Bierseligkeit trifft auf Punkrock

Die Wiener Punkband Turbobier mit Frontmann Marco Pogo gastierten am Samstag mit ihrem neuen Album „Nobel geht die Welt zugrund“ im Conrad Sohm.
Links und rechts Discokugeln, Einkaufswagen und große leuchtende Raketen in Form von Bierflaschen. Die optische Aufmachung der Bühne war etwas dem Cover des aktuellen Albums „Nobel geht die Welt zugrund“ nachempfunden. Konsum- und Weltkritik mit Bierseligkeit vermischt, könnte man sagen. Die Lichtshow war gleich zu Beginn auf maximalen Blendfaktor eingestellt, das knallte richtig rein.
King aus Simmering
Ganz pragmatisch, wie es sich für eine Band gehört, die dem Bier huldigt, wurde im ersten Lied sofort der D.U.R.S.T. heraufbeschworen. Durst hatten die vielen erschienen Zuhörerinnen und Zuhörer gewiss, nicht nur nach dem alkoholhaltigen Getränk, sondern auch auf einen guten Punkabend der Band aus Simmering. Marco Pogo, der selbsternannte „King of Simmering“, heizte der Masse gleich ordentlich mit Gassenhauern wie „Verliebt in einen Kiwara“ und „Fuaßboiplatz“ ein. Die Attitude und die Lautstärke stimmten, auf Dauer konnte man die Lieder aber kaum mehr musikalisch voneinander unterscheiden. Aber vielleicht ist das auch nicht so wichtig beim Punk.
Die Band wurde ihrem Namen vollkommen gerecht, das Lieblingsgetränk wurde zum Kultobjekt besungen. Statt der „Wall of Death“ rief Marco Pogo des Öfteren zu einer „Wall of Beer“, in dem die Massen auseinandergescheucht wurden, die dann in der Mitte wieder Pogo tanzend aufeinandertrafen. Zum Schluss wagte sich Marco Pogo mit einem Minischlauchboot samt Palme noch in die Menge, eine Aktion, die doch etwas überraschend kam.

Interessanterweise blieb die ganze Show sehr unpolitisch. Von Marco Pogo, bürgerlich Dominik Wlasny, Wiener Gemeinderat mit seiner Bierpartei und ehemaliger Bundespräsidentschaftskandidat mit Achtungserfolg, war nicht zu erwarten, dass er eine Wahlkampfrede hält. Dass aber kein einziges sozialpolitisches Statement eines selbst ausgewiesenen Punks zu hören war, verwunderte dann doch etwas.
Die Welt geht nobel zugrund, diesem Satz ist etwas abzugewinnen. Außer dem Prosit auf noch mehr Alkohol, gab es an diesem Abend aber keine Gegenrezepte. War wohl aber auch nicht zu erwarten. Die Menschen waren gekommen, um Spaß zu haben und um dem Bier zu frönen. Da hatte die Dresdner Vorband „Focus“ im Conrad Sohm noch etliches mehr an Wortwitz aufzuwarten, die augenzwinkernd über ihr Leben in der Provinz philosophierten, in bester Punkrockmanier.
Von Daniel Furxer