„Es fühlt sich einfach richtig an“

Marion und Bertram Schmid haben ihre Landwirtschaft auf Mutterkuhhaltung umgestellt und dies nicht bereut.
Viel Mut war für Marion und Bertram Schmid notwendig, um ihre Landwirtschaft in Frastanz so zu gestalten, wie sie das für richtig halten. Auch so manche schlaflose Nacht sei natürlich dabei gewesen, erzählt Marion. Doch den Schritt, den von Bertrams Eltern übernommenen Hof von Milchwirtschaft auf Mutterkuhhaltung umzustellen, hat das Ehepaar nicht bereut. „Es fühlt sich einfach richtig an“, sagt die Landwirtin.

Beim Muttertier
Denn auf dem Schmidahof werden Kälber und ihre Mütter nicht getrennt, wie das bei der Milchviehhaltung der Fall ist. Der Nachwuchs bleibt beim Muttertier und ist Teil der Herde, bis er ausgewachsen ist. Die Kühe werden auch nicht gemolken, sondern die Milch dient einzig und allein zum Säugen der Kälber. Nach etwa 20 bis 24 Monaten werden die Tiere dann beim Metzger geschlachtet, um das Fleisch im eigenen Hofladen zu verkaufen. Alle zwei Monate gibt es mittlerweile Fleischpakete zu kaufen. 30 bis 35 Kundinnen und Kunden können so versorgt werden. Geschlachtet wird nur, wenn es die Nachfrage erforderlich macht.

Die Umstellung auf die Mutterkuhhaltung war für das Ehepaar auch mit einigen Unsicherheiten verbunden. Schließlich bietet die Milchwirtschaft mit fixen Abnahmemengen eine gewisse finanzielle Absicherung. Bei der Mutterkuhhaltung ist das Einkommen dagegen ganz vom Erfolg der eigenen Direktvermarktung abhängig. Denn ihre Tiere an einen Großabnehmer zu verkaufen, kommt für die Schmids nicht in Frage. Sie möchten wissen, was mit ihnen passiert. Und das ist eben nur möglich, wenn sie die Fleisch- und Wurstwaren beim Metzger ihres Vertrauens – Stefan Borg in Schlins – herstellen lassen und dann über den eigenen Hofladen verkaufen.
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Umstellung hat sich gelohnt
15 Mutterkühe und 15 Kälber leben derzeit auf dem Schmidahof. Dazu kommen noch einige Rinder. Die Umstellung der Landwirtschaft hat sich auch für das Ehepaar gelohnt, das den Hof im Nebenerwerb führt. Denn der Arbeitsaufwand ist allein aufgrund der Tatsache, dass die Tiere nicht mehr täglich gemolken werden müssen, zurückgegangen.

Zu tun gibt es dennoch immer etwas. Die Arbeit hat sich der Paar aufgeteilt. So steht beispielsweise Bertram meist bereits um 5.30 Uhr im Stall, ehe der gelernte Baumeister sich dann seinem Vollzeitjob widmet.

Soziale Medien
Marion, die gelernte Einzelhandels- und Bürokauffrau ist, kümmert sich hauptsächlich um die Direktvermarktung. Dabei spielen vor allem die sozialen Medien eine wichtige Rolle. So werden verschiedene Kanäle wie Facebook oder Instagram bespielt. Zudem gibt es mittlerweile auch eine WhatsApp-Gruppe für Kundinnen und Kunden sowie andere Interessierte mit rund 130 Mitgliedern. Nicht zuletzt schaut die Landwirtin auch darauf, dass der Selbstbedienungshofladen, der täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet ist, gut gefüllt ist. Nicht nur mit Fleisch, Eiern und anderen landwirtschaftlichen Produkten vom eigenen Hof, sondern auch mit Milchprodukten von Meyer- Milch in Brand oder Nudeln, die in der „NudelTenne“ in Göfis aus Eiern vom Schmidahof produziert werden.

Marion ist es auch hauptsächlich, die sich um die rund 290 Hennen kümmert, die täglich frische Eier legen und in einem Wanderstall auf der Wiese viel Auslauf haben. Zwei Ziegen fungieren als Beschützer der Hühner. Denn die bloße Anwesenheit der beiden Tiere gleich neben dem Auslauf der Hennen schreckt Raubvögel ab. Welche Rolle das Tierwohl für das Landwirte-Paar spielt, zeigt sich auch beim Umgang mit den Hühnern. Wenn deren Legeleistung nachlässt, werden über soziale Medien Interessierte gesucht, die den Tieren einen schönen Platz für deren Lebensabend bieten können. Die Hennen werden dann kostenlos abgegeben.

Zuletzt wurden auf diesem Weg jedoch freiwillige Spenden für „Stunde des Herzens“ gesammelt. „So hatte jeder etwas davon: Die Tiere bekommen ein gutes Zuhause, die neuen Besitzer bekommen frische Eier von den eigenen Hühnern und es wurde auch noch eine gute Sache unterstützt“, freut sich Marion.

Für die Umstellung von der Milchwirtschaft auf die Mutterkuhhaltung und ihre Bemühungen rund um das Tierwohl wurden die Schmids im vergangenen Jahr mit dem Vorarlberger Tierschutzpreis ausgezeichnet. „Das war für uns eine große Überraschung, aber auch eine Bestätigung dafür, dass unser Schritt der richtige gewesen ist“, meint die Landwirtin rückblickend.