Allgemein

Hypnotischer Hip-Hop in Kreisen

18.03.2024 • 18:13 Uhr
Fêu_Bregenzer Frühling
Die österreichische Erstaufführung von “Fêu” Udo Mittelberger

Beim Bregenzer Frühling begeisterte die österreichische Erstaufführung von „Fêu“ des französischen Choreografen Fouad Boussouf am Samstag das Publikum.

In gleichmäßigen Schritten bewegen sich zehn Tänzerinnen wie in Trance um das Licht in der Mitte. Im Takt der Musik landen die Füße am Boden. Die Geschwindigkeit steigt an. In der konstanten Bewegung werden die Frauen zur Einheit und bilden aus der Gleichförmigkeit eine kollektive Kraft, eine Energie, die sich von innen heraus entwickelt und durch den ständigen Tanz im Kreis verstärkt.

Rituell

Mit ihrer überwältigenden Performance „Fêu“ (zu Deutsch: Feuer) waren der französisch-marokkanische Choreograf Fouad Boussouf und seine Compagnie „Le Phare – CCN du Havre Normandie“ am Samstag im Festspielhaus Bregenz zu erleben. In rot-orange getauchten Kostümen wurden die Darstellerinnen symbolisch selbst zu Flammen, die sich gegenseitig anstacheln und gemeinsam in ständiger Bewegung das Feuer am Lodern halten.

In seiner Choreographie zu diesem gleichzeitig schöpferischen wie zerstörerischen Naturelement verschmilzt Boussouf Hip-Hop mit zeitgenössischem Tanz und den traditionellen Tänzen Nordafrikas, welche der Performance einen rituellen Charakter verleihen. Durchzogen von kämpferischen Elementen, unheimlichem Kichern und einer Dunkelheit – durchbrochen von einzelnen Lichtern, wird in „Fêu“ vor allem eine Dynamik aus eindringlichen Bewegungen und der starken weiblichen Körperlichkeit erreicht.

Fêu_Bregenzer Frühling
Im Ensemble waren ausschließlich Frauen vertreten Udo Mittelberger


In dem durchsichtig schwarzen Vorhang, der die runde Bühnenfläche begrenzt, erscheinen die Tänzerinnen anfangs wie gegenseitige Spiegelreflexionen, wenn sie parallel ihre Kreise ziehen. Ob sie die Gruppe in spontanen abgehakten Bewegungen zerteilen, sich gegenseitig umkreisen oder sich zu den Zeigern einer Uhr nebeneinander aufreihen – in Boussoufs Tanz entfalten sich die Tänzerinnen im stetigen Fortführen der Bewegungen zu einer beeindruckenden Gesamtheit, die sich wie ein Vogelschwarm, in unterschiedlichen Formationen zusammenfindet. Dazwischen brechen einzelne Tänzerinnen aus dem Gefüge aus, bringen abwechselnd die Ordnung für kurze Momente durcheinander, bevor sie sich fließend und spielerisch wieder in das gleichmäßige Schreiten einfügen.

Fêu_Bregenzer Frühling
Eine Choreographie von Fouad Boussouf Udo Mittelberger

Der Tanz hat keinen Beginn, keine Männer und keine Anführer(innen), die die Aufmerksamkeit des Publikums zu lange für sich beanspruchen würden. In der tänzerischen Komposition ist die Überlegenheit gleichmäßig verteilt, was der Performance eine besondere mystische Wirkung verleiht. Die Inspiration für dieses Werk suchte Fouad Boussouf in seiner marokkanischen Kindheit – und darüber hinaus in den uralten Anfängen unserer Zeit selbst.