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Die Programmierer von morgen

15.04.2024 • 20:03 Uhr
FHV,
Maximilian und sein Vater Aurelian Cristae sind voller Spannung auf die Vorlesung.
Hartinger (5)

Bei der Kinderuni können die Acht- bis Zwölfjährigen schon studieren. Vergangenen Mittwoch programmierten sie an der FH V ein Computerspiel.

Wer mag das Spiel ausprobieren?“, fragt Volksschullehrer Fabian Dünser die rund 110 Schüler, die in den Bänken des Vorlesungsaal an der FH Vorarlberg sitzen und ihm gespannt zuhören. Gemeinsam programmieren sie an diesem Nachmittag ein Computerspiel. Ein Großteil der Hände schießt nach oben. Natürlich wollen alle Schüler und Schülerinnen das selbstprogrammierte Snake-Spiel ausprobieren.

Die neunjährige Louisa Kuhn darf nach vorne kommen und die Schlange mit Äpfeln und Gemüse füttern – die Schlange bei der Kinderuni ist nämlich vegetarisch. Louisa Kuhn wollte schon immer mal an der Kinder­uni teilnehmen, weil sie später „unbedingt studieren will“. Innenarchitektur, Design, Literatur und Kunst hat sie bereits im Visier. Die Schülerin der VS Herrenried Hohenems denkt, Programmieren ist keine Männer­sache, denn sie findet „es total doof, dass manche Berufe nach Geschlecht getrennt werden“.

Ihr Bruder Levin Kuhn hat sie zur Kinderuni begleitet, weil er unbedingt mal Programmierer werden möchte. Er spielt gerne Computerspiele und möchte endlich einmal selbst eines programmieren.

Zur Veranstaltung

Kinderuni

Die Computerspiele-Werkstatt der Kinderuni erfreute sich vergangene Woche derart großer Nachfrage wie noch nie. Zwei Veranstaltungen hintereinander wurden für die 180 Kinder abgehalten. Die Stella, die FH V und die PH Vorarlberg bieten zwölf Vorlesungen im Jahr für die Kinder an. Wer drei Mal teilgenommen hat, bekommt eine Urkunde mit einem akademischen Titel bei der Sponsion am 18. September verliehen.

Motivierte Studierende

Mit diesem Traum ist er nicht alleine. In kürzester Zeit hat sich eine Dynamik unter den Teilnehmenden der Computerspiele-Werkstatt im Rahmen der Kinderuni-Veranstaltungen entwickelt, sodass die zwei Vortragenden aus Zeitgründen bis zum Ende der Vorlesung gar nicht alle Ideen der Mädchen und Burschen berücksichtigen können. Wenn diese auch im Schulunterricht derart begeistert mitarbeiten würden, hätten manche Lehrer sicherlich eine Freude. Das Thema Programmieren bewegt, ist gleich bemerkbar. Schließlich werden sie täglich mit digitalen Medien konfrontiert.

Lesen, schreiben, programmieren

Gerade weil die Kinder schon früh mit den Videos, Spielen und Co. in Kontakt kommen, liegt es dem Lehrer an der HAK Bregenz Michael Högerl am Herzen, dass die Kinder bereits früh über das Thema lernen. Für ihn sind die wichtigen Grundkompetenzen „lesen, schreiben, rechnen und programmieren“. „Je früher du anfängst, desto weniger Probleme werden sie später haben“, erklärt der 29-Jährige. Programmieren sei für viele abstrakt. Durch die frühe Konfrontation will der Informatik-Digital-Innovations-Student das Programmieren für die Kids greifbarer machen und ihnen dadurch Hürden nehmen. Programmieren ist jedoch komplex.

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Die Acht- bis Zwölfjährigen, die an den Kinderunikursen teilnehmen, sind zudem mit den englischen Vokabeln der Programmiersprache noch nicht genügend vertraut. Damit die Kinder dann nicht nur Bahnhof verstehen, unterstützt Fabian Dünser den Informatiker. Der 30-Jährige ist sonst Lehrer an der Volksschule Hohenems Markt und hat nach eigenen Angaben „nicht viel Ahnung vom Programmieren“. Er moderiert den Kurs und stellt seinem Kollegen Fragen in verständlicher Sprache. Es ist seine erste Vorlesung, die er im Rahmen der Kinderuni moderierte. Sein Ziel ist es, die Kinder früh ins IT-Zeitalter einzuführen. „Es ist wichtig, sie früh an der Hand zu nehmen“, sagt er und spricht von Gefahren, die im Internet lauern, und die Vielfalt an Jobs im IT-Bereich.

