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Terrorpläne auf Swift-Konzert: Weiterer junger Mann festgenommen

09.08.2024 • 11:57 Uhr
MUSIC-TAYLOR SWIFT/AUSTRIA-SECURITY
Eine Welle an enttäuschten Fans ist gestern in Wien auf die Straße. In der Untersuchung ist nochmals einen Verdächtigen in Gewahrsam genommen worden.  REUTERS/Elisabeth Mandl

Ein Anschlag auf ein Taylor Swift Konzert in Wien konnte verhindert werden. Die Verdächtigen sind in U-Haft, ein 18-Jähriger wurde nun auch festgenommen.

Im Zusammenhang mit den Anschlagsplänen auf eines der mittlerweile abgesagten Taylor Swift-Konzerte in Wien ist es am Donnerstagabend zu einer weiteren Festnahme gekommen. Ein 18-Jähriger aus dem Umfeld des 19-jährigen Hauptverdächtigen wurde in Wien in Gewahrsam genommen, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz im Burgenland. Für den 19-Jährigen und den 17-jährigen Beschuldigten wurde unterdessen die Verhängung der U-Haft beantragt.

Aus Umfeld des Hauptverdächtigen

Der 18 Jahre alte irakische Staatsbürger soll mit dem Hauptverdächtigen in Kontakt gestanden sein. Die beiden waren miteinander persönlich bekannt, kannten einander allerdings nur flüchtig. Über den 19-Jährigen, in dessen Umfeld in den vergangenen Tagen akribisch ermittelt wurde, war man auf den Iraker gekommen. Es dürfte sich bei dem 18-Jährigen ebenfalls um einen Sympathisanten der Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) handeln. Er soll IS-Propagandamaterial besessen und in sozialen Medien geteilt haben, darunter auch einen – offenbar jedoch nicht seinen eigenen – Treueschwur auf den IS.

Es gibt derzeit keine Hinweise, dass der 18-Jährige in die Anschlagspläne des 19-Jährigen eingebunden war oder davon überhaupt wusste. Das räumte auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ein, der bei einem Pressetermin in Nickelsdorf erklärte, der 18-Jährige sei nicht direkt mit den Anschlagsplänen auf das Taylor Swift-Konzert in Verbindung zu bringen.

Terrorverdächtige in Untersuchungshaft

Die beiden Terrorverdächtigen im Fall um die Anschlagspläne auf eines der mittlerweile abgesagten Taylor-Swift-Konzerte in Wien sind in die Justizanstalt Wiener Neustadt eingeliefert worden. Die Staatsanwaltschaft beantragte mittlerweile die Verhängung der U-Haft. Eine Entscheidung darüber wird für den heutigen Freitag erwartet.

Der 19-jährige Hauptverdächtige und der 17-jährige mögliche Komplize befinden sich in Untersuchungshaft. Der 15-Jährige, der als Zeuge geführt wird, werde weiter intensiv vernommen, sagte Karner. Während der 19-Jährige ein Geständnis abgelegt habe, verweigere der 17-Jährige nach wie vor die Aussage. Die Ermittlungen würden weiterhin auf Hochdruck laufen, sobald es neue Erkenntnisse gebe, werde man die Öffentlichkeit informieren, hielt der Innenminister fest.

Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt gegen das Duo weiterhin wegen terroristischer Vereinigung (§ 278b Strafgesetzbuch) und krimineller Organisation (§ 278a Strafgesetzbuch). Den Beschuldigten wird vorgeworfen, sich an der radikalislamischen Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) beteiligt und deren Ziele und Absichten vertreten zu haben.

