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FTI-Pleite zerplatzt Maturaträume: 10.000 Österreicher stranden

14.07.2024 • 14:00 Uhr
FTI-Pleite zerplatzt Maturaträume: 10.000 Österreicher stranden
Vier Maturanten bedauern ihre verlorene Chance an einer tollen Maturareise. Stiplovsek Dietmar 

Maturareise der Träume geplatzt: Die FTI-Pleite lässt über 10.000 österreichische Urlauber stranden, darunter auch vier enttäuschte HTL-Absolventen.

Insolvenzmeldungen gab es im ersten Halbjahr 2024 zur Genüge. Besonders die Pleite des Reiseveranstalters FTI sorgte für Schlagzeilen, sind doch österreichweit mehr als 10.000 Urlauber betroffen.

FTI-Pleite zerplatzt Maturaträume: 10.000 Österreicher stranden
Die Gruppe frisch maturierten Schülern.

Der Veranstalter musste alle bereits gebuchten Reisen absagen. Betroffen waren auch Emily Meheszkey-Kiss, André Loibl, Kai Tinkhauser und Emilan Pastella. Die Maturareise der vier HTL-Absolventen fiel der FTI-Insolvenz zum Opfer.

Reisepläne

Mit insgesamt zwölf Personen wollte die Gruppe die Reise antreten. Die bunt durchmischte Truppe mit Schülern der HTL Rankweil und Dornbirn habe im Herbst mit der Planung begonnen, berichtet Kai. Reiseziele in Italien, Spanien und sogar in Marokko standen zur Debatte. Am Ende einigte sich die Gruppe auf Rhodos. „Vom 24. bis zum 29. Juni haben wir gebucht“, blickt Emily mit Enttäuschung zurück. André zählt auf, was die Maturanten auf der griechischen Insel erwartet hätte: „Flug, all-inclusive Hotel, Sammeltaxi zur Unterkunft und zum Flughafen.“

Er war es auch, der mit einem guten Kontakt zu einem Vorarlberger Reisebüro schließlich den Urlaub buchte. Im Februar folgte die erste Anzahlung für die Reise, dann ging das Schuljahr in die Endphase und schließlich standen die schriftlichen Maturaprüfungen für die Reisegruppe an. „Ab da hieß es nur noch warten, bis die Reise startet“, erklärt André.

Erst Chaos, dann Gewissheit

Am 3. Juni machte die besagte Insolvenzmeldung die Runde – ausgerechnet in jener Woche, als die mündliche Matura für die Schüler anstand. „Wir hatten alle Unterlagen und auch die Flugtickets schon abgeholt“, ergänzt Kai. André, der Organisator der Gruppe, nahm sofort Kontakt mit dem Reisebüro auf. „Zuerst hieß es, es gebe ein wenig Chaos und man könne offiziell noch nichts sagen. Schließlich hieß es dann, die Konten des Reiseveranstalters FTI seien eingefroren und unser Urlaub könne nicht stattfinden.“ Emilian erinnert sich: „Wir hatten gerade die letzten Maturaprüfungen fertig, als wir erfahren haben, dass wir nicht nach Rhodos können.“ Ein Schock für die Schüler.

„Am Anfang ist man schon ein bisschen fassungslos“, gesteht André. Er blieb im Austausch mit dem Reisebüro, das der Gruppe mehrere Alternativangebote von andren Veranstaltern machte – preislich allesamt ein Stück teurer. Der Haken: Die Gruppe hatte nur zwei Tage, über die Angebote zu entscheiden, danach waren diese nur mehr auf Anfrage verfügbar.

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André zeigt die Flugtickets auf seinem Handy.

„Wir mussten das, was wir in einem halben Jahr geplant hatten, innerhalb von drei Tagen neu organisieren“, zeigt Kai auf, wie schwierig sich die Lage gestaltete. In so kurzer Zeit konnte die Gruppe sich auf keines der Angebote einigen. „Ein paar Tage mehr hätten uns schon sehr viel gebracht“, resümiert Emilian zur kurzen Entscheidungsfrist. „Wir haben danach auch noch selbst nach einer Reise geschaut, aber mit so vielen Leuten in so kurzer Zeit war es aussichtslos, etwas zu finden“, erklärt André und Emilian ergänzt: „Später im Sommer sind viele Leute aus unserer Gruppe am Arbeiten oder starten ihren Zivildienst.“

Rückerstattung der Reisekosten

Rund 1000 Euro hätte der Rhodos-Urlaub pro Person gekostet. „Lange war offen, ob wir das Geld zurückbekommen“, erzählt André. „Soweit ich weiß, hat FTI allen Kunden die Reisekosten rückerstattet. In unserem Fall war der Vorteil, dass das Geld noch im Reisebüro war und noch nicht an den Veranstalter überwiesen wurde. So hatten wir wenige Probleme bei der Rückerstattung.“ Abgesehen von der Reiseversicherung bekamen die Maturanten das gesamte Geld zurückbezahlt. Den offenen Betrag von rund 500 Euro beglichen sie aus den Einnahmen aus dem Verkauf der Maturazeitungen.

Verpasste Chance

Was am Ende aber mehr als die finanziellen Einbußen schmerzt, ist die verpasst Maturareise. Fünf der insgesamt zwölf Maturanten – darunter André und Kai – buchten schließlich noch einen Urlaub in einem Ferienhaus in Genua. „Im Vergleich zu einem all-inclusive-Urlaub in einem Hotel ist es doch etwas anderes“, bedauert André. Emily wird mit ihrem Freund im August ein Wochenende in Italien verbringen. Für Emilian ergab sich keine Gelegenheit, nach der Matura in den Urlaub zu fahren.

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Die Gruppe Maturanten erzählen Redakteur Tobias Holzer über ihren geplatzten Maturareise-Traum.

Der gemeinsamen Reise trauern aber alle hinterher. „Es ist einfach doch der Abschluss der Schulzeit. In unserer Gruppe waren viele aus meiner Klasse dabei, mit denen ich während der Schulzeit nicht so viel Kontakt hatte. Es wäre schön gewesen, mit diesen Menschen gemeinsam was zu unternehmen. Man verliert sich in den Jahren danach aus den Augen“, blickt Kai mit Wehmut auf die verpasste Chance zurück.