Groß und Klein interessiert

Die Meinung, dass Medienkompetenz wichtig ist, unterstützt auch die Patentante vom achtjährigen Xaver. Kerstin Formaneck ist extra aus Bezau nach Dornbirn gefahren, um an der Programmierwerkstatt teilzunehmen. Sie findet es wichtig, dass schon jung digitale Kompetenzen erlernt werden. Sie ist gegen ein komplettes Internetverbot: „Wir haben beschränkte Medienzeit in der Familie, aber ohne geht auch nicht.“

Sie ist nicht die einzige erwachsene Zuhörerin bei der Kinderuni. Mit dabei ist auch Aurelian Cristae, der Vater von Maximilian. Der Achtjährige hat schon im Schulunterricht an der Volksschule Höchst programmiert. Das sei „etwas schwer“ gewesen, doch nicht derart kompliziert, wie er es erwartet hat, erzählt der Schüler. Womöglich will er später mal Spiele programmieren, überlegt der Wolfurter. Es hat sein Interesse zumindest geweckt.

Spätestens während der Veranstaltung an der FH wird auch die Begeisterung der anderen Teilnehmenden fürs Programmieren geweckt. Lautes Gelächter ertönt im Hörsaal, als das grüne Quadrat über die Leinwand flitzt. „Wie schnell soll die Schlange sein?“, fragen die Vortragenden in die Runde. „100“, kommt ein Ruf aus der Menge. „Ihr wollt 100, ihr bekommt 100“, antwortet Högerl und zeigt, welche Änderung im Programmiercode dafür notwendig ist. Er benutzt die Sprache Python für das Programmieren des Snake-Spiels – auch eine Schlange, wie er anmerkt. Anschließend ist die Schlange nicht mehr zu sehen – zu schnell, um sie zu sehen. Verbesserungsvorschläge sind gefragt. Immer wieder melden sie sich zu Wort. Sie haben unzählige Inputs, mit welchen Features das Snake-Spiel optimiert werden kann.

Zukunftspläne

Auch nach der Veranstaltung scharen sie sich um Högerl und teilen mit ihm die Ideen. Die restlichen Schüler strömen hinaus, um sich mit einer Jause zu stärken und besprechen das Erlebte. Louisa Kuhn resümiert, dass ihr das Programmieren gefallen hat. Nur die Codes fand sie teilweise etwas verwirrend. Sie kann von der Kinderuni einiges Wissen übers Programmieren für sich mitnehmen. Vielleicht wird man sie bald wieder bei einer Kinder-Uni-Vorlesung sehen. Eines weiß sie jetzt ganz sicher: Sie will mal an der Universität studieren.

Umfrage: Was Gefällt dir am Programmieren?

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Ophelia Just, acht Jahre:
Mich interessiert die Programmier-Werkstatt, weil mein Papa Programmierer ist. Ich übe auf einer App programmieren. Es macht Spaß, etwa Obst tanzen zu lassen.

Johann Giesinger, neun Jahre:
Freue mich bei der Computer-Werkstatt zu hören, wie man Computerspiele programmiert. Ich habe eine Programmierapp. Damit programmiere ich mit meinem Papa gemeinsam.

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Lena Kuli, acht Jahre:
Ich freue mich auf die Vorlesung. Ich will später auch mal studieren, weiß aber noch nicht was. Ich gehe in die VS Lochau und habe noch nie programmiert, doch es interessiert mich.

Xaver Formaneck, acht Jahre:
Ich wollte immer schon wissen, wie man ein Computerspiel macht. Ich spiele Brawl Stars. Mir gefällt daran, dass sich alles bewegt und man vieles tun kann, was man im echten Leben nicht tun kann.