Der umfassend geständige 19-Jährige soll seit Ende Juli ein Attentat auf eines der drei dieser Tage in Wien vorgesehenen Swift-Konzerte geplant haben. Er verfügte bereits über einen funktionsfähigen Flüssigsprengstoff, den er selbst hergestellt hatte. Konkret soll der 19-Jährige vorgehabt haben, am Donnerstag oder am Freitag mit seinem Auto in bzw. vor eine Menge von „Swifties“ vor dem Ernst-Happel-Stadion zu rasen, die beim Kartenkauf leer ausgegangen waren und sich draußen versammelt hätten. Ziel sei gewesen, möglichst viele Menschen mit einem Sprengsatz sowie Hieb- und Stichwaffen zu töten. Der österreichische Staatsbürger wurde am Mittwoch an seinem Wohnort in Ternitz (Bezirk Neunkirchen) festgenommen.

Das nordmazedonische Innenministerium hat auf Antrag der österreichischen Behörden Untersuchungen zu dem Hauptverdächtigen im vereitelten Terroranschlag in Wien eingeleitet. Laut Medienberichten in Skopje stammt die Familie des 19-jährigen Mannes aus Gostivar, einer Stadt im Westen des Landes, in der vor allem die albanische Volksgruppe lebt. Ob sich der in Österreich geborene junge Mann zeitweise auch in der Heimat seiner Eltern aufhielt, war zunächst allerdings nicht bekannt.

Hintergrund des Hauptverdächtigen

Der Nordwesten Nordmazedoniens war im Jahr 2002 Schauplatz eines bewaffneten Konfliktes zwischen albanischen bewaffneten Gruppen und Sicherheitskräften. Die Konflikte, die teils auch religiös geprägt waren, wurden durch das Ohrid-Abkommen Mitte des Jahres beendet, welche der albanischen Volksgruppe, die ein Viertel der Landesbevölkerung ausmacht, größere Rechte einräumte. Das Entgegenkommen der Regierung führte zum Abbau der Spannungen zwischen beiden Volksgruppen. Allerdings ist der Konsens immer noch relativ brüchig.

Die ethnischen Mazedonier sind christlich-orthodox, während die Albaner mehrheitlich muslimisch sind.

Am selben Tag in Wien in Gewahrsam genommen wurde ein 17-Jähriger aus dem Umfeld des Hauptverdächtigen, wobei der Bursche mit türkisch-kroatischen Wurzeln dem Staatsschutz bereits bekannt war. Er war seit wenigen Tagen bei einem Facility-Unternehmen im Happel-Stadion angestellt. Verteidiger Nikolas Rast stellte in Abrede, dass sein Mandant mit Terrorismus und Anschlagsplänen etwas zu tun habe.

Auch ein 15-Jähriger hatte sich zunächst in polizeilicher Anhaltung befunden. Nach Informationen vom Donnerstagabend gilt der Bursche aber nicht als tatverdächtig. Er wird in dem Verfahren nicht als Beschuldigter geführt, sondern wurde als Zeuge vernommen. Der Teenager dürfte mit seiner Aussage die Verdachtslage gegen den 19-Jährigen bestätigt haben.

Bei der Verhinderung eines Terroranschlags auf die mittlerweile abgesagten Taylor Swift-Konzerte in Wien hat das Bundesheer eine entscheidende Rolle gespielt: Laut Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) kamen die Hinweise zum Heeresnachrichtenamt, das die Information dann mit der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) geteilt hat. Nach APA-Informationen hat der Bundesheer-Geheimdienst entsprechende Tipps von zwei befreundeten ausländischen Nachrichtendiensten bekommen.

Die Informationen gelangten im aktuellen Fall über das Heeresnachrichtenamt an den zivilen heimischen Geheimdienst DSN. APA-Recherchen zufolge hat das Heeresnachrichtenamt vor etwa zehn bis 14 Tagen Informationen von zwei befreundeten militärischen Nachrichtendiensten aus dem Ausland bekommen. Diese Informationen sollen noch recht unkonkret gewesen sein, weshalb das Heeresnachrichtenamt weitere Recherchen anstellte und das Ergebnis schließlich der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst übergab, die sich weiter darum kümmerte.