So schön wie damals wird‘s nie mehr

Zehn Jahre nach dem Debüt, nach immerhin sechs Alben und einigen traurigen Schicksalsschlägen gehört es nicht zu den einfachsten Dingen auf der Welt, Wanda zu sein. Der Erfolg der Band war auf Enthusiasmus gebaut, auf eine Scheiß-dir-nix-Haltung, die in frechem bis sentimentalem Punk-Pop musikalisch Gestalt annahm. Das ist das Rezept, aus dem seit gut 70 Jahren zu einem Großteil von guten Rock ’n‘ Roll führt. Die Energie, die Frische des Beginns, hat natürlich ein Ablaufdatum, diese kann logischerweise einfach nicht ad infinitum reproduziert werden, ohne irgendwann sehr komisch zu schmecken. Außer es handelt sich um die Rolling Stones.

Ein spektakulärer Auftakt in Graz

Dass Wanda mit dem immer noch entwaffnenden „Bologna“ ins Grazer Set startet, ist bezeichnend: Der Auftakt sollte womöglich maximal spektakulär sein, um eventuelle Schwächen und Unsicherheiten zu kaschieren. Müsste gar nicht sein, da die Band ein solides, vor allem von der Hingabefähigkeit von Frontmann Marco Wanda getragenes Konzert gab, dass das alte Nazigebälk der Freiluftarena B erzittern ließ. Klar: Die Akustik dieser Halle verwandelt auch raffiniertere Musik als jene von Wanda in Rumpelrock, als massenkompatible Hymnen sind die besten Stücke dennoch alleweil tauglich.

Anbiederung oder Leidenschaft?

Zwischen den Nummern gab es ein bisschen viel Anbiederung an Graz, die bei Marco Wanda aber irgendwie nicht wie Anbiederung, sondern wie des selige Gequatsche eines von Leidenschaft brennenden Typen wirkt. Obwohl man immer meilenweit von der Coolness der großen Vorbilder, etwa des jungen Ambros, entfernt bleiben wird, zählt diese Band immer noch zu den besseren in diesem Land. „1, 2, 3, 4“ wird zum Schluss ausgequetscht und ausgewalzt, aber all dieser feierliche Kitsch wirkt mittlerweile doch ein bisschen gekünstelt. So schön wie vor zehn Jahren wird es halt nie mehr. Aber auch das Wissen um diese Unwiederbringlichkeit ist ein Teil von gutem Rock ’n‘ Roll. Und guten Rock ’n‘ Roll wird diese Band voraussichtlich noch länger machen.