einem neuen Revier war oder möglicherweise krank war. Die Meinungen in der Bevölkerung zu dem Vorfall gehen weit auseinander.
Es war ein Moment, der für Verwunderung und Schrecken sorgte, als in der Nacht auf Samstag ein Wolf auf den Schienen im Walgau lag. Im Gemeindegebiet von Nenzing, unweit eines Siedlungsgebiets, wurde zunächst gemeldet, ein totes Reh läge auf den Schienen. Bei genauerer Untersuchung war dann aber schnell klar: Es handelt sich um einen Wolf. Oliver Scherer ist Jäger und wurde zum Unfallort gerufen. In Vorarlberg hat er sowas noch nie gesehen. Er geht nun davon aus, dass das Tier einem Zug zum Opfer gefallen ist.

Wolfsgegner werden jetzt laut und behaupten, das Tier hätte sich nie so deutlich der menschlichen Zivilisation nähern dürfen und sei womöglich ein „Problem-Wolf“ gewesen. Dem ist nicht so, entgegnet Landes-Wildbiologe Hubert Schatz. Wölfe seien von Natur aus scheue Tiere. Wegen der dichten Besiedelung sei es den Tieren aber kaum noch möglich, von der einen auf die andere Talseite zu gelangen, ohne Wohngebiete oder eben Gleise beziehungsweise Autobahnen zu kreuzen. Das Verhalten sei, so Schatz, also erst einmal nicht bedenklich. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe daher nicht, stellt er klar.

So orientiert sich ein Wolf
Häufig sind solche Wölfe, die durchs Land ziehen, sogenannte Langstreckenwanderer. Meistens handelt es sich um Rüden, die aus dem Revier der Eltern abwandern. Vorarlberger Wölfe kommen vermutlich meistens aus Graubündener Rudeln. Sie haben mitunter also bereits eine weite Strecke zurückgelegt. Unterwegs orientieren sich die Langstreckenwanderer an Flussläufen oder Gebirgszügen. Wenn also dazwischen ein bewohntes Gebiet liegt, wird das die Tiere nicht abschrecken, beziehungsweise, ist das Verhalten dann nicht Rassen-untypisch. Das stellt das Wolfcenter in Dörverden in Deutschland klar.
Das passiert bei der Untersuchung des Wolfes
Ob der Wolf aber tatsächlich nur durchziehend und auf dem Weg zu einem neuen Revier war, oder womöglich aufgrund einer Krankheit verhaltensauffällig, soll jetzt eine Untersuchung des Kadavers zeigen. Ebenso soll auch seine Abstammung festgestellt werden. Die Obduktion wird in Wien am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführt. Gabrielle Stalder, Leiterin der Wildtiermedizin, hat auf Anfrage der NEUE erklärt, wie eine solche Untersuchung abläuft.

Zunächst kommt es darauf an, in welchem Zustand ein Wildtier bei der Veterinärmedizin ankommt und wie fortgeschritten der Verwesungsprozess zu diesem Zeitpunkt ist. Wurde das Tier kurz nach seinem Tod gefunden und entsprechend gelagert, kann der Kadaver auf alle erdenklichen Krankheiten, Parasiten und Todesursachen untersucht werden. Bei diesem Wolf geht Stalder davon aus, dass der Leichnam des Tieres gänzlich geöffnet und untersucht werde. „Für die Wissenschaft ist es von großer Bedeutung und durchaus interessant, wie es dem Wolf vor seinem Tod ging“, erklärt die Veterinärmedizinerin. Außerdem komme es nicht so häufig vor, „dass ein Wolf auf unserem Tisch landet. Das muss man nutzen“, lacht sie am Telefon. Mit den Ergebnissen rechne man in den kommenden Tagen.
Das sagt die Bevölkerung dazu, dass der Wolf in Menschennähe gefunden wurde
Die Meinungen in der Bevölkerung zum Thema Wolf gehen weit auseinander. Bei einigen verbreitet er Angst und Schrecken, wie eine Umfrage unter Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern ergab, die die NEUE am Dienstag durchgeführt hat.
Edwin Mehlsack aus Schwarzach ist 69. Er findet, der Wolf hat keinen Platz in Vorarlberg. „Ich denke schon, dass ich Angst hätte. Ich gehe viel draußen spazieren. Mir wäre es nicht so wohl, wenn sich der Wolf jetzt hier niederlässt. Er hat bei uns keinen Platz, hier ist es zu eng. Dazu kommt noch, dass die armen Tiere ja auch leiden müssen.“

Anders sieht das hingegen Gerhard Angerer aus Wolfurt. Er fürchtet sich nicht. „Ich habe keine Angst vor dem Wolf und würde mich auch nicht unsicher fühlen, wenn ich in einem Gebiet wohnen würde, wo ein Wolf sich niedergelassen hat. Ich denke nicht, dass von dem Tier irgendeine Gefahr ausgeht. Der Wolf ist ja von Natur aus scheu. Ich bin sogar froh, dass der Wolf jetzt wieder heimisch wird. Es gibt sicher ein Miteinander.“

Auch Yasmin Demir aus Bezau findet, man solle dem Wolf in Vorarlberg Raum geben. „Ich finde es ziemlich schlimm, dass man Wölfe verjagen und umbringen will. Es ist halt einfach die Natur. Der Wolf wird auch ganz anders dargestellt, als er eigentlich ist. Also ich hätte nicht wirklich Angst vor dem Wolf, wenn er jetzt zurück nach Vorarlberg kommt. Solange man die Tiere in Ruhe lässt, machen sie auch nichts“, sagt die 18-Jährige.
Auch Peter Fritz, 65 Jahre alt und aus Krumbach, meint, er fürchte sich nicht vor dem Tier. Er versteht allerdings Eltern. „Ich persönlich habe keine Angst vor dem Wolf. Ich glaube, es wäre was anderes, wenn man Kinder hätte. Allerdings wenn ich jetzt gerade in dem Gebiet wohnen würde, wo ein Wolf ist, und dort joggen gehen würde, wäre mir etwas unwohl. Normalerweise hätte ich keine Angst, aber man weiß ja nicht, ob der dann Tollwut hat, oder so etwas.“
Hildegard Bauer (Name von der Redaktion geändert) geht davon aus, dass sie einen Wolf nicht mal erkennen würde. „Wenn man nicht zu nahe an den Wolf hinkommt und ihm seine Freiheiten lässt, hätte ich keine Angst. Im ersten Moment denkt man wahrscheinlich sowieso: Das ist ein Schäferhund oder sowas.“ Letztlich sind sich also alle einig: Man muss der Dinge harren.