Erstmals Einblick in die CampusVäre-Finanzen

Seit 2021 ist eine Million Euro an großteils öffentlichen Geldern in die Dornbirner CampusVäre geflossen. Deren künftige Rolle am Campus V soll neu definiert werden.
Vor drei Jahren hat die CampusVäre Creative Institute Vorarlberg GmbH ihre Tätigkeit in den sogenannten Sägenhallen am Areal des Campus V in Dornbirn aufgenommen. Diese Hallen gehören der Stadt Dornbirn. Fast genau gleich lange dauert die Diskussion darüber, ob es eigens eine größtenteils öffentlich finanzierte Einrichtung zur Vermietung/Entwicklung und Bespielung der rund 12.000 Quadratmeter in diesen ehemaligen Industriehallen benötigt oder ob dieses Geld nicht anderwärtig besser investiert wäre.
Denn immerhin bezeichnet sich die CampusVäre selbst als eine „Werkstatt zur Entwicklung der Zukunft“, was in Wirtschaftskreisen mitunter als grobe Anmaßung gesehen wird. Daran schließt auch die Frage an, wie viel Geld die öffentliche Hand für die Unterstützung der Kreativszene aufwenden soll oder muss und welche Effekte man sich davon erwarten darf.

Obmänner des Trägervereins
Jetzt liegen jedenfalls erstmals öffentlich konkrete Zahlen zu den Finanzen der CampusVäre vor, die der Dornbirner Vizebürgermeister Julian Fässler und Wisto-Geschäftsführer Jimmy Heinzl, beide Obmänner des Trägervereins hinter der CampusVäre Creative Institute Vorarlberg GmbH, im Gespräch mit der Wirtschaftspresseagentur.com bestätigten beziehungsweise konkretisierten. Dabei muss allerdings auch erwähnt werden, dass die CampusVäre weder eine zentrale Idee von Julian Fässler noch eine Idee von Jimmy Heinzl war.
So hatte die CampusVäre bislang ein jährliches Budget von 375.000 Euro zur Verfügung. Rund 130.000 Euro kommen von der Stadt Dornbirn, 100.000 Euro vom Land Vorarlberg und der Rest von mehreren Geldgebern wie etwa der Campus Dornbirn II Investment GmbH (Stadt Dornbirn, Land, Prisma), der Marke Vorarlberg oder der Industriellenvereinigung Vorarlberg sowie von FM Hämmerle. Dies bedeutet, dass die CampusVäre bislang gut eine Million Euro an zumeist öffentlichen Zuwendungen erhielt. Insgesamt werden vier Mitarbeitende beschäftigt.
Fässler und Heinzl bestätigten auch, dass bisherige Co-Geldgeber wie die IV Vorarlberg, Prisma oder FM Hämmerle ihre Zahlungen eingestellt haben beziehungsweise einstellen werden, wobei dies teils schon längere Zeit so angekündigt gewesen sei. Bemerkenswert dabei ist vor allem, dass gerade Prisma als einer der zentralen Player und Standortentwickler am Campus V kein Geld mehr an die CampusVäre überweist.
Vertrag bis 2025
Im Rahmen des Gespräches wurde auch bestätigt, dass die Geschäftsführer-Position von CampusVäre-Geschäftsführerin Bettina Steindl nicht öffentlich ausgeschrieben wurde. Gemäß Stellenbesetzungsgesetz hätte dies jedoch erfolgen müssen, da die CampusVäre größtenteils mit öffentlichen Geldern finanziert wird. Der Vertrag von Steindl laufe bis 2025 und er gehe davon aus, dass die Führungsposition dann sehr wohl öffentlich ausgeschrieben werde, so Fässler.

Dass dies beim ersten Mal nicht der Fall war, hänge mit der Entwicklung der CampusVäre zusammen, so Dornbirns Vizebürgermeister. Denn zu Beginn wäre es gar nicht so einfach gewesen, die vorgesehene Tätigkeit der CampusVäre in eine konkrete Stellenbeschreibung zu gießen. „Es ging bislang um die Vermietung der Hallen, um das Bespielen des Areals mit Veranstaltungen aber auch darum, ein über Dornbirn hinaus wirkender Treffpunkt und ein Zentrum der Kreativszene zu sein.“
Erfahrungen gesammelt
Auf die Frage, ob die bisherige Tätigkeit der CampusVäre die gut eine Million Euro rechtfertige, sagten Fässler und Heinzl, dass man in den vergangenen drei Jahren viele Erfahrungen gesammelt habe, gerade was die Wünsche der Kreativbranche und die Möglichkeiten an dem Standort betreffe. Auch wenn man in diesem Bereich nicht jeden öffentlichen Euro auf die Waagschale legen dürfe, so sei auch klar, dass die CampusVäre „kein dauerhafter Subventionsempfänger bleiben“ dürfe, betonten die beiden Gesprächspartner. Schlussendlich müsse das alles auf längere Sicht „wirtschaftlich darstellbar“ sein.
Zweite Phase
Deshalb komme man nach den drei Jahren nun in die zweite Phase, wo es vermehrt um die Vermietung beziehungsweise Vermarktung der Sägenhallen gehe. Und das wolle man jedenfalls in enger Abstimmung mit den anderen Partnern am Campus V auf die Wege bringen, sagte Fässler. So sei bereits vereinbart worden, eine übergeordnete und übergreifende Koordinationsebene für den gesamten Campus V einzuführen, der insbesondere die Eigentümer und Geldgeber beziehungsweise Investoren am Standort angehören. Dazu gehöre selbstredend auch die Fachhochschule Vorarlberg. Hier wolle man versuchen, die Interessen aller Firmen, Institutionen und Einrichtungen am Campus V unter einen Hut zu bringen. Das soll alles mit bestehendem Personal und kleinem Budget erledigt werden. Welches Aufgabengebiet die CampusVäre in Zukunft dabei übernehmen könne, werde man noch besprechen. Jedenfalls müsse die CampusVäre zukünftig mit weniger Geld auskommen, da sich auch ihre Aufgaben ändern werden.

Der geplante Umbau beziehungsweise die Sanierung der Halle 4 werde zudem nicht in der ursprünglich angedachten Konzeption erfolgen, sondern vorerst einmal nur Schritt für Schritt, so Fässler. Auch das dafür geplante Budget von fünf Millionen Euro könne die Stadt in dieser Höhe gegenwärtig aus finanziellen Gründen nicht zur Verfügung stellen. „Das muss alles leistbar bleiben.“ Und noch etwas ließ der Dornbirner Vizebürgermeister durchblicken: Die Sägenhallen oder Teile davon seien langfristig gesehen auf jeden Fall eine Flächenreserve für die großen Player am Campus V – wie etwa die Fachhochschule Vorarlberg -, wenn diese Bedarf haben sollten.
wpa/red